
Kein Mensch sei bisher wegen der radioaktiven Strahlung des Reaktorunfalls in Fukushima gestorben, sagt der Würzburger Klinikdirektor Christoph Reiners, ehemaliger Leiter des WHO-Kollaborationszentrums für medizinische Vorsorge bei Strahlenunfällen. Das ist im Vergleich zur Reaktor-Havarie im ukrainischen Tschernobyl vor 26 Jahren die gute Nachricht. Dort starben 28 Mitarbeiter den direkten Strahlentod, die Opfer im weiteren Umkreis des Meilers werden auf gut 9000 Tote geschätzt.
Die schlechte Nachricht für Japan ist: Die betroffene Region ist so dicht besiedelt, dass eine dauerhafte Evakuierung der Bevölkerung unrealistisch ist. Schon wird erörtert, ob die vor den Strahlen geflüchteten Bewohner bei einer Strahlenbelastung von 100 Millisievert zurückkehren können. Das entspricht etwa der 100-fachen natürlichen Strahlendosis. Umso dringender stellt sich die Frage, welchen Gesundheitsgefahren sich Menschen bei einer langfristig erhöhten Strahlenbelastung aussetzen.
Analyse im Zeitraffer
Da die Lebensspanne vieler Tierarten wie etwa Heuschrecken, Feuerwanzen oder Rauchschwalben viel kürzer ist als die des Menschen und sie sich auch schneller vermehren, sind Krebserkrankungen und Erbgutschäden an ihnen wie im Zeitraffer zu beobachten. Seit dem Reaktorunfall untersucht der kanadische Biologe Timothy Mousseau deshalb regelmäßig Tiere aus der verstrahlten Region.
Bei ähnlichen Studien in Tschernobyl hatte er festgestellt, dass die dort überlebenden Vögel viel kleinere Gehirne hatten. In Fukushima nimmt der Forscher auch Gewebe- und Spermaproben für genetische Untersuchungen. Mit dem deutschen Biotech-Unternehmen Qiagen entwickelt er daraus Testmethoden für Strahlenfolgen beim Menschen. Vorerst raten Forscher vor einer Rückkehr der Bevölkerung ab.