Die Vorteile der Glashäuser: Der Anbau ist kaum vom Wetter abhängig, die klimatischen Bedingungen lassen sich optimal regeln. Der Landwirt kann in sonnenverwöhnten Gegenden das ganze Jahr produzieren. „Alles wächst schneller, weil die Luft mit Kohlendioxid angereichert wird und die Pflanzen so gedüngt werden“, erklärt Felix Wäckers, Forschungschef des belgischen Nützlingsproduzenten Biobest.
Im klimatisch nicht gerade verwöhnten Berliner Umland könnte der Tomatenanbauer Havelia ohne Treibhäuser überhaupt nicht produzieren. Für ihn bedeutet der biologische Pflanzenschutz sogar eine Arbeitserleichterung: Einmal im Treibhaus angesiedelt, verrichten die Nützlinge selbstständig ihren Job. In den leeren, endlos scheinenden Hallen sind im Winter Tausende Florfliegen am Werk: Sie vertilgen verbliebene Läuse und bereiten die Flächen so auf die nächste Saison vor. „Die Tiere schuften gratis für uns“, freut sich Havelia-Controller Sebastian Schornberg. Kämen dagegen Chemikalien zum Einsatz, müssten die alle zwei Wochen von speziell ausgebildeten Arbeitern in teuren Schutzanzügen versprüht werden.
Es waren in erster Linie solch wirtschaftliche Gründe, die das Unternehmen vor sechs Jahren sukzessive auf Hummeln, Raubwanzen und Schlupfwespen umstellen ließen. Biologischer Pflanzenschutz sei schlicht billiger als Chemie, argumentiert Schornberg.
Mit dem Treibhausboom wächst nicht nur die Armada, sondern auch das Können der Nützlinge. So kommen ausgewählte Milbenarten zum Einsatz, die besonders schnell unterwegs sind – der Spitzenwert liegt bei mehr als einem Meter je Minute. So erreichen sie die Schädlinge schneller als bisher. Und die inzwischen eingesetzten Marienkäfer vertilgen mehr als 250 Läuse pro Tag.
Und auf der Messe Fruit Logistica in Berlin stellte Biobest 2013 sogar eine Art fliegende Ärzte vor, Hummeln die bei ihrer Arbeit einen Tunnel mit Sporenpuder passieren, das dann am haarigen Körper und den Beinen haftet. Diese Sporen eines Pilzes bekämpfen als Biopestizid den gefürchteten Grauschimmel bei Erdbeeren und Himbeeren, der zu schweren Ernteeinbußen führt. Beim Bestäuben bringen die Tiere die gesamte Blüte zum Vibrieren und verpassen ihr so verlässlich eine Portion Pflanzenschutz, versichert Forschungschef Felix Wäckers.
3. Rigide Verbote
In den Achtzigerjahren gerieten Bananen in Verruf, weil Bauern ihre Plantagen tonnenweise mit hochgiftigen Chemikalien spritzten. Diese töteten unter anderem Nematoden, Würmer, die die Wurzeln der Stauden zerfressen. Unbehandelt fielen die Bananenpflanzen beim kleinsten Windstoß um. Die meisten der damals verwendeten Spritzmittel sind heute verboten, weil sie das menschliche Nervensystem schädigen können. Neuerdings empfiehlt selbst Hersteller Bayer nur während der Wachstumsphase chemische Mittel einzusetzen, kurz vor der Ernte dagegen ein biologisches Produkt. Es enthält die Sporen eines Pilzes, der die Eier der Fadenwürmer zerstört.
Bei Tests auf den Philippinen kletterten die Erträge mit diesem Biomittel um fünf bis zehn Hektar je Staude – ohne giftige Rückstände. „Da es sehr spezifisch wirkt, ist die Gefahr von Resistenzen gering“, erklärt Bayer-Manager Lüth. Die Pilzsporen haben kürzlich in der EU eine Zulassung erhalten, um wurzelschädigende Würmer an Weinstöcken zu bekämpfen.