Nun führt der OB auf viel befahrenen Straßen mit High-Tech-Laserkameras kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzungen ein. Das, immerhin, zeigt Erfolge. Am besten aber sollen die Menschen auf saubere Mobilität umsteigen. Noch sind Carsharing-Anbieter in Stuttgart schwach vertreten. In wenigen Monaten aber wollen Daimler und EnBW die Lücke mit einer Flotte aus 300 Elektroautos schließen. Zugleich will die Stadt die verschiedenen Verkehrsträger mit einer Mobilitätskarte verzahnen: Bahnen, Busse, Taxen und Mietfahrräder – ab 2013 sollen die Stuttgarter alles mit einer Plastikkarte nutzen und bezahlen können.
Doch der Verkehr ist nur eine Baustelle. Größere Sorgen bereitet Schuster das Wachstum der Stadt. Immer neue Unternehmen kommen, mit immer mehr Menschen, die dort arbeiten wollen. Das sei schön. "Doch sie alle brauchen Platz", sagt er. Und davon hat die in einem Talkessel liegende Stadt zu wenig.
Nachhaltigkeit bedeutet für den OB auch, Freiräume zu belassen. Deshalb haben die Schwaben 39 Prozent ihrer urbanen Fläche unter Naturschutz gestellt – auf einen solchen Wert kommt keine andere Metropole. Stuttgart braucht solche Räume – allein schon für die Frischluftversorgung. Wenn die Stadt wachsen wolle, findet Schuster, dann bitte auf dem bestehenden Gebiet.
Nicht auf Kosten der Natur wachsen
Wie im Neckarpark, rund um das Fußballstadion. Heute stehen dort graue Hallen mit eingeschlagenen Fenstern, daneben verrostete Schienen. Wo früher Güterzüge rangierten, soll in wenigen Jahren eine Siedlung entstehen, die mehr Energie produziert als sie verbraucht, mit günstigen Wohnungen, Hotels – und vielen Grünflächen.
Stuttgart sei in Sachen nachhaltiges Bauen weltweit einer der wichtigsten Standorte, lobt denn auch der international bekannte Architekt Werner Sobek, Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Warum das so wichtig ist? Nirgends arbeiten laut Sobek Unternehmen, Wissenschaftler und Verwaltung auf dem Themenfeld so eng zusammen. "Das wird sich in vielen spannenden neuen Projekten zeigen." Und das, sagt Sobek, sei auch das Verdienst Schusters, der die Akteure immer wieder an einen Tisch geholt habe.
Nur dieses eine Thema ist Schuster entglitten, dieser verflixte Bahnhof Stuttgart 21. Dabei seien die Menschen lange dafür gewesen, sagt er. Schuster ficht noch immer für das Projekt. Denn wenn die Gleise hinter dem Bahnhof wegfallen, könne die Stadt nachhaltig wachsen: "Dort kann ein neuer Stadtteil entstehen", sagt er. "Ohne, dass wir uns auf Kosten der Natur weiter ausbreiten."