Landkarte der Waldbrände Wo derzeit der Wald brennt – und wo es noch schlimmer werden könnte

Zahlreiche Waldbrände in Europa halten derzeit die Feuerwehren in Atem. Und der Sommer ist noch lange nicht zu Ende. Quelle: imago images; Montage: WirtschaftsWoche

Nie zuvor zählte die Statistik so früh im Jahr so viele Waldbrände wie in diesem Sommer. Datenauswertungen lassen erkennen, wo die Brände gerade besonders heftig toben – und wo es bald ebenfalls brenzlig werden könnte.

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Katastrophenalarm im sächsischen Bad Schandau wegen eines großen Waldbrandes. Betretungsverbote wegen der Brandgefahr für die Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Eine Feuerwalze, die über die tschechisch-deutsche Grenze aus der Böhmischen in die Sächsische Schweiz rollt. Hunderte Hektar brennende Wälder im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis.

Das sind nur die drastischsten Meldungen der vergangenen Tage. In deutschen Wäldern brennt es in diesem Sommer so oft und so heftig wie selten zuvor. Hunderte Feuerwehrleute sind derzeit damit beschäftigt, die Brände zumindest in Schach zu halten. 

Im Normalfall tritt der Großteil der Feuer laut Waldbrandstatistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums zwischen April und Juni auf. In diesem Jahr aber wüten die Flammen bis weit in den Hochsommer hinein. Und ein Ende der von hohen Temperaturen und Trockenheit angefachten Brände ist derzeit ebenso wenig absehbar, wie das der sommerlichen Hitzeperiode. 

Deutschlandkarte

Während in Südeuropa Jahr für Jahr in den Sommermonaten hohes Waldbrandrisiko herrscht, liefert das von der Europäischen Union betriebene Waldbrandinformationssystem EFFIS in diesem Sommer bereits seit Mitte Juni auch für Mitteleuropa alarmierende Werte. Von Südwesten nach Nordosten zieht sich derzeit ein breiter Streifen besonders gefährdeter Gebiete. Betroffen sind der Schwarzwald, Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Genau jene Gebiete also, wo die Brände Feuerwehren und Katastrophenschutz in diesen Tagen besonders heftig fordern.

Große Gefahr auch für bislang verschonte Gebiete

Für die kommenden Tage zeigen die EFFIS-Prognosen zudem anhaltend hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr (rote bis lilafarbene Regionen in der folgenden Grafik) auch für die südliche Pfalz, den Nordschwarzwald, das südliche Sauerland, Teile des Spessarts und des Frankenwaldes sowie Teile von Schwaben sowie den Harz; Regionen, die bisher noch eher von großen Bränden verschont geblieben sind.

Doch gerade die großen Totholzmengen in vielen Mittelgebirgen, Folge der Trockenheit sowie des massiven Borkenkäferbefalls der vergangenen Jahre, bereiten den Brandschützern dort derzeit extreme Sorgen. „Zum Teil reicht trockenes Gras, das brennt, um die toten Stämme zu entzünden“, sagt Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes von Sachsen-Anhalt und Kreisbrandmeister im Harzkreis.


Nach EFFIS-Berechnungen nähern sich die in diesem Jahr schon verbrannten Waldflächen in Deutschland bereits Ende Juli mit gut 3200 Hektar dem Niveau des bisherigen Rekordjahres 2018. Damals verbrannten, im Verlauf von zwölf Monaten, bundesweit 3622 Hektar Wald.

Im Süden Brandenburgs etwa loderten gerade erst Brände auf einer Fläche von rund 850 Hektar, umgerechnet rund 1200 Fußballfeldern. Die Bekämpfung der Feuer wird dort und an vielen anderen Orten im Land dadurch erschwert, dass in den Wäldern bis heute Munitionsreste aus Kriegszeiten oder von ehemaligen Truppenübungsplätzen lagern. Die Rettungskräfte können deshalb nur von gesicherten Wegen aus löschen.



