Kampf gegen Klimawandel "Wir haben mehr fossile Energie, als wir verbrennen dürfen"

Das Öl wird irgendwann zu Ende gehen, so die große Angst. Doch die Verbrennung fossiler Energien belastet unser Klima stark. Eine Studie zeigt, wie wenig davon wir überhaupt noch nutzen dürfen - und wo.

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Wer darf noch wie viel seiner fossilen Energiequellen verfeuern? Eine neue Studie gibt Antworten. Quelle: dpa

Der Energiehunger wächst stetig. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet, dass der Energieverbrauch im Jahr 2050 um rund 80 Prozent höher liegen wird als heute - mit katastrophalen Folgen für das Klima.

Denn auch, wenn Deutschland verstärkt auf erneuerbare Energien setzt, folgt der Rest der Welt noch lange nicht. Die OECD erwartet daher, dass sich der globale Energiemix, also die Zusammensetzung unserer Energiequellen, nicht wesentlich verändern wird. Auf erneuerbare Energieträger wie Solar- oder Windkraft sowie Biokraftstoffe dürften bis 2050 nur rund 10 Prozent entfallen.

Aus diesen Gründen schwitzt die Erde

Zugleich schreitet die Ausbeutung der natürlichen Energiereserven mit aggressiven und umstrittenen Methoden wie etwa dem Fracking weiter voran, um auch das letzte bisschen fossile Energie aus der Erde zu holen. Eine neue Studie, die im britischen Fachjournal "Nature" veröffentlicht wird, zeigt nun, wie dringlich der Umstieg auf erneuerbare Energieträger ist, um den Ausstoß des Treibhausgases CO2 zu reduzieren. Denn wenn die voranschreitende Klimaerwärmung noch gebremst werden soll, dürfen längst nicht alle Reserven, die förderbar wären, auch genutzt werden.

Ausbeute unvereinbar mit Klimazielen

Wie die Forscher des University College London UCL Institute for Sustainable Resources errechneten, müssen sogar erhebliche Mengen an Öl, Gas und Kohle ungenutzt bleiben, um den Klimawandel aufzuhalten. Bis zum Jahr 2050 müssen demnach ein Drittel der Ölreserven, die Hälfte der Gasreserven und sogar 82 Prozent der derzeit noch vorhandenen Kohlereserven im Boden verbleiben, um das politisch vorgegebene Ziel, die Erderwärmung unterhalb von zwei Grad Celsius zu halten, überhaupt noch erreichen zu können.

Für ihre Berechnungen nutzten die Forscher mathematische Modelle, die die Kosten und Nutzen der Förderung gegenüberstellten und auch den CO2-Ausstoß durch die Verbrennung einbezogen. Der leitende Studienautor Christophe McGlade erklärte: "Wir haben jetzt greifbare Zahlen über die Mengen und Lagen fossiler Energieträger, die für das Zwei-Grad-Temperatur-Limit unberührt bleiben sollten."

