Luftfahrt Kampf gegen den Fluglärm

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Euphorie in der Luftfahrbranche

Der Jumbojet 747-8i von Lufthansa ist seit Juni im Einsatz - Und dank einer geschwungenen Flügelform und scharfer Zacken am Triebwerkauslass 25 Prozent leiser als die Vorgängermodelle Quelle: Lufthansa

DLR-Chef Wörner arbeitet gar an einer Art Antischall, wie bei modernen Reisekopfhörern die durch gezielte Gegengeräusche den Umgebungslärm mindern: „Wir haben Triebwerke mit Mikrofonen ausgerüstet, die den erzeugten Schall messen und dann den genau passenden Gegenschalldruck über Lautsprecher erzeugen.“

Das stimmt die Branche fast euphorisch: „Bald könnte das Triebwerk der leiseste Teil am Flugzeug sein“, prophezeit Louis Chênevert. Er muss es wissen: Vor seiner Zeit als Chef des Technologiekonzerns UTC hat er dessen Triebwerkstochter Pratt & Whitney geleitet.

Haihaut und scharfe Zähne

Nach anstrengenden Tagen findet Boeing-Manager Bair Ruhe und Ausgleich in der Natur. Ob als Programmchef des Leichtbaufliegers 787 oder des 737 Max getauften neuen Mittelstreckenjets: In seiner freien Zeit sucht der Mittfünfziger Inspiration im Tierreich – bei der Eule zum Beispiel. „Warum sollten wir Dinge neu erfinden, die es bereits gibt“, beschreibt Bair seinen Ansatz im Kampf gegen den Fluglärm.

Die größten Airport-Pannen
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Der erste Erfolg dieses Denkens ist der neue Jumbojet 747–8i, mit dem die Lufthansa seit Anfang Juni zwischen Frankfurt und Washington pendelt. Boeings neues Top-Modell ist rund ein Viertel leiser als Vorgängermodelle, unter anderem dank der scharfen Zähne am Triebwerksauslass, den sogenannten Chevrons, und einer neuen, geschwungenen Flügelspitze. Beide Innovationen hat sich Boeing-Mann Bair bei den Flügeln der Eule abgeschaut: Sie teilen große Luftwirbel in viele kleinere, die wiederum wesentlich leiser sind.

Evolution des Flugzeugrumpfes

Das ist der Auftakt für den kompletten Umbau des Flugzeugrumpfes. Er beginnt bei einer glatteren Oberfläche. Zwar kommt ein Flugzeug nicht ohne hervorstehende Teile aus wie die Pitotrohre genannten Röhrchen, mit denen die Maschine ihre Geschwindigkeit misst. Kanten, Türrahmen und Antennen hingegen sollen künftig verschwinden. Um die größten Lärmquellen an der Außenhaut zu identifizieren, ließ DLR-Chef Wörner bei mehreren Testflügen eine Lufthansa-Maschine mit einem ganzen Park aus Mikrofonen überwachen und fand zig unerwartete Krachmacher: den Deckel eines Tankstutzens etwa, der in bestimmten Fluglagen die vorüberrasende Luft in einem schrillen Pfeifgeräusch in Schwingungen versetzte.

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