Öko-Mythen Die vielen Irrtümer zur Nachhaltigkeit

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Einbeziehung aller Faktoren

Die Unicef-Bilder des Jahres
Erster Preis des internationalen Wettbewerbs Unicef-Foto des 2012Die Auseinandersetzung zwischen den Gegnern von Baschar al-Assad und seinen Anhängern ist zu einem zerstörerischen Stellungskrieg im ganzen Land geworden. Zwischen den Fronten werden Zivilisten zermahlen. Gänzlich unbeteiligt: die Kinder. Der italienische Fotograf Alessio Romenzi fängt in seinem Bild den ganzen Irrsinn der Situation ein. Bekleidet und zurechtgemacht, wie sich kleine Mädchen spielerisch herausputzen können, steht das Kind Ende September 2012 auf dem blutigen Boden des häufig unter Beschuss stehenden Dar-El-Shifa-Hospitals in Aleppo. Umgeben von Männern mit Kalaschnikows wartet das Kind an der Hand seines Vaters auf die eigene medizinische Behandlung. Es war zu Hause hingefallen und hatte sich am Kopf verletzt. Zutiefst bewegend ist auch der Ausdruck der Gesichter auf vielen weiteren Fotos in dieser Reportage über die vom Bürgerkrieg Betroffenen. Es sind Einblicke in verstörte Seelen, die für immer durch Verzweiflung, Vertreibung, Verwüstung, Verletzungen und Tod verwundet oder verschwunden sein werden. Fotograf: Alessio Romenzi, Italien, Agentur Corbis ImagesSyrien: Kinder zwischen den Fronten Quelle: Presse
Zweiter Preis des internationalen Wettbewerbs Unicef-Foto des 2012In dem Film Slumdog Millionär trennt eine einzige Frage den Jungen aus den Slums von Mumbai von einem Leben als Millionär. Der Traum scheint zum Greifen nahe. Ein rührendes Holly-Bollywood-Kunststück, ein Film zum Träumen. Die Wirklichkeit der über 70 Prozent der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze leben, 40 Prozent davon Kinder, wird sich durch keine Quiz-Show zum Guten verändern. Das zeigt die Langzeitstudie des indischen Fotografen Abhijit Nandi. Er weiß um die Situation der Straßenkinder in vielen Regionen seines Landes, darunter Uttar Pradesh, Bihar und Rajasthan. Mädchen und Jungen, die durch ihre Arbeit ihren Eltern ein winziges Zubrot verschaffen müssen. Eltern, die schon deswegen ihre Kinder nicht zur Schule schicken können. Oder Kinder, die völlig auf sich allein gestellt sind. Sie kämpfen sich durch ihr Leben mit vielen verschiedenen Hilfsarbeiten. Als Kartenverkäufer, Kameltreiber, Fischereihelfer, als Bittstellerinnen, die als Göttin verkleidet sind, oder als Seiltänzerinnen. Nach Schätzungen von Unicef gibt es auf dem Subkontinent mehr als 29 Millionen Kinderarbeiter im Alter zwischen fünf und 14 Jahren. Der Fotograf betont, dass die Abschaffung der Schulgebühren allein nicht ausreicht, um die Probleme dieser Mädchen und Jungen zu lösen.Fotograf: Abhijit Nandi, Indien, Freier FotografIndien: Leben als Drahtseilakt Quelle: Presse
