Innovationen Katars Wüste soll Millionen Menschen ernähren

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Keine Subventionen

Die größten Ernährungsmythen
Verlängern Chili-Schoten das Leben? Quelle: REUTERS
Schokolade Quelle: dpa
Je mehr Vitamine desto besser Quelle: dpa
Brot macht dick und ist ungesundGerade für die Verfechter kohlehydratarmer Nahrung steckt der Teufel im Brot: Es mache dick und trage sogar Mitschuld an Diabetes. Das ist so allerdings nicht richtig: Gerade Vollkornbrot (echtes Vollkornbrot, kein mit Malz eingefärbtes Weißbrot) hat sehr viel Ballaststoffe. Die sind gesund und machen satt. Außerdem liefert es verschiedene Vitamine sowie Iod, Flur, Magnesium und Zink. Quelle: dpa
"Light", "Leicht" oder "Fettarm" - das ist gut für die schlanke LinieDie Lebensmittelindustrie hat den Trend zu bewusster Ernährung entdeckt und nutzt ihn mit Fitness- und Wellness-Begriffen gezielt aus. Doch die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt: Oft werden so Lebensmittel beworben, die alles andere als kalorienarm sind. Der Verein hat das Nährwertprofil von sogenannten Fitness-Müslis, Wellness-Wasser oder Joghurt-Drinks überprüft und kam zu dem Ergebnis, dass die scheinbar "gesunden" Lebensmittel Softdrinks oder Fast-Food-Snacks beim Zucker-, Salz- oder Fettgehalt oftmals in nichts nachstehen. Bei fettarmen Produkten wird der Geschmacksmangel häufig durch zahlreiche andere Inhaltsstoffe, etwa Stärke und Zucker, ausgeglichen - der Kaloriengehalt unterscheidet sich kaum, ist manchmal durch den hohen Zuckergehalt sogar höher - und gesund ist das Light-Produkt noch lange nicht. Quelle: dpa
Kartoffeln machen dick Quelle: dpa
Öko-Lebensmittel sind gesünder Quelle: dpa

Das Wüstengemüse ist dabei sogar vergleichsweise billig: Denn das Ozeanwasser ist kostenlos, und das thermische Solarkraftwerk liefert, einmal abbezahlt, die Energie für die Entsalzung fast kostenlos. Schon nach fünf Jahren, sagt der Ex-Banker, haben sich die Investitionskosten der Anlage amortisiert. Mit neuen Kühltechniken für die Gewächshäuser könnte das künftig noch schneller gehen, hofft er.

Im Blick hat er dabei die Kühlanlagen des israelischen Unternehmens Adventix. Sie verbrauchen zwischen 30 und 50 Prozent weniger Strom als herkömmliche Geräte. Bisher wird die Luft mit viel Energieaufwand weit unter die gewünschte Temperatur gekühlt, um ihr Feuchtigkeit zu entziehen. Dann wird sie wieder erwärmt. Adventix entzieht der Luft die Feuchtigkeit Strom sparend durch eine Salzlauge. In den Fabriken des Mischkonzerns Procter & Gamble tut die Technik von Adventix schon ihren Dienst. Saumweber hofft mit dieser und anderen neuen Technologien die Kosten seiner Gewächshäuser noch um bis zu 20 Prozent zu senken.

Für Fahad Al-Attiya, den Leiter des Food Security Program in Katar, sind das gute Nachrichten. Denn die Landwirtschaft im Wüstenstaat soll nicht subventioniert werden, sondern mit den Preisen auf dem Weltmarkt konkurrieren können. Fördern will der Staat die eigene Landwirtschaft aber mit festgelegten Abnahmemengen, sodass Investitionssicherheit für die Wüstenbauern herrscht.

Dass sich Investoren für Projekte wie in Katar finden, hat der Ex-Banker Saumweber gezeigt. Für mehr als 25 Millionen Euro baut er in Australien auf 200.000 Quadratmetern neue Gewächshäuser und ein Solarkraftwerk mit 35 Megawatt Leistung, das nach seiner Fertigstellung dabei hilft, täglich zwei Millionen Liter Meerwasser zu entsalzen. Allein 15.000 Tonnen Tomaten im Jahr kann Saumweber dann ernten.

Auch in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gehen demnächst erste Sundrop-Farmen in Betrieb.

Felder in der Größe Berlins

Aber in Katar will man noch weiter gehen und hat schon zusätzliche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung im Blick: vor allem bei der Meerwasserentsalzung.

Als besonders zukunftsträchtig sieht man in Katar eine Entwicklung, die der Münchner Technikriese Siemens derzeit in Singapur vorantreibt. Dessen Ingenieure bauen dort eine erste Großanlage, die Meerwasser unter Strom setzt und durch elektrische Felder das Salz separiert. Herkömmliche Entsalzer pressen entweder das Wasser mit hohem Druck durch feinste Membranen oder erhitzen es, sodass es verdampft und das Salz zurückbleibt.

Um 1000 Liter aufzubereiten, brauchen diese Verfahren mehr als drei Kilowattstunden Strom – bei Siemens soll die Hälfte reichen.

Allein die Gewächshäuser einer Wüstenfarm, die nur 100.000 Menschen ernährt, würden täglich mehr als 50.000 Liter Wasser verbrauchen.

Aber nicht nur darüber zerbricht man sich in Katar den Kopf, sondern auch über die Frage, was mit den Bergen von Salz geschehen soll, die bei der Wasseraufbereitung entstehen. Geringe Mengen nutzen derzeit noch die Düngemittelproduzenten. Als Abnehmer hofft Al-Attiya künftig aber auf Chemieriesen wie den US-Konzern Dow Chemical – der könnte das Salz zu Kunststoff weiterverarbeiten.

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