Die Forscher warfen einen Blick darauf, wo besonders große potenzielle Reserven liegen, die besser ungefördert bleiben sollten: Demnach sollte der Großteil der Kohlereserven in China, Russland und den USA nicht genutzt werden. Ebenso rund 260 Milliarden Barrel Öl im Mittleren Osten. "Das entspricht von der Menge her etwa den kompletten Ölreserven Saudi Arabiens", erläutert McGlade.
Zusätzlich sollten mehr als 60 Prozent der Gasreserven im Mittleren Osten im Boden gelassen werden. Der Mittlere Osten hält etwa die Hälfte der globalen Gasreserven. Schaut man etwa nach Europa, haben die Länder zwar geringere Reserven - wegen eines besseren Kosten-Nutzen-Verhältnisses können sie aber einen größeren Anteil davon nutzen. Hier muss etwa durch kürzere Wege zwischen Förderung und Verbrauch weniger zusätzliche Energie in den Transport gesteckt werden.
Der Klimawandel in Zahlen
Um 70.000 km² – das entspricht etwa der Größe Bayerns – ist der Eispanzer der Arktis in diesem Sommer gegenüber 2007 geschrumpft. 2050 könnte das nördliche Polarmeer im Sommer eisfrei sein.
Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980. In Asien legte sie um das Vierfache, in Europa um das Zweifache zu.
Rund ein Drittelsaurer sind die Meere geworden. Folge: Korallen, Muscheln und Fische wachsen langsamer. Bis 2100 könnte die Versäuerung um 150 Prozent steigen.
0,4°C ist die Erde seit 1980 wärmer geworden. Bis 2100 könnte sich das Klima um rund vier Grad aufheizen.
Um 5 cm sind die Meeresspiegel seit 1990 im Mittel gestiegen. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad werden die Pegel wahrscheinlich um 2,7 m höher sein.
Um 15 Prozent sinkt die Reisproduktion bis 2050 in den Entwicklungsländern als Folge der globalen Erwärmung. Bei Weizen werden 13 Prozent weniger geerntet werden.
Die Kohlereserven sollten laut den Berechnungen von allen fossilen Energieträgern am wenigsten genutzt werden: weltweit sollten 82 Prozent im Boden verbleiben. Das liegt daran, dass beim Brennstoff Kohle pro gewonnener Energieeinheit wesentlich mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als bei Gas oder Öl. Allein in den USA und den Ländern der früheren Sowjetunion sollten 200 Gigatonnen Kohle bis 2050 nicht verbrannt werden. Die gleiche Menge sollten China und Indien unangetastet lassen.
Jegliche Vorkommen, die in der Arktis vermutet werden, müssten als "nicht nutzbar" deklariert werden, so die Forscher. Dies sei eine rein ökonomische Kosten-Nutzen-Berechnung. Die Computermodelle zeigen also auf, welche Reserven in welchen Regionen am günstigsten ausgebeutet werden können.
"Die ökologischen Folgen, etwa einer Ausbeute der Reserven in der Arktis, haben wir nicht mit einbezogen - diese könnten durchaus verheerend sein. Dazu muss man nur an den Golf von Mexiko und die Deepwater-Horizon-Katastrophe denken."
Wenn bislang ungenutzte Reserven abgebaut oder neue Quellen gesucht und gefunden würden, müsse man sich eben immer fragen: Wenn ich diese Quelle ausnutzen möchte, welche andere lasse ich dafür ungenutzt? Eine spannende Frage auch und vor allem für die Politik, wenn es etwa darum geht, ob Fracking angewendet werden soll oder nicht. Jede zusätzliche Förderung von eigentlich schwer erreichbaren Reserven wie in Gestein gebundenes Schiefergas führt dazu, dass das CO2-Budget für die Klima-Ziele strapaziert wird.