Dritter Preis des internationalen Wettbewerbs Unicef-Foto des 2012Am 22. Juli 2011 zündete Anders Breivik eine Autobombe in Oslo, die acht Menschen tötete. Dann begab sich der Attentäter zum Feriencamp auf der Insel Utøya und erschoss gezielt 69 Jugendliche. Die Norwegerin Andrea Gjestvang ist durch ihr Land gereist, um 43 der 495 Jugendlichen, die das Massaker seelisch und körperlich verletzt überlebt haben, zu porträtieren und ihre Reflexionen über das Geschehen aufzuschreiben. „Einen Tag in der Geschichte“ nennt die Fotografin ihr Projekt, mit dem sie ein tieferes Verständnis für die Opfer entwickeln möchte. Es zeigt, wie die Jugendlichen mit den Folgen des Geschehens umgehen. „Mein Leben hat sich in mehr als in einer Hinsicht verändert. In der Grundschule wurde ich gehänselt, ich fühlte mich traurig und zog mich zurück“, sagt Cecilie, die sich gemeinsam mit einer Freundin zu verstecken suchte. Ihre Freundin wurde getötet, sie selbst überlebte schwer verletzt. Die letzte Kugel stoppte an ihrem Weisheitszahn, ihr Arm musste amputiert werden. Trotzdem schätze sie jetzt das Leben und habe zu ihrem wahren Selbst gefunden, erzählte die 17-jährige der Fotografin. Die 15-jährige Ylva betont, dass sie ihre Narben mit Würde tragen wolle. Denn diese wurden ihr zugefügt, weil sie für Werte einstehe, die sie auch nach dem historischen schwarzen Tag aufrecht halte. „Das Leben geht weiter. Ich sage mir diesen Satz jeden Tag. Es ist der Satz, den ich auf dieser Welt am meisten hasse“, sagt Tuva (17), die sich verstecken konnte und das Attentat deshalb körperlich unverletzt  überlebt hat.Fotografin: Andrea Gjestvang, Norwegen, Agentur MomentNorwegen: Der schlimmste Tag ihres Lebens Quelle: Presse
Vierter Preis des internationalen Wettbewerbs Unicef-Foto des 2012Entzücken über meine Tochter mag schön und gut sein, aber das reicht nicht, sagen sich immer mehr amerikanische Mütter. Aufgerüscht, opulent frisiert, mit üppigem Make-up versehen, werden schon Zweijährige auf die Laufstege der Schönheitswettbewerbe geschickt. Die Popularität der „child beauty pageants“ explodiert derzeit in den USA, angefeuert durch die so umstrittene wie einflussreiche Reality-TV-Serie „Toddlers and Tiaras“, so die Beobachtung der dänischen Fotografin Laerke Posselt. Im April 2012 fand sie Zugang hinter die Kulissen solcher Wettbewerbe in Alabama, Georgia und South Carolina sowie zum Zuhause der Kleinen. Sie traf auf Offenheit und Sympathie. Gleichzeitig überfiel sie Unbehagen. Die Mädchen werden gedrillt, erwachsene Popstars und Models zu imitieren. Was also ist die Botschaft, die ein Kind aus einer solchen Beauty-Konkurrenz ziehen muss? Ich bin nur liebenswert, wenn ich aussehe wie Barbie oder Beyoncé und andere mir zujubeln? Das Selbstwertgefühl der Mädchen wachse, so die Meinung der Eltern. Kritiker werfen ihnen dagegen Kindesmissbrauch vor.Fotografin: Laerke Posselt, Dänemark, Agentur MomentUSA: Schönheitsköniginnen Quelle: Presse
Ehrenvolle Erwähnung - Wettbewerb Unicef-Foto des Jahres 2012Solche Schindereien sind für uns kaum vorstellbar: Kinder, die Tag für Tag in enge, schlecht gesicherte Stollen kriechen, um geringe Mengen von Kohle zu fördern. Die sie anschließend für wenige Rupien verkaufen. Die Situationen im Kohlebergbau, die der in Indien lebende australische Fotograf Daniel Berehulak mit seiner Kamera festgehalten hat, vermitteln eine Ahnung von den jammervollen Bedingungen, die für  Kinderarbeiter in den Jaintia-Bergen im Bundesstaat von Meghalaya gelten. Wie viele Minderjährige hier schuften, ist umstritten – die indische