
Hans Joachim Schellnhuber versteht sich als Kämpfernatur. Die jüngsten Meldungen, dass der weltweite CO2-Ausstoß neue Rekordmarken erreicht, findet der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zwar „extrem beunruhigend“.
Entmutigen lässt er sich davon nicht. Im Gegenteil: Jetzt will der Physiker die Politik erst recht von seinem Masterplan überzeugen: Er will zeigen, dass Deutschland seinen Wohlstand auch mit einer weitgehend CO2-freien Wirtschaft erhalten kann.

Vier Säulen-Plan
Schellnhubers Ausstiegsplan aus dem „fossilnuklearen Komplex“, wie er es nennt, hat vier Säulen: erstens eine drastisch erhöhte Energieeffizienz.
Zweitens eine Energiewirtschaft, die weitgehend aus regenerativen Quellen schöpft, mit flexiblen Gaskraftwerken als Reserve.
Drittens neue Formen der Mobilität, ohne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Und viertens ein Speichersystem, das überschüssigen Windstrom in Wasserstoff und Biogas umwandelt, die bei Engpässen verfeuert werden können. Dafür will Schellnhuber die existierende Erdgas-Infrastruktur nutzen.
Diese Ideen trägt er bei Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso immer wieder vor. Beide berät der Bayer in Umwelt- und Klimafragen. Schellnhuber glaubt, die richtigen Argumente auf seiner Seite zu haben – auch bei der Finanzierung: Weltweit subventionierten die Regierungen 2010 Kohle, Gas und Öl laut Internationaler Energieagentur mit 409 Milliarden Dollar. „Mit dieser Summe könnte die Energiewende locker bezahlt werden“, sagt der Klimaretter.
Sein Ziel: allein mit höherer Effizienz mindestens 30 Prozent weniger Energie zu verbrauchen – ohne dass es den Deutschen materiell schlechter geht.