
Eine neue Waschmaschine für 600 Euro, ein moderner Kühlschrank für 700 Euro - das ist eine Investition, so ein Gerät soll mindestens zehn Jahre halten. Doch immer häufiger ist schon nach kurzer Zeit der Ärger groß: Die Garantie ist gerade abgelaufen, da geben die Produkte den Geist auf. Und das, obwohl Omas gute alte Waschmaschine davor bestimmt 20 Jahre durchgehalten hat.
Diese gefühlte Wahrheit belegt nun eine Untersuchung von Umweltbundesamt (UBA), Öko-Institut und der Uni Bonn. Sie zeigt: Der Anteil der Haushaltsgroßgeräte, die bereits nach nicht einmal fünf Jahren wegen eines Defekts ausgetauscht wurden, stieg von 2004 bis 2012 um mehr als das Doppelte - von 3,5 auf 8,3 Prozent. Bei zwei Dritteln waren technische Defekte ausschlaggebend für den Neukauf.
Nutzungsdauer von Elektrogeräten
Das Umweltbundesamt untersucht in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut und der Universität Bonn, wie lange Elektro- und Elektronikgeräte genutzt werden. Außerdem wird erhoben, wann die Geräte das erste Mal Defekte aufweisen und warum sie ausgetauscht werden. Erste Zwischenergebnisse wurden am 1. März 2015 vorgestellt, die Studie soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein.
Schneller, größer, mehr Funktionen: Besonders bei TV-Geräten ist die Bereitschaft der Verbraucher hoch, nach kurzer Zeit ein neues anzuschaffen - auch, wenn es der alte noch tut. Im Jahr 2012 wurden mehr als 60 Prozent der noch funktionstüchtigen Flachbildfernseher durch ein besseres Gerät ersetzt. Nur ein Viertel der Neukäufe wurde getätigt, weil das alte Gerät kaputt war. Durchschnittlich waren die ausgetauschten Fernseher 2012 gerade einmal 5,6 Jahre alt. Zum Vergleich: Der gute alte Röhrenfernseher brachte es im Schnitt auf zehn bis zwölf Jahre Nutzungsdauer.
Hierzu zählen etwa Waschmaschine, Trockner oder Kühlschrank. Die durchschnittliche "Erst-Nutzungsdauer" hat sich im Untersuchungszeitraum 2004 bis 2012 um ein Jahr verkürzt: Im Schnitt sind die Produkte ab Kauf 13 Jahre im Einsatz. Ein Drittel der Geräte war zum Zeitpunkt des Ersatzkaufs noch funktionstüchtig. Die Verbraucher trieb vor allem der Wunsch nach einem besseren Gerät an. Zugleich hat sich aber auch der Anteil der Geräte, die wegen eines Defekts schon innerhalb von fünf Jahren ersetzt werden mussten, mehr als verdoppelt: Von 3,5 auf 8,3 Prozent.
Die tragbaren Computer stellen eine Ausnahme dar. Ihre "Erst-Nutzungsdauer" blieb über die Jahre nahezu konstant. Im Schnitt ist ein Laptop fünf bis sechs Jahre im Einsatz. Die Gründe für den Neukauf haben sich aber trotzdem gewandelt: Während im Jahr 2004 noch 70 Prozent der funktionsfähigen Notebooks wegen einer technischen Neuerung ausgetauscht wurden, war der Wunsch nach einem besseren Gerät 2012/13 nur noch bei einem Viertel ausschlaggebend. Technische Defekte hingegen waren für ein Viertel der Neukäufe verantwortlich.
Ob die Hersteller bewusst planen, dass die Geräte bereits nach Kurzem kaputt gehen und so die Nachfrage nach neuen Produkten gesteigert wird, soll die Studie noch zeigen. Zunächst wurden Zwischenergebnisse der großangelegten Untersuchung veröffentlicht, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. "Dass neue Geräte kürzer verwendet werden, hat unterschiedlichste Ursachen. Inwieweit ein geplanter Verschleiß dafür verantwortlich ist, klären wir jetzt in der zweiten Hälfte der Studie“, erläutert UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Eine systematische Analyse der Geräteausfälle soll Aufschluss darüber geben, ob gezielt Schwachstellen eingebaut werden.
Auch die Verbraucher selbst wollen ihre Geräte immer kürzer nutzen, selbst wenn sie noch ihren Dienst tun. Schuld sind - vor allem bei der Produktgruppe Fernseher - erhebliche Technologiesprünge. „Heute werden mehr Elektro- und Elektronikgeräte ersetzt, obwohl sie noch gut funktionieren“, sagt Rainer Grießhammer vom Öko-Institut. So wurden im Jahr 2012 mehr als 60 Prozent der noch funktionierenden Flachbildschirmgeräte durch ein neues Produkt ersetzt. Nur bei einem Viertel der Geräte war ein Defekt der Anlass für den Austausch. Im Schnitt waren die ersetzen TV-Geräte 2012 gerade einmal 5,6 Jahre alt. Anders sieht das bei Notebooks aus: Hier liegt die Dauer der Erstnutzung relativ konstant bei fünf bis sechs Jahren.
Aus den Resultaten der Untersuchung will das Umweltbundesamt Empfehlungen für Hersteller, Verbraucher und den Gesetzgeber ableiten. „Aufgabe der Studie ist nun zu prüfen, wie die Mindestlebensdauer ausgeweitet und am Ende auch überprüft werden kann“, erklärte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Der Zwischenbericht basiert vor allem auf Verbraucherbefragungen.
Eine Schwäche der Untersuchung: Sie basiert vorwiegend auf Befragungen von Kunden zur sogenannten "Erst-Nutzungsdauer". Damit wird die Nutzung vom Kauf bis zum Ersatzkauf eines Geräts bezeichnet. Ob die Geräte aber etwa noch in anderen Haushalten weitergenutzt wurden, wurde nicht erhoben.