Schlechte Ökobilanz Mehrwegflaschen sind schlechter als ihr Ruf

Mehrwegflaschen gelten als umweltfreundlich. Eine Studie beweist jetzt das Gegenteil: Normalerweise sollten Bier-Mehrwegflaschen bis zu 50mal im Umlauf sein. Im ungünstigsten Fall sind viele Flaschen aber nur rund vier Mal im Einsatz.

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Mehrwegflaschen haben eine schlechtere Ökobilanz als bislang angenommen. Quelle: dpa/dpaweb

Gut für die Umwelt und mit einer positiven Ökobilanz: Das ist das Image der Mehrwegflasche. Ganz im Gegenteil zu den Einwegverpackungen, die direkt nach dem Verzehr im Mülleimer landen. Eine Deloitte-Studie hat jetzt das Gegenteil bewiesen und herausgefunden, dass die Ökobilanz der Mehrwegflasche schlechter ist als angenommen.

Die Studie wurde von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährung (BVE) und vom Handelsverband Deutschland (HDE) in Auftrag gegeben, berichtet das Handelsblatt. „Aufgrund der neutralen Ausrichtung unserer Verbände, wollen wir mit dem nunmehr vorliegenden empirischen Datenmaterial einen konstruktiven Beitrag zur Versachlichung der ökologischen „Ein-/Mehrwegdiskussion“ leisten,“ erklärt HDE-Geschäftsführer Kai Falk. Die Studie wurde von der Unternehmensberatung Weihenstephan GmbH, eine 100-prozentigen Tochter von Deloitte Consulting durchgeführt.

Dabei wurde zwischen März 2012 und Juli 2013 untersucht wie die Umlaufzahlen von Mehrwegflaschen sind. Hierfür wurden 107 Unternehmen beobachtet, darunter Brauereien, Mineralbrunnen und Erfrischungsgetränkehersteller. Deutlich wurde, dass die Zahl der Umläufe abhängig ist vom Flaschentyp und der Getränkeart, berichtet die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie in einer Pressemitteilung.

Die vorliegende Studie belegt eine immer größere Vielfalt an Getränkeverpackungen. „Allein in unserer Untersuchung sind wir auf über 120 verschiedene Flaschentypen gestoßen“, so Stefan Huckemann, Partner bei Deloitte.

Einige Flaschentypen, so zum Beispiel Mehrwegbierflaschen, kommen im ungünstigsten Fall nur vier mal zum Einsatz. "Vor diesem Hintergrund konnten die in den Ökobilanzen der Vergangenheit angenommenen Umlaufzahlen von 50 für Bier-Mehrwegflaschen nicht bestätigt werden", heißt es in der Studie.

Ein weiterer Faktor wirkt sich negativ auf die Ökobilanz der Mehrwegflaschen aus. Der Aufwand für das Einsammeln des Leerguts ist erheblich höher als bislang angenommen. Die durchschnittliche Transportentfernung für den Hin- und Rückweg bei Bier beträgt 437 Kilometer.

Da viele Hersteller aus Marketinggründen vermehrt auf Individualflaschen setzen, deutet sich auch für die Zukunft keine Verbesserung an. Individualflaschen sind solche Flaschen, die ausschließlich ein Hersteller für sein Produkt nutzt. Diese Flaschen müssen im Schnitt 537 Kilometer transportiert werden.

Die Poolflasche ist die einzige Flasche, die eine positive Bilanz aufweist. Diese Flaschen werden von mehreren Herstellern genutzt. Dadurch erreichen sie eine hohe Umlaufzahl und haben kürzere Transportwege.

Das Handelsblatt berichtet, dass in der Branche wegen der Studie Streit herrsche. Die BVE hat die Studie bislang nicht einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, sondern eher versteckt in einer Mitteilung vom 23. Dezember veröffentlicht. Zudem wird die Studie nicht zum Download bereitgestellt.

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