Klimaschutz Die globale Ohnmacht

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Konsum

Radfahrer auf dem Spree-Uferweg Quelle: dpa

5. Verbraucher lieben alles, was grün ist. Verbessert das zumindest die private Klimabilanz?

Werner Schulz ist nicht nur Deutschlands grünster Professor. Wohl keiner kennt das ökologische Gewissen der Deutschen besser als er. Schulz lehrt Umweltmanagement an der Universität Hohenheim und analysiert seit Jahren, wie stark Verbraucher bei Konsumentscheidungen auf Umwelt- und Klimaschutz achten. Er selbst geht mit bestem Beispiel voran: Er fährt einen sparsamen VW Golf, hat sein Haus isoliert, isst weniger Fleisch, fliegt weniger und kauft regionale Produkte. Mittlerweile arbeitet sein gesamter Lehrstuhl klimaneutral, weil das Institut Geld in ein Projekt für CO2-sparende Öfen in Eritrea investiert. Die Forschungsobjekte von Schulz sind dagegen weit entfernt davon, Saubermänner zu sein. Zwar wollen die Deutschen klimabewusst leben – doch ihre Realität sieht anders aus. So hat sich laut Statistischem Bundesamt ihr CO2-Fußabdruck seit 2000 nur um sieben Prozent reduziert, vor allem wegen höherer Preise für Öl und Gas – weniger aus Sorge um das Klima.

In den USA emittieren Haushalte sogar mehr CO2 als vor zehn Jahren. Dabei könnte schon eine spritsparende Fahrweise – der richtige Reifendruck, passende Schaltvorgänge und reduziertes Tempo – bis zu 15 Prozent CO2 sparen, hat Schulz errechnet. Dennoch: Jetzt sind mehr Verbraucher bereit, für den Klimaschutz tiefer in die Tasche zu greifen: Acht Prozent der Haushalte beziehen Ökostrom, und im vergangenen Jahr kompensierten Flugpassagiere mehr als 90 000 Mal ihren Kohlendioxidausstoß. Dabei zahlen Reisende pro Tonne CO2 rund 20 Euro an Organisationen wie Atmosfair, die damit Klimaprojekte in Indien und Afrika unterstützen. Ein CO2-freier Flug von Frankfurt nach Tokio kostet so 160 Euro mehr. Aber was ist das schon für ein gutes Gewissen?

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