Klimawandel „Natürlich gibt es Unsicherheiten“

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„Niemand weiß, wie sich die Erde 2100 verhält“

Ein riesiges Eisstück bricht im Jahr 2007 am weltberühmten Perito Moreno Gletscher in Patagonien, Argentinien ab. Orphal: „Wir müssen die Unsicherheiten in der Klimaforschung noch klarer kommunizieren.“ Quelle: dpa

Nun geben auch Skeptiker wie Vahrenholt zu, dass Treibhausgase die Erde erwärmen - aber nur um höchstens ein Grad. Wie kommt es zu den Vorhersagen des Weltklimarates, dass sich die Erde künftig um bis zu sechs Grad erwärmen könnte?
Das hängt unter anderem mit den schon angesprochenen Rückkoppelungseffekten zusammen. Sie sind es, die die vom CO2 ausgelöste Erwärmung noch verstärken. Dazu gehört zum Beispiel die eben erwähnte Wolkenbildung. Allerdings sind diese Rückkopplungseffekte eine der größten Unsicherheiten in der Klimawissenschaft. Deshalb wird darüber derzeit sehr viel geforscht.

Das bedeutet, die Wissenschaftler sind noch gar nicht sicher, wie stark diese Effekte eigentlich sind?
So ist es. Zwar zeigen die heutigen Modelle ohne Ausnahme eine starke Zunahme der Temperatur im kommenden Jahrhundert, und belegen auch mit großer Sicherheit, dass der Mensch für die bislang beobachteten Veränderungen maßgeblich verantwortlich ist. Im Weltklimarat (IPCC) und vielen anderen großen internationalen Initiativen werden jetzt aber hochkomplizierte Computermodelle des Klimasystems und Messungen verglichen, um diese Rückkoppelungseffekte noch besser zu verstehen und ihre Auswirkungen quantitativ abzuschätzen. Es geht ja vor allem darum, wie zuverlässig diese Modelle für Vorhersagen sind.

Bildergalerie: Das sind die staubigsten Städte Deutschlands

Das sind die staubigsten Städte Deutschlands
Der Auto Club Europa hat die zehn deutschen Städte mit der größten Feinstaub-Belastung aufgelistet. An manchen Städten werden laut der Studie die gesetzlichen Vorgaben beim Jahresmittelwert sowie beim Tagesmittelwert um ein Vielfaches überschritten. Die Grenzwerte für Feinstaub sind innerhalb des Immissionsschutzgesetzes festgeschrieben. Demnach darf der Jahresmittelwert 40 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) nicht überschreiten - beim Tagesmittelwert liegt die Grenze bei 50 µg/m³. Der Tageswert darf nicht öfter als an 35 Tagen im Kalenderjahr überschritten werden. Positivbeispiele zeigt die Liste der zehn deutschen Städte mit der reinsten Luft. Die Rankings erfolgen nach dem jeweiligen Jahresmittelwert. Quelle: dpa
Platz 10: Eröffnet wird die Liste der am meisten durch Feinstaub belasteten Städte von Ludwigsburg. 2010 wurde dort 54 Mal der Tagesgrenzwert von 50 µg/m³ überschritten - das ist 15 Mal öfter als erlaubt. Der Jahresmittelwert liegt mit 34 µg/m³ im Rahmen. Ludwigsburg ist nicht die einzige baden-württembergische Stadt auf der Negativ-Liste. Die Hälfte der staubigsten Städte liegt nämlich in dem vermeintlichen Musterländle. Quelle: dpa
Platz 9: Ob den Besuchern der Düsseldorfer Kö wohl bewusst ist, dass sie in einer der zehn staubigsten Städte Deutschlands shoppen? Wohl eher nicht. Aber tatsächlich wurde der Tagesgrenzwert von 50 µg/m³ in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt 2010 ganze 46 Mal überschritten - höchstens erlaubt sind aber 35 Mal. Immerhin liegt der Jahresmittelwert mit 35 µg/m³ noch im Rahmen. Quelle: dpa
Platz 7: Obwohl die Stadtverkehrsgesellschaft von Frankfurt (Oder) zu den Preisträgern von „Anspruchsvolle Umweltstandards im ÖPNV-Wettbewerb“ gehört, hat die brandenburgische Stadt dennoch mit ihrer Feinstubbelastung zu kämpfen. Die Zahl der Tageswerte über 50 µg/m³ liegt bei 57, obwohl laut Vorgabe nur 35 erlaubt sind. Der Jahresmittelwert liegt bei 35 µg/m³. Damit liegt Frankfurt (Oder) auf Rang 7 der staubigsten deutschen Städte - diese Position teilt es sich mit einer weiteren Stadt... Quelle: Flickr
Platz 7: Sicherlich hat die Sprengung der beiden Bausparkassen-Hochhäuser in der Innenstadt von Leonberg jede Menge Staub aufgewirbelt. Schuld an der hohen Feinstaubbelastung wird sie aber wohl nicht sein - schließlich fand die Sprengung bereits 2009 statt. Dennoch wurde 2010 der Tagesgrenzwert 57 Mal überschritten. Erlaubt wäre das laut der Vorgaben aber nur an 35 Tagen. Der Jahresmittelwert von Leonberg lag bei 36 µg/m³. Quelle: picture-alliance
Platz 6: Abgase und demnach eine hohe Feinstaubbelastung machen auch der baden-württembergischen Stadt Heilbronn zu schaffen. Zwar wird die jährlich zulässige Feinstaubbelastung mit einem Mittelwert von 36 µg/m³ nicht überschritten, allerdings liegt die Zahl der zulässigen Tageswerte über 50 µg/m³ auch hier über den Vorgaben. An 65 Tagen kam es zu einer Überschreitung - das sind 30 mehr als erlaubt. Quelle: ap
Platz 5: In Sachsen-Anhalt hat es Halle an der Saale auf die Negativliste der staubigsten Städte Deutschlands geschafft. Dort liegt der Jahresmittelwert bei 37 µg/m³. Der Tagesgrenzwert von 50 µg/m³ wurde 57 Mal überschritten. Quelle: flickr

Und, wie zuverlässig sind sie?
Das hängt neben den Rückkopplungen auch stark von anderen Parametern ab, darunter besonders die zukünftigen Emissionen von Treibhausgasen. Das Problem ist, dass wir die Zukunft niemals mit absoluter Sicherheit vorhersagen können. Die Modelle stützen sich auf gut dokumentierte Klimabeobachtungen in den vergangenen 100 Jahren und rechnen sie in die Zukunft weiter. Das ist die vernünftigste und zuverlässigste Methode. Aber ob die Erde sich bis 2100 genauso weiter verhält, wie sie es im 20. Jahrhundert getan hat, kann heute niemand vorhersagen.

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