Kinderrechtsorganisation Impulse schätzt ihre Zahl auf bis zu 70.000. Die UN-Kinderrechtskonvention schreibt das Recht jedes Kindes fest, vor ausbeuterischer Arbeit geschützt zu werden. Seit 2006 ist Kinderarbeit von unter 14-jährigen auch in Indien verboten – ein Beschluss, den die indische Regierung erst im November dieses Jahres bekräftigt hat. Doch der kleine Junge, der mit großen Mühen Wasser in die gewonnene Kohle gießt, um sie zu waschen und sie anschließend zu zerkleinern, hat keine andere Wahl. Nur mit dieser Arbeit kann er überleben.Fotograf: Daniel Berehulak, Australien, Agentur Getty ImagesIndien: Die dunkle Seite der Armut Quelle: Presse
Ehrenvolle Erwähnung - Wettbewerb Unicef-Foto des Jahres 2012Sie sind auf sich allein gestellt – doch oft versorgen sie auch ihre kleinen Geschwister. Manche haben das Glück, wenigstens von der Großmutter oder beiden Großeltern betreut zu werden. Fast jedes dritte Kind wächst ohne Vater oder Mutter in der Republik Moldau auf. Manche der Zurückgelassenen sehen ihre Eltern Monate oder auch Jahre nicht. Für Besuche reicht das Geld nicht aus, das die Eltern als Altenpfleger oder Erntehelfer in der Ferne verdienen. Auch müssen vielfach hohe Schleppergebühren zurückgezahlt werden. So bleiben über lange Zeiträume nur die Stimmen am Telefon oder das Gesicht auf dem Computer beim Skypen. Und es bleibt die Traurigkeit und die Einsamkeit auf beiden Seiten. Die deutsche Fotografin Andrea Diefenbach dokumentiert diese getrennten Welten in ihrem 2012 veröffentlichten Buch „Land ohne Eltern“. Eine von Unicef geförderte Studie zeigte bereits 2006, dass Kinder, die von ihren Eltern in der Heimat zurückgelassen wurden, oft sehr unter der Trennung leiden und sich mit der Zeit emotional distanzieren. Vor allem kleine Kinder tun sich in der Folge häufig generell schwer, soziale Kontakte zu entwickeln – auch zu Gleichaltrigen.Fotografin: Andrea Diefenbach, Deutschland, Freie FotografinRepublik Moldau: Kinder allein zuhaus Quelle: Presse
Ehrenvolle Erwähnung - Wettbewerb Unicef-Foto des Jahres 2012Heutzutage ist die Republik Tschetschenien ein Teil der Russischen Föderation. Durfte während der Zeit der geeinten Sowjetunion der Glaube in Tschetschenien keine Rolle spielen, forciert das Regime des heutigen Präsidenten Ramzan Kadyrov die Rückbesinnung auf islamische Traditionen. Sie sollen die Moral der Gesellschaft stärken und einem „Sittenverfall“ entgegenwirken. Diesen religiösen Einfluss auf das Leben von heranwachsenden Mädchen versucht die russische Fotografin Diana Markosian, die in den USA lebt, in ihrer siebenmonatigen Reportage zwischen 2011 und 2012 einzufangen. Das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Gebäuden und Schulen ist Pflicht. Oft wird auch der Hijab, eine den Körper als Ganzes bedeckende Kleidung, gefordert. Tägliche Gebete gehören zum Tagesablauf. Das Verhältnis von Mädchen und Jungen steht unter strenger Aufsicht. Intime Annäherungen sind vor der Hochzeit strengstens verboten. Dagegen sind frühe Eheschließungen und dann möglichst viele Kinder erwünscht.Fotografin: Diana Markosian, Rußland, Getty Images emerging photographersTschetschenien: Zurück zur Religion Quelle: Presse