Wer den Öl- und Gasmarkt dominiert
Stürmische Zeiten: Trotz der weltweiten Wirtschaftsflaute fahren die größten Ölkonzerne der Welt satte Gewinne ein. Der Energie-Informationsdienst Oilandgasiq hat die zehn größten Öl- und Gaskonzerne nach dem täglichen Fördervolumen zusammengestellt. Stand: Mai 2013 Quelle: REUTERS
Platz 10: Kuwait Petroleum Corporation (KPC)Den letzten Rang unter den Top-10 Ölkonzernen der Welt erreicht der staatliche Ölförderer von Kuwait. Die Kuwait Petroleum Corporation ging aus der Anglo-Persian Oil (heute BP) und Gulf Oil (heute Chevron) hervor. Die Kuwaitis beschäftigen 15.800 Menschen und fördern 3,2 Millionen Fass Öl am Tag. Ein Fass oder Barrel entspricht rund 159 Litern. Im Golfkrieg in den 1990ern setzten irakischen Streitkräfte mehr als 700 kuwaitische Ölquellen in Brand. Quelle: PR
Platz 9: ChevronDie Wurzeln des drittgrößten Unternehmens der USA reichen bis 1879 zurück, als die Pacific Coast Oil Company gegründet wurde. Später schluckte Standard Oil das Unternehmen und nannte es SoCal. 1984 schlossen sich dann SoCal und Gulf Oil unter dem Namen Chevron zusammen. Die Kalifornier fördern 3,5 Millionen Barrel am Tag. Rund 62.000 Menschen arbeiten weltweit für den Konzern. Quelle: REUTERS
Platz 8: PemexMexiko verstaatlichte 1938 die gesamte Ölindustrie. Heute gilt der Energieriese als eines der größten Unternehmen Lateinamerikas und größter Steuerzahler Mexikos. Die 138.000 Mitarbeiter fördern 3,6 Millionen Fass Öl am Tag. Quelle: REUTERS
Platz 7: Royal Dutch Shell Der siebtgrößte Ölförderer der Welt entstand 1907 aus dem Zusammenschluss einer niederländischen und einer britischen Firma. Der weltweit bekannte Konzern setzte sich 2012 mit einer Marktkapitalisierung von 140 Milliarden Dollar an die Spitze des britischen Leitindex FTSE. Mit 87.000 Angestellten fördert der Multi 3,9 Millionen Barrel Öl am Tag. Quelle: REUTERS
Platz 6: BPAuf eine lange Historie blickt auch British Petroleum, kurz BP, zurück. Die Burmah Oil Company ging 1909 in der Anglo-Persian Oil Company auf, die später zur Anglo Iranian Oil und schließlich zu BP wurde. Einen schweren Schlag erhielt der Konzern, als eine Explosion auf der Plattform Deepwater Horizon 2010 mehrere Arbeiter töte. Das auslaufende Öl verseuchte den Golf von Mexiko und richtete eine der größten Umweltkatastrophen an. Der Konzern wurde zu Milliardenstrafen und Entschädigungen verurteilt. Weitere Prozesse laufen. BP beschäftigt 85.700 Menschen und fördert 4,1 Millionen Fass Öl am Tag. Quelle: dapd
Platz 5: PetrochinaDen fünften Rang unter den größten Energiekonzernen der Welt hat Chinas Petrochina erobert. Die Karriere des erst 1999 gegründeten Unternehmens ist steil. Der staatseigene Konzern fördert mit 550.000 Arbeitern 4,4 Millionen Barrel. Quelle: REUTERS

Die Politik müsse endlich verstehen, dass das Streben nach einer Ausbeute der fossilen Energiereserven ihrer Länder bis zum letzten Tropfen "völlig unvereinbar" mit den Klimazielen sei. Letztere besagen, dass ein Temperaturanstieg um zwei Grad gegenüber der weltweiten Durchschnittstemperatur der vorindustriellen Zeit für die Erde gerade noch vertretbar ist.

Um auch nur eine 50-prozentige Chance zu haben, dieses ambitionierte Ziel noch zu erreichen, muss der weltweite Ausstoß von CO2 stark heruntergefahren werden. Schätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gehen davon aus, dass hierfür zwischen 2011 und 2050 nur rund 1100 Gigatonnen CO2 freigesetzt werden dürfen - also ein begrenztes Budget. Aktuellen Schätzungen zufolge würde durch die fossilen Energiereserven, die derzeit bekannt und unter ökonomischen wie technologischen Gesichtspunkten als förderbar anzusehen sind, etwa das Dreifache an klimaschädlichem Gas freigesetzt. Daraus folgt: Wir dürfen das, was an Öl, Gas oder Kohle abbaubar wäre, gar nicht nutzen.

Besonders wenig Kohle nutzbar

Die Forscher warfen einen Blick darauf, wo besonders große potenzielle Reserven liegen, die besser ungefördert bleiben sollten: Demnach sollte der Großteil der Kohlereserven in China, Russland und den USA nicht genutzt werden. Ebenso rund 260 Milliarden Barrel Öl im Mittleren Osten. "Das entspricht von der Menge her etwa den kompletten Ölreserven Saudi Arabiens", erläutert McGlade.

