
Von Finnland ganz im Norden bis nach Chile weit im Süden: Google betreibt über die Welt verteilt 13 Rechenzentren, damit Internet-Nutzer möglichst schnell Aktienkurse suchen, Videos bei YouTube speichern und E-Mails abrufen können. In riesigen Hallen werkeln dazu Tausende Hochleistungscomputer, die hungrig nach Daten sind – und nach Energie. Jede der Rechenfabriken verbraucht so viel Strom wie eine Kleinstadt.
Der Energiehunger könnte noch viel größer sein. Doch ein System mit Codenamen Borg hilft dem Internet-Giganten, seine Daten besser zu verwalten als viele andere Firmen. Es reduziere den Bedarf an Serverleistung um mehrere Prozent, so John Wilkes, der bei Google für dessen Weiterentwicklung verantwortlich ist. Das klingt nach etwas Kostenoptimierung, hat aber enorme Konsequenzen: „Das entspricht einem weiteren Datencenter, das wir nicht bauen müssen“, erklärt Wilkes.
Das sind die größten Stromverbraucher weltweit
China ist die weltweite Nummer Eins unter den Stromverbrauchern. Kein anderes Land benötigt mehr Strom. Auch bei der Stromerzeugung ist das Land an der Spitze, exportiert jedoch nicht besonders viel von seiner Energie. Im Ranking der Strom exportierenden Länder belegt die Volksrepublik nur den neunten Platz.
Der zweitgrößter Stromverbraucher der Welt ist die USA. Fast fünf Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität waren im Jahr 2010 regenerative Energien.
Den dritten Platz der größten Stromverbraucher belegt Japan. Das Land ist zugleich viertgrößter Stromproduzent der Erde, vor ihm liegen nur Russland, China und die USA. Mit seinen Erzeugungen versorgt sich Japan im Gegensatz zu diesen Ländern jedoch ausschließlich selbst.
Fast genauso viel Strom wie Japan verbraucht Russland und liegt somit auf dem vierten Platz der weltweit größten Verbraucher. Das Land ist zudem drittgrößter Stromproduzent.
Der fünftgrößte Stromverbraucher der Welt ist Indien. Kein Wunder: Das Land ist nach China das bevölkerungsreichste der Welt, 1,3 Milliarden Einwohner leben dort laut Schätzungen.
Auf dem sechsten Platz der größten Stromverbraucher gibt es eine Überraschung: Kanada. Dabei ist das Land relativ spärlich besiedelt, nur 34 Millionen Menschen leben dort.
Mehr als doppelt so viele Einwohner wie Kanada hat Deutschland, und ist dennoch hinter dem nordamerikanischen Land, wenn es um den Stromverbrauch geht. 545 Milliarden Kilowattstunden wurden 2011 verbraucht. Beim Export von Strom ist Deutschland hingegen fast Spitze. Im weltweiten Vergleich exportiert nur Nachbarland Frankreich mehr.
Als Stromexporteur ist Frankreich die weltweite Nummer Eins. Beim Stromverbrauch liegt das 65 Millionen Einwohner-Land dagegen nur auf dem achten Platz.
Die Franzosen setzen bei der Stromerzeugung voll auf Atomkraft. 58 Meiler waren 2011 in Betrieb. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum neun Atomkraftwerke, in Spanien acht und im Vereinigten Königreich 18.
Neuntgrößter Stromverbraucher ist Brasilien. In dem südamerikanischen Land leben 200 Millionen Menschen.
Südkorea ist auf dem zehnten Platz der größten Stromverbraucher der Welt. Das Land versorgt sich laut der US-Informationsbehörde CIA komplett selbst, importiert also keinen Strom. Seinen Strom erzeugte Südkorea im Jahr 2010 zu fast einem Drittel mit Atomkraft, bis 2024 soll sie fast 50 Prozent der Stromproduktion ausmachen.
Borg verteilt Daten und Rechenaufgaben möglichst optimal auf alle Server. Wilkes vergleicht das mit der Aufgabe, verschieden große Holzscheite in Körbe zu sortieren. Das System ordnet sie so an, dass möglichst keine Lücken bleiben. Lange war Borg eins der am strengsten gehüteten Geheimnisse Googles, denn es verschaffte dem Konzern enorme Wettbewerbsvorteile. Inzwischen nutzen immer mehr Firmen vergleichbare Technik.
Ohne Mesos geht nichts mehr
Eine entscheidende Rolle spielt dabei ein deutscher Softwareingenieur: Florian Leibert. Er hat zwischen 2009 und 2011 beim Kurznachrichtendienst Twitter die Suchfunktion mit entwickelt. Auch die Empfehlungen, welcher anderen Person ein Nutzer folgen sollte, gehen auf ihn zurück. Sein vielleicht größter Dienst für Twitter war, den Vortrag seines Freundes Ben Hindman zu organisieren. Der war damals Doktorand an der Universität in Berkeley, wo er mit anderen ein Programm namens Mesos entwickelt hat. Zwar interessierten sich nur acht Mitarbeiter bei Twitter dafür. Doch das waren immerhin zehn Prozent der Belegschaft. Vor allem aber waren drei Ex-Google-Mitarbeiter dabei, die in Mesos ihr Borg-System wiedererkannten.
Und so heuerte der Zwitscherdienst Hindman an, um das System einzuführen. Dort geht inzwischen nichts mehr ohne Mesos. Leibert erkannte das Potenzial und gründete gemeinsam mit Tobias Knaup, einem Schulfreund aus Schweinfurt, vor einem Jahr Mesosphere. Übrigens nicht die erste Firma der beiden: Bereits mit 15 hatten sie ihr eigenes Unternehmen und entwickelten E-Commerce-Dienstleistungen.