Angesichts der verschärften Auflagen gerät die Kompressortechnik an ihre Grenzen. Denn auch die Alternativstoffe der derzeitigen chemischen Kühlmittel haben gravierende Nachteile: Ammoniak etwa ist giftig, und Butan entzündet sich leicht. Zudem sind die Sparpotenziale der Kompressoren nahezu ausgereizt.
Die aktuell beste Energieklasse A+++ lässt sich nur noch mit aufwendigen Einbauten erreichen, die sehr teuer sind, leicht zerbrechen und den Herstellern ein Dorn im Auge sind, weil sie dafür ihre Produktionsstraßen umrüsten müssen.
Die Kälteindustrie steckt in einer Zwickmühle: „Lediglich eine fundamental neue Technik kann den erforderlichen Sprung in der Energieeffizienz bringen“, sagt der Londoner Physiker Sandeman.
Sparsamer und preiswerter
Die Magnetkühlung könnte genau das leisten. Sie soll nicht nur sparsamer werden als alle heutigen Geräte auf dem Markt, sondern auch preiswerter. Bisher kostet die Herstellung eines A+++-Kühlschranks gegenüber einem A++-Modell rund 200 Dollar zusätzlich – Camfridge will diese Mehrkosten mit seiner Technik halbieren.
Verbraucher könnten pro Jahr und Haushalt Stromkosten von 50 Euro und mehr sparen, wenn sie ihre alten Geräte gegen die neue Technik austauschen. Auch Lebensmittelhersteller und der Einzelhandel sind an genügsameren Kühltruhen sehr interessiert. Deshalb etwa forschen auch Nahrungsmittelproduzenten wie Bonduelle aus Frankreich oder der niederländisch-britische Branchenriese Unilever an der innovativen Kältetechnik.
Wo man mit Magnetkühlung sparen könnte
Allein die USA könnten mit Magnetklimaanlagen in Büro- und Wohngebäuden 100 Milliarden Kilowattstunden Strom sparen - so viel wie 100 große Kohlekraftwerke produzieren.
Ein durchschnittlicher Supermarkt könnte mit der neuen Kühltechnik 18.750 Euro im Jahr sparen.
Mithilfe der Magnetkühlung könnte ein Mittelklassewagen 70 Liter Sprit jährlich einsparen. Kostenvorteil: Mehr als 110 Euro.
Ein Haushalt, der einen alten A+-Kühlschrank durch ein A+++-Gerät ersetzt, spart 95 Kilogramm CO2 (oder 46 Euro).
Sparpotenzial
Eine Beispielrechnung zeigt das Sparpotenzial: Die Kühlregale eines typischen Supermarkts verbrauchen laut Zahlen des Handelsverbands Deutschland 250.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Bei Durchschnittskosten von 15 Cent je Kilowattstunde, könnte ein Supermarkt jährlich fast 19.000 Euro sparen, wenn der Einsatz von Magnetkühlung den Verbraucht halbierte.
Auf gleiche Weise wollen die Pharmahersteller oder Rechenzentrumsbetreiber, die empfindliche Arzneien lagern oder ihre Server temperieren müssen, ihre Betriebskosten drastisch senken.
Sie alle möchten sich einen physikalischen Effekt zunutze machen, der in seinen Grundzügen seit 1881 bekannt ist. Damals stellte der deutsche Physiker Emil Warburg fest, dass sich bestimmte Materialien erwärmen, wenn sie in ein Magnetfeld eintreten, und sich wieder abkühlen, wenn sie es verlassen. Experten sprechen vom magnetokalorischen Effekt. Allerdings war das Metall Gadolinium, das Warburg verwendete, so rar und teuer, dass die Magnetkühlung lange Zeit nur ein interessantes Laborexperiment blieb.