Nachhaltigkeit Mit diesen Tricks waschen sich deutsche Unternehmen grün

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Raubbau in FSC-Wäldern

Papierrollen in einem deutschen Unternehmen Quelle: dpa

Sein erschreckendes Fazit: Rund die Hälfte des untersuchten Papiers besteht wohl zu Teilen aus den wertvollen Hölzern. Immer wieder befand sich auch FSC-zertifizierte Ware unter den fragwürdigen Proben. Dabei schreibt die Organisation: "Der FSC verhindert Raubbau" und schützte seltene Arten. Umweltverbände wie Greenpeace, WWF und Bund für Umwelt und Naturschutz empfehlen das Siegel. Wie passen Tropenhölzer im Papier dazu?

"Es gibt in den Tropen FSC-zertifizierte Wälder", sagt Elmar Seizinger, Vize-Geschäftsführer des FSC Deutschland, er fügt aber hinzu: "Wenn im Papier tropische Holzfasern sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das aus Raubbau kommt." Die Aussagen sind so widersprüchlich wie die Organisation selbst.

Papierspezialist Schaffrath sieht die wachsende Palmölindustrie als Treiber des schmutzigen Geschäfts. Statt Tropenwälder für Ölplantagen abzubrennen, so habe er erfahren, verkaufen die Unternehmen das wertvolle Holz zunehmend an die Papierindustrie. Nachhaltig ist das nicht.

Fragwürdige Labels sind überall

Auch anderswo gibt es Ärger mit dem Siegel. In Skandinavien rodeten laut Aussagen von Umweltorganisationen schwedische Forstkonzerne Wälder auch dort, wo Kahlschlag verboten ist. Die Betriebe liefern über ein Fünftel des Zellstoffs für deutsche Papierfabriken – angeblich nachhaltig, jedenfalls mit FSC-Siegel. Dem entgegnen die Holzschützer: "Wie überall gibt es auch beim FSC schwarze Schafe. Verbraucher können sicher sein, dass die seltenen Verstöße geahndet werden."

Aber nicht nur für Holz gibt es fragwürdige Labels. Selbst das von der EU unterstützte ISCC-Siegel für nachhaltige Biomasse, hält nicht immer, was es verspricht. So soll es unter anderem garantieren, dass Agrarkonzerne für die Biospritgewinnung keine Regenwälder roden. Schön wär’s. Vergangenes Jahr kam heraus, dass der US-Agrarkonzern Cargill – trotz Siegel – Tropenwald im indonesischen Borneo abgeholzt hat. Das dort angebaute Palmöl hätte auch an deutschen Tankstellen im Biotreibstoffgemisch E10 landen können.

Aufpeppen mit wohlklingenden Inhaltstoffen

Damit aber nicht genug: Auch Thunfischdosen führen schon seit Längerem Labels, die nachhaltige Fangmethoden versprechen, die Delfinen nicht gefährlich werden. Dass dabei aber immer noch seltene Haie, kleine Wale oder geschützte Schildkröten ins Netz gehen können, fällt unter den Tisch.

Auf den Thunfischdosen lässt sich ein weiterer Greenwashing-Trick beobachten: Unternehmen bewerben Produkte wegen einer einzigen Eigenschaft als umweltfreundlich, obwohl andere Merkmale mindestens fragwürdig – wenn nicht gar umweltschädlich sind. Das lässt sich quer durch die Industrie beobachten. So vertreibt das zu Beiersdorf gehörende Unternehmen Florena Kosmetik eine Körperlotion mit "Bio-Arganöl" und eine Pflegelotion mit "Bio Aloe-Vera". Auch die Beiersdorf-Marke Nivea peppt ihre Gesichtspflege mit solchen wohlklingenden Inhaltsstoffen auf. Verboten ist das nicht.

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