Zusätzlich sollten mehr als 60 Prozent der Gasreserven im Mittleren Osten im Boden gelassen werden. Der Mittlere Osten hält etwa die Hälfte der globalen Gasreserven. Schaut man etwa nach Europa, haben die Länder zwar geringere Reserven - wegen eines besseren Kosten-Nutzen-Verhältnisses können sie aber einen größeren Anteil davon nutzen. Hier muss etwa durch kürzere Wege zwischen Förderung und Verbrauch weniger zusätzliche Energie in den Transport gesteckt werden.

Der Klimawandel in Zahlen

Die Kohlereserven sollten laut den Berechnungen von allen fossilen Energieträgern am wenigsten genutzt werden: weltweit sollten 82 Prozent im Boden verbleiben. Das liegt daran, dass beim Brennstoff Kohle pro gewonnener Energieeinheit wesentlich mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als bei Gas oder Öl. Allein in den USA und den Ländern der früheren Sowjetunion sollten 200 Gigatonnen Kohle bis 2050 nicht verbrannt werden. Die gleiche Menge sollten China und Indien unangetastet lassen.

Jegliche Vorkommen, die in der Arktis vermutet werden, müssten als "nicht nutzbar" deklariert werden, so die Forscher. Dies sei eine rein ökonomische Kosten-Nutzen-Berechnung. Die Computermodelle zeigen also auf, welche Reserven in welchen Regionen am günstigsten ausgebeutet werden können.

Die größten Ölreserven der Welt
Eine Frau trocknet Wäsche auf einer Erdöl-Pipeline Quelle: ASSOCIATED PRESS
Libyen Quelle: REUTERS
Logo von Rosneft Quelle: ITAR-TASS
Ölraffinerie in den Vereinigten Arabischen Emiraten Quelle: AP
Ktar Quelle: REUTERS
Kuwait Quelle: REUTERS
Irak Quelle: REUTERS

"Die ökologischen Folgen, etwa einer Ausbeute der Reserven in der Arktis, haben wir nicht mit einbezogen - diese könnten durchaus verheerend sein. Dazu muss man nur an den Golf von Mexiko und die Deepwater-Horizon-Katastrophe denken."

Wenn bislang ungenutzte Reserven abgebaut oder neue Quellen gesucht und gefunden würden, müsse man sich eben immer fragen: Wenn ich diese Quelle ausnutzen möchte, welche andere lasse ich dafür ungenutzt? Eine spannende Frage auch und vor allem für die Politik, wenn es etwa darum geht, ob Fracking angewendet werden soll oder nicht. Jede zusätzliche Förderung von eigentlich schwer erreichbaren Reserven wie in Gestein gebundenes Schiefergas führt dazu, dass das CO2-Budget für die Klima-Ziele strapaziert wird.

Warnung an Investoren in Öl und Co.

Neue Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2, die in den kommenden Jahrzehnten möglicherweise eingesetzt werden können, erhöhten die nutzbaren Mengen fossiler Energieträger nur leicht, schreiben die Forscher weiter. Das Vorhaben ist, mit sogenannter CCS-Technologie (für Carbon Dioxide Capture and Storage) das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid nicht mehr in die Atmosphäre entweichen zu lassen, sondern einzulagern. Bei der Verbrennung von Biomasse hoffe man, ab 2050 sogar "negative Emissionen" zu erreichen, erklärte McGlade. Weil Pflanzen für ihr Wachstum CO2 einlagern, könne beim Einsatz von Biomasse in CCS-Kraftwerken der Atmosphäre wieder entzogen werden. So weit die Theorie.

