Schiefergas-Förderung Fracking - die unabsehbare Gefahr aus der Tiefe

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Die Situation in Deutschland

 

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Die BGR hat erst im Sommer festgestellt, dass vermutlich noch viel mehr Schiefergasreserven unter deutschem Boden liegen, als bisher angenommen. Danach sind 1,3 Billionen Kubikmeter Gas theoretisch förderbar. Das ist deutlich mehr als die konventionellen Reserven noch leisten können. Laut BGR sind daraus nur noch 0,15 Billionen Kubikmeter zu gewinnen. 2011 lag der Gas-Verbrauch in Deutschland bei 90 Milliarden Kubikmetern.

Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung lassen sich die Gasreserven hierzulande dadurch zwar erheblich aufstocken, aber den Energiemix nicht gänzlich verändern. „Anders als die USA wird Deutschland nicht zum Exporteur werden“, sagt Dietrich Borchardt. Dennoch lasse sich der Energieverbrauch im Land für zehn bis 15 Jahre abdecken -  und so immerhin für einen gewissen Zeitraum die starke Abhängigkeit der Bundesrepublik von Importen senken. Etwa die Hälfte des Gasverbrauchs kommt aus den Niederlanden und Norwegen, ein Drittel aus Russland. Dabei beträgt der Anteil von Erdgas am deutschen Energieverbrauch aktuell etwa 20 Prozent.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hält im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Berlin ein Gutachten über Fracking (Erdgassuche) in der Hand. Erdgasbohrungen sollen nach diesem Gutachten nicht in Trinkwasserschutzgebieten stattfinden. Quelle: dpa

Schiefergas ist überall in Deutschland zu finden: In Süddeutschland vor allem im Oberrheingraben, in weiten Teilen Niedersachsen und auch in Nordrhein-Westfalen. Doch aufgrund der großen Skepsis der Bevölkerung und auch der Politik geht die Förderung nur langsam voran. Während Exxon in Niedersachsen immerhin schon sieben Probebohrungen durchführen konnte, beißt das Unternehmen vor allem in Nordrhein-Westfalen auf Granit. Hier hat sich der Energiekonzern mögliche Gebiete zwar schon mit der BASF-Tochter Wintershall und den lokalen Stadtwerke geteilt, doch der politische Gegenwind der rot-grünen Landesregierung hat die Förderung bisher weitestgehend ausgebremst. Lediglich im bereits erwähnten westfälischen Nordwalde hat Exxon immerhin einen Antrag gestellt. Damit ist es alleine in NRW, noch ist die derzeitige Rechtslage zu unklar.

Vor allem dass die Substanz, die in den Boden gepumpt wird, derzeit nach deutschem Recht noch zu giftig ist, hält die Unternehmen auf. Exxon arbeitet unter Hochdruck an dieser Baustelle. Bis Ende 2013 will man die giftigen Stoffe aus dem Gemisch entfernt haben. Auf eine Genehmigung ebenfalls in diesem Jahr endlich das Loch in Nordwalde bohren zu dürfen, hofft das Unternehmen noch in diesem Jahr.

Wie ist die bundespolitische Lage

Doch die politische Zurückhaltung könnte für die Unternehmen auch weiter zum Bremsklotz werden. Zwar ist die rot-grüne Opposition mit ihrer Forderung nach einem Fracking-Verbot im Bund gescheitert. Doch im Bundesrat erreichten die Fracking-Gegner der Länder kurz darauf einen bundesweiten Erfolg. Denn wer künftig mit der umstrittenen Methode Erdgas aus der Erde bergen will, muss laut Länderkammer erst beweisen, dass davon keine Gefahr ausgeht. „Obligatorische Umweltverträglichkeit“ nennen die Politiker das. Dabei handelt es sich um die Art Prüfung, die auch beim Bau von Atommülllagern oder einem Steinbruch mit mehr al 25 Hektar Fläche zum Einsatz kommt. Doch dieser Nachweis ist de Fakto kaum möglich.

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