30 Prozent der Erderwärmung gehen auf Schadstoffe wie Methan, Ruß und Ozon zurück. Ihr Ausstoß ließe sich leicht eindämmen.
Wenn es um die globale Erwärmung geht, steht meist nur das Gas CO2 am Pranger. Dabei gibt es weitere Schurken, die zum Treibhauseffekt beitragen – vor allem Methan, Ruß und bodennahes Ozon. Sie verursachen laut dem Weltklimarat IPCC 30 Prozent der Erderwärmung – und böten einen idealen Angriffspunkt, um den Klimawandel kurzfristig deutlich einzudämmen.
Denn Ruß und Methan gehören zu den sogenannten kurzlebigen Klimatreibern: Sie tragen wie Kohlendioxid zur Erderwärmung bei, werden aber deutlich schneller in der Atmosphäre abgebaut oder, im Falle von Ruß, mit dem Regen aus der Luft gewaschen. Das bedeutet: Wenn die Menschheit weniger CO2 ausstößt, wirkt sich das erst Jahrzehnte später positiv auf das Klima aus; spart sie bei Methan und Ruß, folgt die Wirkung nach Wochen oder Monaten.
Erderwärmung bis 2050 verringern
Welcher Effekt sich mit einem Kampf gegen die heimlichen Klimakiller erzielen ließe, berechnete unlängst ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Science“. Demnach könnte ein Bündel von Emissionsschutzmaßnahmen gegen Ruß und Methan bis zum Jahr 2050 die Erderwärmung um 0,5 Grad Celsius verringern.
Die Instrumente, die die Wissenschaftler vorschlagen, sind nicht kompliziert. So lässt sich Methan, das bei der Erdölproduktion bisher abgefackelt wird, auch zurück ins Erdreich pressen oder als Energiequelle nutzen. Mülldeponien, aus denen das Gas bisher meist ungehindert in die Atmosphäre entweicht, lassen sich mit Folien abdecken. Auch Reisfelder würden, stünden sie nur zeitweise unter Wasser statt das ganze Jahr, weniger Methan ausstoßen.
Gegen Ruß gibt es ebenfalls viele simple, aber wirksame Mittel: Partikelfilter für Dieselmotoren etwa oder ein Stopp der Brandrodung tropischer Wälder. Ein effektives Rußembargo käme am stärksten der Arktis zugute. Dort legen sich die feinen Partikel wie ein grauer Schleier auf das Eis, erwärmen sich im Sonnenlicht und beschleunigen das Abschmelzen der nördlichen Polkappe.
Weniger Ruß in der Luft könnte laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) die Erwärmung der Arktis bis zum Jahr 2040 um 0,7 Grad, also um zwei Drittel begrenzen. Gleichzeitig würden jährlich bis zu 4,6 Millionen vorzeitige Todesfälle, etwa durch Atemwegserkrankungen, vermieden.
Zum Kampf gegen die kurzlebigen Klimakiller trat im Februar die internationale Climate and Clean Air Coalition (CCAC) ins Leben, ein Bündnis von 17 Staaten – darunter Deutschland – das UNEP, die Weltbank und die Europäische Kommission. Ein starkes Argument haben die Klimaschützer auf ihrer Seite: Die Hälfte der Ruß- und Methanemissionen ließen sich laut UNEP mit Mitteln einsparen, die sich von selbst finanzieren – etwa mit neuen Motoren, deren Anschaffung sich durch den geringeren Benzinverbrauch bezahlt macht.