Rekordschäden von 20 bis 30 Millionen Euro in Deutschland

Schon jetzt rechnen Deutschlands Waldbesitzer mit Schäden bislang unerreichten Ausmaßes. Denn die Wetterlage dieses Sommers ähnelt der des trockenen und heißen Waldbrandsommers 2020. Damals brannte es zwar weniger häufig als im bisherigen Rekordjahr 2018, dafür waren die Schäden je Hektar mit annähernd 6000 Euro mehr als viermal so hoch wie 2018.

„Aufs Gesamtjahr gerechnet, befürchten wir deshalb für 2022 Schäden von 20 bis 30 Millionen Euro“, kalkuliert Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW). „Wir müssen in diesem Jahr mit ähnlichen Schadenssummen von mindestens 6000 Euro je Hektar kalkulieren“, so AGDW-Präsident Bitter. Damit lägen die Schäden pro Hektar mehr als doppelt so hoch, wie das vom Umweltbundesamt (UBA) errechnete Mittel der Jahre 1993 bis 2019 von knapp 2450 Euro.

Der Verband vertritt die rund zwei Millionen privaten sowie die kommunalen und körperschaftlichen Waldeigentümer in Deutschland. Brandschäden an Wäldern im Besitz des Bundes oder der Länder, zusammen rund ein Drittel der deutschen Waldflächen, seien bei den Schätzungen daher noch gar nicht eingerechnet, betont Bitter. 



Alle Waldbrandschäden in privaten und staatlichen Forsten zusammengenommen, könnten in diesem Jahr sogar eine Summe von bis zu 45 Millionen Euro erreichen. Der mögliche Schaden wäre damit um bis zu dreißig Mal größer als der Durchschnitt der jährlichen Waldbrandschäden in Deutschland seit 1993. Der liegt laut Umweltbundesamt bei gerade einmal knapp 1,4 Millionen Euro.

Und die Summen könnten durchaus noch steigen. In der Langfristprognose des Deutschen Wetterdienstes heißt es: „Angesichts der anhaltend heißen und trockenen Wetterlage ist davon auszugehen, dass das Waldbrandrisiko bis in den September hinein außergewöhnlich hoch bleibt.“

Der Trend in Deutschland deckt sich mit der Entwicklung in großen Teilen Europas. Auch in Österreich, Rumänien, der Slowakei, Spanien und Ungarn ist nach EFFIS-Hochrechnungen schon jetzt mehr Fläche abgebrannt als jemals zuvor in einem einzigen Kalenderjahr. Europaweit summiert, haben die Flammen mit rund 516.000 Hektar bereits jetzt viermal so viel Fläche zerstört wie im langjährigen Mittel innerhalb eines ganzen Jahres.



Die Zahl der europaweit bis Ende Juli erfassten Großfeuer von mehr als 30 Hektar Ausdehnung übersteigt mit annähernd 2000 Waldbränden bereits jetzt die Höchstwerte aller seit 2006 erfassten Zwölf-Monats-Zeiträume.



Derzeit spricht wenig dafür, dass sich die Waldbrandlage deutschland- oder europaweit kurzfristig entspannt: Nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes lässt der langfristige Wettertrend für die Monate Juli bis September „in weiten Teilen Europas trockenere Zustände im Vergleich zum vieljährigen Mittel der vergangenen 30 Jahre“ erwarten. Gerade für die aktuell besonders betroffenen Regionen West- und Mitteleuropas liegt die Prognosewahrscheinlichkeit bei 70 bis 85 Prozent.

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Die Einsatzkräfte der Feuerwehren, davon ist auszugehen, werden also auch in den kommenden Wochen weiter gegen die Flammenwalzen in den Wäldern ankämpfen; und die Schadenssummen weitere Rekordhöhen erreichen.

Lesen Sie auch: Waldbrände werden in Deutschland zur allgegenwärtigen Bedrohung. Nun sollen Roboter Abhilfe schaffen – und nebenbei das Demografieproblem der Feuerwehren lindern.

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