Schiffsstau Hier stauen sich mit LNG befüllte Tanker, die Europa dringend erwartet

LNG-Tanker transportieren das wichtige Flüssiggas – Deutschland hat bislang keine eigenen Terminals. Erst im kommenden Winter sollen zwei schwimmende LNG-Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel einsatzbereit sein, um Importe von Flüssiggas ins deutsche Gasnetz einzuspeisen. Quelle: REUTERS

Mehr als 35 Schiffe stauen sich vor Spanien und im Mittelmeer. Sie sind beladen mit dem wichtigen Flüssigerdgas. Wo Tanker teils wochenlang vor der Küste treiben, zeigen Schiffsdaten.

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Dutzende Schiffe mit dem in Europa wegen ausbleibender russischer Energielieferungen heiß begehrten verflüssigtem Erdgas (LNG) stauen sich vor der spanischen Küste. Der Grund: Sie finden keine Stelle zum Entladen. Wenn der Rückstau nicht bald beseitigt wird, könnten sich diese Schiffe nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen, um ihre Ladung loszuwerden, warnen Experten laut der Nachrichtenagentur „Reuters“.

Reuters berichtete am Dienstag weiter, dass über 35 Schiffe vor Spanien und im Mittelmeer treiben. Sie alle seien mit Flüssigerdgas befüllt. Spanien verfügt über insgesamt sechs Terminals und spielt deshalb eine wichtige Rolle in der europäischen Energiekrise.

In einem am späten Montagabend veröffentlichten Statement mit dem Titel „Erklärung einer außergewöhnlichen Betriebssituation“ betonte der spanische Gasnetzbetreiber Enagas, dass er möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse. Die starke Auslastung werde voraussichtlich mindestens bis zur ersten Novemberwoche anhalten. An den Anlagen kann das flüssige Gas aus den Transportschiffen abgepumpt, durch Erwärmung wieder gasförmig gemacht und anschließend in das Gasnetz eingespeist werden.

Schiffsdaten zeigen, dass die Tanker teils schon seit Wochen vor Südspanien warten. Sie treiben vor allem im Golf von Cádiz. Ein Schiff aus Nigeria namens „Hellas Athina“ wartet bereits seit über einem Monat, zeigen Daten der Schifffahrtüberwachungswebseite MarineTraffic. Andere LNG-Tanker treiben dort seit etwa einer Woche, wie beispielsweise die Schiffe „Iberica Knutsen“ oder „Rioja Knutsen“. Die meisten der wartenden Tanker legten von einem LNG-Terminal in Port Arthur, Texas ab.

Daten des Seefahrtüberwachungsportals MarineTraffic zeigen, dass sich mehrere Schiffe direkt vor der südspanischen Küste stauen. Eines aus Nigeria wartet dort demnach sogar seit über einem Monat.

Treibende LNG-Tanker: Warten auf die Heizperiode?

Außerdem liegen LNG-Schiffe in der Nähe anderer europäischer Länder vor Anker. Das könnte darauf hindeuten dass noch Dutzende weiterer Schiffe warten, sagte ein Insider. Alex Froley, LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICIS, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass auch vor dem Vereinigten Königreich Ladungen ausharrten. Möglicherweise liege das auch daran, dass einige Schiffe vor Beginn der Heizperiode darauf warten, ihre Ladungen zu einem höheren Preis zu verkaufen. „Diese Strategie funktioniert zum Teil, weil einige Unternehmen aufgrund von Ausfällen wie der Schließung der US-Anlage Freeport über Flexibilität in ihrem Verschiffungsportfolio verfügen“, sagte Froley mit Blick auf den zweitgrößten US-Exporteur von LNG, der im Juni nach einer Explosion und einem Brand seinen Betrieb einstellte.

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Spanien verfügt über die größten Wiederverdampfungskapazitäten in der Europäischen Union: sie machen ein Drittel des gesamten LNG und 44 Prozent der LNG-Speicherkapazität aus. Deutschland verfügt aktuell über keine eigenen LNG-Terminals. Im kommenden Winter sollen zwei schwimmende LNG-Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel einsatzbereit sein, um Importe von Flüssiggas ins deutsche Gasnetz einzuspeisen. Zusammen haben sie eine Kapazität von jährlich bis zu 12,5 Milliarden Kubikmeter. In Stade und Lubmin könnten zwei weitere dieser Anlagen zum Einsatz kommen, die wie auch die ersten später durch feste LNG-Terminals ersetzt werden könnten.

Lesen Sie auch: Kann Spanien Europas Energiekrise lösen?

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