Low-Tech Neue Entwicklungshilfe

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Bleimotoren statt Lithium-Ionen-Akkus

Die billigsten Autos der Welt
Am Billigauto kommt kein Hersteller mehr vorbei, der Weltmarktführer werden will. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. So werden die Verkäufe von 6,5 Millionen Einheiten an Fahrzeugen für weniger als 8.000 Euro im Jahr 2011 auf gut 25 Millionen Autos im Jahr 2030 steigen. Nicht in den gesättigten Märkten von Europa und Nordamerika treibt das Billigauto bei der Motorisierung voran; vielmehr sind in den Schwellen- und Entwicklungsländer, die Zukunftsmärkte der Automobilindustrie zu finden. Und dort gibt es jetzt bereits die billigsten Fahrzeuge der Welt, die umgerechnet ab rund 2.000 Euro zu haben sind, wir unser Marktüberblick zeigt. Im Bild: der Bajaj RE 60. Quelle: Pressefoto
Platz 1: Unschlagbar im Preis ist der Nano BS III aus dem indischen Tata Motors-Konzern, zu dem inzwischen auch Jaguar, Land Rover und Rover gehören. Das viertürige Wägelchen hatte zwar seine Startschwierigkeiten in den vergangenen Jahren, doch der Titel des billigsten Autos der Welt ist ihm sicher. 141.898 indische Rupien oder umgerechnet 2.043 Euro kostet der Wagen. Von dem im Januar 2008 vorgestellten Auto wurden die ersten 100.000 Fahrzeuge zum Festpreis von nur 100.000 Rupien verkauft ... Quelle: Pressefoto
Ermöglicht wird der günstige Preis, wie bei vielen weiteren in dieser Bilderstrecke gezeigten Fahrzeugen hauptsächlich durch den Verzicht auf Komfortelemente wie Servolenkung, zweiter Seitenspiegel, Klimaanlage, Autoradio, oder elektrische Fensterheber, Verzicht auf einige Sicherheitstechnologien (Airbags, ABS), hoher Anteil an Kunststoff- statt Metallblechverarbeitung, und demzufolge geklebte statt geschweißter Chassis- und Karosserieverbindungen, sowie natürlich die geringen Arbeits- und Materialkosten in den Billig-Produktionsländern wie Indien ... Quelle: Pressefoto
Allerdings ist der Tata Nano bisher deutlich hinter seinen Verkaufszielen zurück geblieben.  Das eigens für den Nano gebaute Werk ist für 200.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 wurden aber gerade mal  16.535 Fahrzeuge verkauft. Auf das Jahr 2012 hochgerechnet werden deutlich unter 50.000 Nano von Tata verkauft werden. Bisher ist der Tata Nano ein Flop, obwohl er fast für 40 Prozent der Pkw-Verkäufe von Tata steht. Quelle: Pressefoto
Platz 2 und 3: Nur wenig teurer als der Nano von Tata sind zwei Modelle des chinesischen Herstellers Jiangnan - Zotye. Der Alto Zotye (hier im Bild) kostet 18.800 Renminbi (CNY) bzw. umgerechnet 2.256 Euro, das Modell Jiangnan TT kommt auf 20.800 Renminbi bzw. 2.496 Euro. Aus europäischer Sicht darf man das Design des Wagens sicher als nicht ganz auf der Höhe der Zeit bezeichnen. Zur Spezialität des erst 2005 gegründeten Unternehmens zählen Lizenznachbauten, wie die Namen Multipla und Alto in der Modellpalette bereits andeuten. Quelle: Pressefoto
Nur wenig teurer als der Nano von Tata sind zwei Modelle des chinesischen Herstellers Jiangnan - Zotye. Der Alto Zotye (hier im Bild) kostet 18.800 CNY bzw. umgerechnet 2.256 Euro, das Modell Jiangnan TT kommt auf 20.800 CNY bzw. 2.496 Euro. Aus europäischer Sicht darf man das Design des Wagens sicher als nicht ganz auf der Höhe der Zeit bezeichnen. Zur Spezialität des erst 2005 gegründeten Unternehmens zählen Lizenznachbauten, wie die Namen Multipla und Alto in der Modellpalette bereits andeuten. Quelle: Pressefoto
Platz 4: Den Suzuki Maruti 800 gab es schon 1984, und damals sah er nicht viel anders aus als heute. Der Name täuscht ein wenig, das Motörchen ist 660 ccm groß. Immerhin gibts aber eine klassische Steilheckform mit großer Heckklappe, vier Türen, große Fenster und damit gute Rundumsicht. Das aktuelle Modell 800 Std BS III kostet umgerechnet 2.979 Euro - und wird wie die meisten Fahrzeuge der Konzern-Kooperation in Indien verkauft. Quelle: Pressefoto

Revolo soll mit dem Fahrzeugteilhersteller Bharat Forge als Umrüstkit zum Preis von 1.500 bis 3.000 Dollar im nächsten Jahr in Indien auf den Markt kommen. Das System ist so ausgelegt, dass es in jedem Wagen installiert werden kann, ohne dass dessen Getriebe groß verändert werden muss. Um Kosten zu sparen, kommt ein preiswerter Induktionsmotor zum Einsatz; und statt teurer Lithium-Ionen-Akkus billige Bleibatterien, die über ganz normale Kabel an der heimischen Steckdose aufgeladen werden.

