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Pioniere Die Forscher der Energiewende

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1. Platz: Eicke Weber, 62, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme Quelle: Laif

Eicke Weber wirkt zerknirscht. Gerade hat der Leiter des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann auf einer Reise durch Argentinien und Brasilien begleitet. Doch obwohl die Sonne in den Ländern weit öfter scheint als in Deutschland, fristet Solarenergie dort ein Schattendasein.

Das könnte der Physiker verschmerzen. Nicht aber, dass die Fotovoltaik gerade auch in Deutschland wieder infrage gestellt wird: Kanzlerin Angela Merkel kritisiert, dass die Hälfte der Mittel für erneuerbare Energien in Fotovoltaik fließen, obwohl die nur 3,5 Prozent zur Stromerzeugung beiträgt. „Das steht in keinem rationalen Verhältnis“, findet Merkel und denkt laut über Kürzungen der Förderung nach.

Weber macht das wütend. Die Fotovoltaik, sagt er, senke ihre Kosten unter den Erneuerbaren am schnellsten. Sie habe ihre Kosten in den vergangenen sieben Jahren halbiert. Solar erzeugter Dachstrom sei seit diesem Jahr mit etwa 24 Cent je Kilowattstunde nicht mehr teurer als vom Energieerzeuger. „Jetzt auszusteigen, wo die Hauptlast getragen ist“, wettert Weber, der zuletzt an der renommierten University of California in Berkeley forschte, „wäre das Dümmste, was wir tun können.“

Eine Pflicht der Wissenschaft

Als Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie, der 16 Institute mit Tausenden Forschern angehören, sieht Weber die Wissenschaft in der Pflicht, bezahlbare Lösungen für den Energieumbau zu liefern: etwa Stromnetze, die mit der schwankenden und dezentralen Einspeisung aus Wind- und Dachkraftwerken fertigwerden und über Preissignale Nachfrage und Angebot anpassen. Sie muss zudem Energiespeicher marktfähig machen, um die Versorgung zu sichern, wenn kein Wind weht.

Und natürlich, das ist Weber fast am wichtigsten, müssen Forscher Solarmodule entwickeln, die das Licht noch effektiver und zugleich billiger in Strom umwandeln. Der Solarpionier ist überzeugt, dass Deutschland die Forschungskraft hat, die grüne Total-Transformation des Energiesystems zu stemmen, fordert aber mehr Fördermittel, um den Prozess zu beschleunigen.

Seine Prognose: Spätestens 2030 erzeugt die Sonne billiger Strom als Kohle, Öl, Gas und Atom – und das unbegrenzt.

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