Wie sehr die vollständige Einbeziehung aller Faktoren über den Lebenszyklus eines Produkts das Bild verändert, zeigt eine aktuelle Studie der Technischen Universität Dresden über die Folgekosten des Autoverkehrs in allen 27 EU-Ländern. Würden  auch die Schäden eingerechnet, die Unfälle, Luftverschmutzung und Lärm verursachen, müsste jedes Auto 20.000 Euro mehr kosten, um die Schäden abzudecken. Wen wundert es, dass die Autoindustrie die Schätzung als unrealistisch abtut.  

Die Sache ist also verzwickt. Doch gerade beim Bestreben, die Welt zu retten, gilt das ökonomische Grundgesetz: Setze die verfügbaren Mittel so ein, dass sie den größten Nutzen stiften. Soll heißen: Verschwende das Geld nicht mit sinnlosen Aktionen.

Das sind die zehn lautesten Städte der Welt
Platz 10: KaratschiAuf Platz zehn der Liste der weltweit lautesten Städte liegt Karatschi, die größte Stadt Pakistans. Mit ihren rund 13 Millionen Einwohnern zählt die Hauptstadt der Provinz Sindh zu den größten Städten auf der Welt. Bis 1959 war sie auch Hauptstadt Pakistans. Heute gilt sie unter anderem durch den größten Hafen des Landes zum Wirtschafts- und Handelsknotenpunkt Pakistans. Quelle: REUTERS
Platz 9: ShanghaiDie Hafenstadt Shanghai mit ihren 23 Millionen Einwohnern ist die neuntstärkste von Lärm geplagte Stadt weltweit. Sie ist die bedeutendste Industriestadt und eine der größten Städte Chinas. Mit seinen knapp 32 Millionen umgeschlagenen Containern im Jahr gilt der Hafen als größter Containerhafen der Welt. Shanghai wächst rasant, seit es sich für die Marktwirtschaft geöffnet hat. Die Stadt verdankt einen überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen Bedeutung den guten Verkehrsverbindungen im Schienennetz. Neben Peking und Hongkong kämpft die Stadt durch das hohe Verkehrsaufkommen aber auch mit stark verschmutzter Luft. Quelle: REUTERS
Platz 8: Buenos AiresAuf Platz acht der weltweit lautesten Städte liegt Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens. Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, dem Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern.  Zudem ist sie als einzige Stadt Argentiniens als „Capital Federal“ autonom, also nicht an eine bestimmte Provinz gebunden. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die Unesco mit dem Titel Stadt des Designs ausgezeichnet. Quelle: AP
Platz 7: New York CityDer berühmte Big Apple folgt auf dem siebten Platz. Mit mehr als acht Millionen Einwohnern ist New York City die bevölkerungsreichste Stadt der USA und dazu eine der bedeutendsten Wirtschaftsräume und Handelsplätze. Viele internationale Konzerne und Institutionen wie die Vereinten Nationen haben hier ihren Sitz. Laut Forbes ist New York City nicht nur eine der lautesten Städte weltweit sondern auch eine der teuersten. Jährlich kommen etwa 50 Millionen Besucher in die Stadt an der Ostküste. Quelle: REUTERS
Platz 6: MadridMit Madrid hat es auch eine europäische Stadt in die Liste der lautesten Metropolen der Welt geschafft. Die Hauptstadt Spaniens zählt gut drei Millionen Einwohner und ist damit nach London und Berlin die drittgrößte Stadt in der EU. Madrid ist seit Jahrhunderten der geographische, politische und kulturelle Mittelpunkt Spaniens und Sitz der Regierung. Ebenso gilt die Stadt als Hauptverkehrsknotenpunkt und führender Wirtschaftsstandort in Spanien. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 5: TokioDie Anfang der Top 5 der lautesten Städte bildet Tokio. 23 Bezirke mit neun Millionen Menschen bilden das Stadtgebiet. Die ganze Region Tokio umfasst nach der Volkszählung 2005 knapp 36 Millionen Einwohner und zählt zu den größten Ballungsgebieten auf der Welt. Mit seiner Börse gehört Tokio neben New York und London außerdem zu den weltweit wichtigsten Finanzplätzen. Quelle: dpa
Platz 4: KairoDie ägyptische Hauptstadt belegt den vierten Platz im internationalen Ranking der lautesten Städte. Kairo hat knapp acht Millionen Einwohner im Stadtgebiet, die Metropolregion umfasst etwa 16 Millionen Menschen. Damit ist Kairo die größte Stadt Afrikas. Sie ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und der Arabischen Welt. Der Tahrir Platz (Foto) wurde im Arabischen Frühling zum Mittelpunkt der Proteste. Quelle: REUTERS

Hunger bekämpfen

Der dänische Wissenschaftler Björn Lomborg leitet daraus eine These ab, die so manchen Zeitgenossen provoziert. Er hält es für wirkungsvoller, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen statt des Klimawandels. Jeder dort investierte Euro, rechnet er vor, verhindert 20 Cent an Schaden. Würde der gleiche Euro ausgegeben, um unterernährte Menschen mit Zink, Vitaminen und Eisen zu versorgen, entstünde ein Nutzen von 22 Euro: Er würden Leben gerettet und Gesundheitsausgaben eingespart.

Ähnlich groß ist die Diskrepanz in der Frage, welche grüne Energiequelle den CO2-Ausstoß am effizientesten bremst. Die Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) kommt zu einem klaren Resultat: Bei der Fotovoltaik fallen durchschnittliche Vermeidungskosten von 846 Euro je Tonne Kohlendioxid an; bei Windkraft-Anlagen sind es lediglich 124 Euro.

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