Während der Fahrt werden die Batterien beim Bremsen aufgeladen. Revolo soll zunächst den indischen Fahrzeugmarkt aufrollen. Es gibt aber auch schon Gespräche mit westlichen Autoherstellern. Vergleichbare Umrüstkits kosten derzeit rund 20.000 Dollar. KPIT Cummins zielt für den westlichen Markt auf 5.000 bis 8.000 Dollar.

15 Millionen Babys werden laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr zu früh geboren, mehr als eins in zehn Geburten. Von den Frühgeburten stirbt mindestens eine Million in den ersten Tagen, die Überlebenden leiden meist an gesundheitlichen Schäden.

Stärken und Schwächen der BRIC-Staaten
Die Skyline der Millionen-Metropole Shanghai, China Quelle: REUTERS
Leute shoppen auf den Straßen von Sao Paulo, Brasilien Quelle: dapd
Der ehemalige brasilianische Präsident Lula da Silva mit ölverschmierten Händen auf einer Ölplattform vor Bacia De Campos Quelle: dpa
Indien befindet sich laut einer Studie der Weltbank zu den Rahmenbedingungen für unternehmerische Tätigkeiten nur auf Platz 132. Genehmigungen, Kredite bekommen, Vertragseinhaltung - alles ist auf dem Subkontinent mit erheblichen Aufwand und Unsicherheiten verbunden. Hinzu kommt Korruption, eines der größten Probleme für das Land. Transparency International listete Indien im Jahr 1999 noch auf Patz 72, elf Jahre später ist das Land auf Platz 87 im Korruptionsindex abgerutscht. Nicht nur für die ausländischen Unternehmen ist Korruption ein Ärgernis, weil sie stets fürchten müssen, dass Verträge nicht eingehalten werden. Korrupte Beamte und Politiker sind auch eine enormes Problem für die mittleren und unteren Schichten, denen schlicht das Geld zur Bestechung fehlt. Um öffentliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die den Bürgern per Gesetz zustehen, müssen laut Transparency International mindestens 50 Prozent ihrer Befragten Bestechungsgelder zahlen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens. Analysten gehen davon aus, dass die Direktinvestitionen in Indien um ungefähr 31 Prozent zurückgegangen sind und aus dem indischen Aktienmarkt etwa 1,4 Milliarden Euro abgezogen worden sind. Besonders brisant: nach einer Studie der Washingtoner Global Financial Integrity Organisation leitete die Liberalisierung und Markt-Deregulierung im Jahr 1991 die Hochzeit der Korruption und des illegalen Geldtransfers ein. Im Bild: Der Antikorruptions-Aktivist, Anna Hazare, im August 2011 in Neu Delhi. Hazare ging für zwölf Tage in einen Hungerstreik, um gegen die grassierende Korruption seines Landes zu protestieren. Tausende Sympathisanten unterstützen den Aktivisten bis zum Schluss seiner Aktion. Quelle: dapd
Verkehrsstau auf dem Delhi-Gurgaon Expressway, in Neu Delhi, Indien. Quelle: AP
Im Bild: eine Fabrikarbeiterin in einer Textilfabrik aus der Provinz Anhui, China. Quelle: REUTERS
Im Bild: Ein Eierverkaufsstand in Jiaxing, Zhejiang Provinz. Quelle: REUTERS

Viele hätten eine Chance auf Leben oder bessere Gesundheit, wenn sie ausreichend gewärmt würden – etwa in einem Brutkasten. Doch die bis zu 20.000 Dollar teuren Geräte sind für Entwicklungsländer oft zu teuer. Die wenigen Exemplare stehen in Krankenhäusern, die für viele Mütter, die zu Hause gebären, finanziell und geografisch unerreichbar sind.

Ein Problem, für das die kalifornische Eliteuniversität Stanford von ihren fähigsten Köpfen in einem Studienprogramm für preisgünstiges Produktdesign eine Lösung forderte. Die Betriebswirtin Jane Chen, der Elektroingenieur Rahul Panicker, der Raumfahrtingenieur Naganand Murty und der Informatiker Linus Liang fanden sie in Form eines mobilen Babywärmers. Er sieht aus wie ein Schlafsack und ist innen mit einem Spezialmaterial beschichtet, das mit Strom oder heißem Wasser aufgewärmt wird und das Frühchen über mehrere Stunden warm hält. Alternativ reicht die Körpertemperatur der Mutter, die sich den Wärmsack mit dem Baby vor die Brust schnallt.

Lebensrettender Wärmesack

Die lebensrettende Lösung kostet 25 Dollar. Immer noch zu teuer für besonders arme Länder. Doch der Wärmesack ist so gestaltet, dass er einfach desinfiziert werden und so von mehreren Müttern und ihren Babys genutzt werden kann. Die von Chen gegründete Hilfsorganisation Embrace will den Baby-Sack deshalb in Dörfern an Hebammen verteilen, die den Mehrfacheinsatz koordinieren.

Was als Projekt für Entwicklungsländer begann, stößt nun auch auf Interesse in der US-Gesundheitsbranche. Denn Babys könnten so früher aus dem Brutkasten genommen werden und dabei über den am Leib getragenen Wärmesack eine körperliche Bindung zwischen Baby und Mutter herstellen, was in den ersten Lebenswochen ebenfalls entscheidend ist.

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