Die gefährdetsten Länder der Welt
Platz 19: GambiaDas westafrikanische Land mit seinen rund 1,93 Millionen Einwohnern (Schätzung 2014) birgt laut dem Weltrisikoindex eine Gefährdung von 25,82 Prozent. Das Gesamtrisiko liegt bei 12,07. Weil die gambische Regierung den Kontakt zu allen ausländischen Staatsbürgern in gambischen Gefängnissen untersagt, und ein hohes Potenzial für Terroranschläge in der gesamten westafrikanischen Region herrscht, hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen. "Es kann zu willkürlichen Verhaftungen" kommen, warnt die Behörde. Zudem wird grundsätzlich empfohlen, bei Einbruch der Dunkelheit vorsichtig zu sein. Quelle: AP
Platz 20: JamaikaDas Auswärtige Amt warnt davor, zwischen Juni und November nach Jamaika zu reisen. Wie überall in Zentralamerika, der Karibik und den südlichen Bundesstaaten der USA ist zu dieser Zeit Wirbelsturmsaison. Reisende müssen mit Tropenstürmen, starken Regenfällen und sogar mit Erdrutschen rechnen. Laut den Wissenschaftlern, die an dem Weltrisikoindex arbeiten, ist jeder vierte Mensch auf Jamaika potenziell Naturgefahren – in diesem Fall Stürmen – ausgesetzt. Die Gefährdungsstufe gilt somit als hoch. Quelle: AP
Platz 18: VietnamVietnam wird ebenfalls wegen der Naturgefahren als hoch riskant eingestuft. Immer wieder kommen bei heftigen Regenfällen, die zu Hochwasser führen, mehrere Dutzend Menschen ums Leben. 2013 etwa mussten Hunderttausende Menschen wegen der akuten Gefährdung durch den Wirbelsturm „Haiyan“ evakuiert werden. „Haiyan“ hatte auf den Philippinen ein Chaos angerichtet und tausende Menschen das Leben gekostet. Jeder vierte Vietnamese ist potenziell Überschwemmungen ausgesetzt. Auch der Meeresspiegelanstieg bereitet den Forschern Sorgen. Zudem sind die Vietnamesen nicht besonders gut an diese Gegebenheiten angepasst. So gibt es kaum Absicherungen im Wasserbereich. Die staatlichen Ausgaben für die Gesundheit der Bevölkerung sind ebenfalls niedrig.Foto: 兵庫胡志明倶楽部 - 兵庫胡志明倶楽部, lizenziert unter Creative Commons Quelle: Creative Commons
Platz 17: JapanDas einzige Industrieland unter den gefährdetsten Ländern weltweit ist Japan. Nicht erst der Gau in Fukushima zeigte das. Japan wird immer wieder durch Erdbeben und Stürme heimgesucht. Außerdem ist der Meeresspiegelanstieg bedrohlich. Nahezu die Hälfte der Japaner ist Naturgefahren ausgesetzt. Laut dem Weltrisikobericht hat es Japan geschafft, die Risiken durch gute Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten zu begrenzen. Außerdem habe sich das Land den Gegebenheiten der Naturgefahren gut angepasst. Gerade die neueren Gebäude sind erdbebensicher gebaut: Sie verfügen über eine Vielzahl von Fluchtwegen und die Baumaterialien sind so gewählt, dass sie auf ein Erdbeben möglichst flexibel reagieren können. Auch werden regelmäßig Katastrophensituationen simuliert, so dass die Bevölkerung im Ernstfall gewappnet ist. Trotz all dieser Vorsichtmaßnahmen kommt es immer wieder zu zahlreichen Opfern im Katastrophenfall. Quelle: dpa
Fidschi Quelle: AP
Platz 15: Guinea-BissauDas kleine, afrikanische Land zwischen Guinea und Gambia ein hohes Katastrophenrisiko und gehört ebenso zu den Ländern mit dem größten Hungerproblem auf der Welt. Zudem befindet es sich seit August 2015 in einer politischen Krise, warnt das Auswärtige Amt - am 13. August war die Regierung durch den Staatspräsidenten abgesetzt worden. Mögliche Folgen der politischen Unsicherheit sind deshalb derzeit nicht absehbar. "Gewaltsam eskalierende Demonstrationen können nicht ausgeschlossen werden", warnt die Behörde. Zudem zählt Guinea-Bissau zu den ärmsten Ländern der Welt, hat eine hohe Armutskriminalität und schlechte Hygienestandards. Quelle: AP
Platz 14: NicaraguaNicaragua liegt am sogenannten pazifischen Feuerring, wo es in regelmäßigen Abständen zu heftigen Erdbeben kommt. Erst im April dieses Jahres kam es zu einer Reihe von Erdbeben, bei denen zwei Menschen starben und mehrere Tausend ihre Häuser verloren. Zudem gefährden Vulkanausbrüche das Land. So galt im April der Vulkan Momotombo (im Bild), der in der Nähe mehrerer Städte liegt, als ausbruchgefährdet. Wäre er ausgebrochen, wären 60.000 Menschen in Lebensgefahr gewesen. Laut den Forschern des Weltrisikoindex ist etwa jeder vierte Bewohner Nicaraguas solchen Gefahren ausgesetzt. Da das Land zudem schlecht an diese Gegebenheiten angepasst ist und die Chancen, schnell und effizient auf eine Katastrophe zu reagieren, gering sind, gilt es als äußerst risikoreich.Foto: dalbera, lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons

