Nachtspeicherheizungen Die 50 Jahre alte Zukunft der Energiewende

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Netzausbau bleibt vorrangiges Ziel

Kuriose Energiefresser
Beheizbare KlobrillenJapaner und Südkoreaner lieben es, wenn der Sitz auf dem stillen Örtchen wohlig warm wird. Besonders luxuriöse Varianten duschen und föhnen auch noch mit anschließender Massage. Sechs Prozent des Stromverbrauchs gehen in Südkorea allein für beheizbare Klobrillen drauf. In Deutschland sind die Edel-Klobrillen inzwischen auch erhältlich, die meisten Haushalte begnügen sich aber weiterhin mit einem kalten Toilettensitz. Quelle: Reuters
Heizdecken.... verursachten in Südkorea regelmäßig Stromausfälle, denn große Teile der Bevölkerung drehten nachts gleichzeitig den Regler hoch. In Deutschland sind sie dank gut beheizter Wohnungen weniger begehrt.
Ja, für gewöhnlich ist es in Regionen mit Schnee kalt - sehr kalt. Beheizbare Handschuhe und Skischuhe halten die Gliedmaßen bis zu 18 Stunden warm - dafür sorgt ein aufladbarer Akku. Für passionierte Wintersportler sind diese High-tech-Kleidungsstücke sicherlich praktisch - in puncto Energieverbrauch aber auch ein verzichtbarer Luxus. Quelle: dpa
Der Clou für Menschen, die unter akuter Morgenmüdigkeit leiden oder schlicht zu faul sind einen Löffel aus der Schublade zu holen - die selbst umrührende Tasse. Ein eingebauter Quirl wirbelt Milch und Zucker durcheinander. Sieht aus wie von Zauberhand, ist aber batteriebetrieben. Bei derartiger Energieverschwendung könnte einem glatt schwindlig werden. Quelle: PR
Vorbei die Zeiten als Männer gemütlich ein Pfeifchen schmauchten - jetzt kommt die E-Pfeife. Hier glimmt allerdings kein Tabak. Mittels eines Verdampfers lassen sich verschiedene Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schokolade, Kirsche oder Café in die Luft pusten. Ober man dafür tatsächlich Akkus laden muss... Quelle: PR
Computermäuse lassen sich per USB-Kabel über den Computer beheizen und über ein kleines Rädchen regulieren. Zwar verbrauchen die beheizbaren Mäuschen allein nicht viel Strom, aber ganz ehrlich - wirklich brauchen tut sie keiner. Man könnte die klammen Fingerchen auch einfach zwischendurch ordentlich gegeneinander reiben - ganz ohne Strom.

Alexander Sewohl, Pressesprecher beim Bundesverband Windenergie, bestätigt das. „Der Netzausbau ist im Moment das vorrangigere Ziel. Dadurch werden die Speicherkapazitäten eben auch entlastet.“ Aber weil der Windstrom immer dann produziert wird, wenn der Wind weht, müssten eben auch Speichermedien geschaffen werden. „Mittelfristig werden wir auch verstärkt Speichermöglichkeiten benötigen“, sagt Sewohl.

Am Ende bleibt die Frage der Wirtschaftlichkeit für den Verbraucher. „Ob sich die Nachtspeicherheizung rechnet, hängt von verschiedenen Faktoren ab“, so RWE-Manager Verweyen. „Deshalb laufen unsere Versuche weiter. Wir wollen wissen, wie viel Windstrom verwendet wird, wie viel teureren normalen Regelstrom die Verbraucher benötigen und wie viel Strom an den Märkten zusätzlich eingekauft werden muss. Das Risiko, Preisschwankungen auszugleichen, tragen wir. Wie wir dies vernünftig für die Kunden kalkulieren, wird das nächste Jahr zeigen. “

Ersparnisse für Nachtspeicher-Kunden

Dabei muss in die Kalkulation auch einfließen, dass die Stromspeicherkapazität der alten Heizgeräte nur während der Heizperiode zur Verfügung steht – also für maximal acht Monate im Jahr. Den Rest des Jahres bleiben die schweren Klötze kalt. Werden statt Nachspeicheröfen etwa Wärmepumpen mit dem Überschussstrom versorgt, sorgen die im Sommer zumindest noch für warmes Wasser. Auch das strebt RWE an. Wärmepumpen und Nachtspeicheröfen sind aber ohnehin nur zwei von vielen verschiedenen Maßnahmen, die Energieversorger wie RWE verfolgen, um die Energiespitzen aus der Ökostromproduktion zu glätten.

Unter dem Strich soll es für Nachtspeicher-Kunden günstiger werden. „Das ist ein Optimierungsgeschäft und kann für den Kunden nur dann attraktiv sein, wenn der Mischpreis günstiger ist, als der normale Strom. Es braucht einen wirtschaftlichen Anreiz, damit uns die Verbraucher ihre Geräte auch zur Verfügung stellen“, sagt Verweyen. „Unser Ziel ist es, den Heizstrom im ersten Schritt zehn Prozent günstiger anzubieten, als den normalen Nachtspeichertarif. Das testen wir gerade aus.“

Die neue Verwendungstechnik soll zumindest ein altes Problem der extrem langlebigen Nachtspeicheröfen mildern. Die Heizgeräte erfordern nämlich vom Verbraucher bislang den vorausschauenden Einsatz und die Steuerung der Ladezeiten. Der muss oft mehrere Stunden vorher wissen, wann er es warm haben will. Laut Projektleiter Rummeni sind die RWE-Testkunden von den umgerüsteten Geräten begeistert, der Komfort der Haushalte habe deutlich zugenommen.

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