Es sieht nicht gut aus für unsere Zukunft. Dass die Gletscher schmelzen, hat sich bereits herumgesprochen. Doch nun kommt heraus, dass auch die Pandas verhungern, weil der Bambus die steigenden Temperaturen nicht verträgt. Klimaforscher warnen gar, den Pflanzen des wilden Arabica-Kaffees drohe der Hitzetod. Ein Drama für Espresso-Fans.
Kurz vor Beginn des 18. Klimagipfels in Doha sind die Zeitungen voll von derartigen Meldungen. Den Hamburger Meteorologen und Klimaexperten Hans von Storch überrascht das nicht. Er erkennt darin den alten Reflex vieler Klimaforscher: Sie warnen mit düsteren Szenarien vor Katastrophen und hoffen, die Delegierten aus 192 Ländern so dazu zu bringen, sich auf verbindliche Ziele zur Reduktion von Kohlendioxid, dem CO2, zu einigen.
Storch hält diesen politischen Eifer vieler Forscher für einen Fehler. Sie verspielten damit ihr wichtigstes Kapital: ihre Glaubwürdigkeit. Es sei absurd, jede negative Entwicklung mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Genau das aber passiere. „Diese Katastrophenrhetorik“, fürchtet Storch, bewirke beim Publikum eher Widerwillen als Aufmerksamkeit.
Der Klimawandel in Zahlen
Um 70.000 km² – das entspricht etwa der Größe Bayerns – ist der Eispanzer der Arktis in diesem Sommer gegenüber 2007 geschrumpft. 2050 könnte das nördliche Polarmeer im Sommer eisfrei sein.
Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980. In Asien legte sie um das Vierfache, in Europa um das Zweifache zu.
Rund ein Drittelsaurer sind die Meere geworden. Folge: Korallen, Muscheln und Fische wachsen langsamer. Bis 2100 könnte die Versäuerung um 150 Prozent steigen.
0,4°C ist die Erde seit 1980 wärmer geworden. Bis 2100 könnte sich das Klima um rund vier Grad aufheizen.
Um 5 cm sind die Meeresspiegel seit 1990 im Mittel gestiegen. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad werden die Pegel wahrscheinlich um 2,7 m höher sein.
Um 15 Prozent sinkt die Reisproduktion bis 2050 in den Entwicklungsländern als Folge der globalen Erwärmung. Bei Weizen werden 13 Prozent weniger geerntet werden.
Denn grundsätzlich haben die Forscher ja recht: Dass sich die Erde erwärmt und der Mensch dabei eine wichtige Rolle spielt, lässt sich wissenschaftlich kaum noch widerlegen. „Umstritten ist nur noch, in welchem Ausmaß der CO2-Anstieg die Temperaturen hochtreibt“, sagt Storch.
Verhängnisvolle Entwicklung
Trotz einer seit zwei Jahrzehnten andauernden Klimadebatte blasen die Menschen jedes Jahr mehr CO2 in die Atmosphäre: 34 Milliarden Tonnen waren es 2011 – gegenüber 22,7 Milliarden Tonnen 1990. Setzt sich dieser Trend fort, wird schon 2020 die 40-Milliarden-Marke geknackt. Wir müssen uns also eher darauf einstellen, dass die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um vier Grad steigt.
Anlässlich des Klimagipfels in Doha haben WirtschaftsWoche-Mitarbeiter die verbleibenden Handlungsoptionen analysiert. Die wichtigste Frage: Wie können wir den Klimaschutz effizienter gestalten?
Fossile Brennstoffe
Dass wir diese Möglichkeiten genauer ansehen, ist dringend geboten. Denn die Rückschläge nehmen zu. Dank moderner Technologien, die neue Quellen wie Schiefergestein erschließen, erleben die USA einen Öl- und Gasboom. Die USA könnten im Zuge dieser Renaissance so große Mengen fossiler Brennstoffe fördern, dass sie laut der Internationalen Energieagentur (IEA) schon 2017 Saudi-Arabien als größtes Ölförderland ablösen. Die Preise für Öl und Gas sind in den USA seither im freien Fall.
Und je mehr fossile Brennstoffe verheizt werden, desto mehr CO2 entsteht. „Die Knappheit des 21. Jahrhunderts liegt nicht in den fossilen Energieträgern“, sagt Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, „sondern im begrenzten Deponieraum für Treibhausgase in der Atmosphäre, den Ozeanen und den Wäldern.“