Die Berechnungen zeigten nun, dass selbst unter Nutzung solcher CCS-Technologien nur etwa sechs Prozent mehr Kohle verbraucht werden dürfte. Der förderbare Gas- und Öl-Anteil steige um gerade einmal zwei Prozent. Dass diese Auswirkungen so gering seien, habe die Forscher selbst überrascht, erklärte McGlade. Das Problem sei, dass diese Technologie eben noch nicht in großem Stil kommerziell einsetzbar sei. Für ihre Untersuchung nahmen die Forscher an, dass der großtechnische Einsatz in Kraftwerken ab dem Jahr 2025 machbar sein wird - einige Kollegen hielten aber selbst dies für zu optimistisch, schränkte McGlade weiter ein.

Investoren sollten Strategie überdenken

Co-Autor Paul Ekins sprach bei der Vorstellung der Studie vor Journalisten in London auch warnende Worte an Investoren aus, die Geld etwa in Ölfirmen stecken: Allein im Jahr 2013 seien mehr als 562 Milliarden Euro in die Suche und Ausbeute neuer fossiler Energiequellen gesteckt worden. "Aber warum tun sie das", fragte Ekins. Weil mehr fossile Energien im Boden steckten, als wir uns zu verbrennen leisten können, seien die Unternehmen dringend gefordert, diese Strategie zu überdenken.

Es sei wahrscheinlich, dass die Politik am Zwei-Grad-Limit festhalte, da immer mehr Menschen die negativen Auswirkungen des Klimawandels leidvoll zu spüren bekämen, betonte er. "Und auch die Investoren in solche Firmen sollten ihre Geldanlage überdenken", mahnte Ekins. Für langfristige Geldanlagen würden diese Unternehmen zunehmend riskanter. "Gewissenhafte Investoren, die auf das Feld Energie setzen, sollten das Geld zunehmend in solche mit geringem CO2-Ausstoß stecken", so Ekins.

Die Stärke der Studie liege in der detaillierten regionalen Aufspaltung der Analyse, die es so zuvor noch nicht gegeben habe, sagt Michael Jakob vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Gemeinsam mit Jérôme Hilaire vom gleichen Institut hat der Klimaforscher auch einen Kommentar zu der „Nature“-Studie geschrieben. „Eine erfolgreiche Klimapolitik ist letztlich eine Frage der Entschädigung“, sagt Jakob. „Einige Entwicklungsländer fragen sich natürlich, warum sie ihre vorhandenen Reserven ungenutzt lassen sollten, wenn dies doch ihr vorrangiges Ziel - die Bekämpfung der Armut - erschwert.“

Nur ein globales Klimaübereinkommen, das Verlierer entschädige und von allen Teilnehmern als gerecht empfunden werde, könne auf lange Sicht die Nutzung fossiler Energieträger streng begrenzen, heißt es in dem Kommentar. Künftige Technologien zum CO2-Entzug aus der Atmosphäre könnten es möglicherweise erlauben, auch nach 2050 weitere fossile Reserven zu verbrennen, es sei jedoch noch sehr unsicher, etwas über diese Verfahren zu sagen.

Das Fazit der Studienautoren: Die Angst davor, dass uns die fossilen Energieträger ausgehen, ist in einer Welt, die Klimazwängen unterworfen ist, nicht länger relevant. Denn große Teile bereits verfügbarer Reserven und noch in viel größerem Maße bislang unerreichbare oder unentdeckte Quellen dürfen gar nicht angetastet werden, wenn wir den globalen Temperaturanstieg im Zaum halten wollen.

Mit Material von dpa

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