UN-Klimakonferenz Wie sich das Klima retten lässt

Zum Beginn des Klimagipfels wird deutlich: Das Ziel der Weltenretter, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, ist kaum noch zu erreichen. Was nun?

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Schnelle Wege aus der Klimafalle
Klimaexperten haben mehr als 400 Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels unter die Lupe genommen. Im Fokus der im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung stand ausnahmsweise nicht der Klimakiller CO2, sondern das Treibhausgas Methan sowie Ruß, der in der Atmosphäre dafür sorgt, dass weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert wird. Schon mit einigen einfachen Maßnahmen, so die Wissenschaftler, ließe sich der Ausstoß von Methan und Ruß so stark reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 um ein Drittel geringer ausfallen würde als bislang vorhergesagt. Die zehn wichtigsten Maßnahmen im Überblick. Quelle: dpa
Durch eine bessere Filterung bei der Entlüftung von Kohleminen würde deutlich weniger Methan freigesetzt. Quelle: dpa
Lecke Gaspipelines sind eine weitere Treibhausgas-Quelle, die sich mit relativ geringem Aufwand schließen ließe. Quelle: dpa
Deponie-Gas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, entsteht durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Seine Freisetzung zu verhindern und es nutzbar zu machen, würde dem globalen Klimawandel entgegenwirken, so die Forscher. Quelle: dpa
Durch unkontrolliertes Abblasen bei der Ölförderung gelangen ebenfalls große Mengen Methan in die Atmosphäre, die durch verbesserte Fördertechnik eingefangen werden könnten. Quelle: dpa
Auch durch eine bessere Aufarbeitung der bei der Nutztierhaltung anfallenden Exkremente – etwa durch Vergärung in Biogasanlagen – ließe sich der Methanausstoß deutlich verringern. Quelle: dpa
Keine andere Kulturpflanze setzt soviel Methan frei wie Reis. Durch verbesserte Anbaumethoden, weniger Dünger und eine weniger intensive Bewässerung ließe sich der Methanausstoß beim Reisanbau reduzieren. Quelle: dpa

Es sieht nicht gut aus für unsere Zukunft. Dass die Gletscher schmelzen, hat sich bereits herumgesprochen. Doch nun kommt heraus, dass auch die Pandas verhungern, weil der Bambus die steigenden Temperaturen nicht verträgt. Klimaforscher warnen gar, den Pflanzen des wilden Arabica-Kaffees drohe der Hitzetod. Ein Drama für Espresso-Fans.

Kurz vor Beginn des 18. Klimagipfels in Doha sind die Zeitungen voll von derartigen Meldungen. Den Hamburger Meteorologen und Klimaexperten Hans von Storch überrascht das nicht. Er erkennt darin den alten Reflex vieler Klimaforscher: Sie warnen mit düsteren Szenarien vor Katastrophen und hoffen, die Delegierten aus 192 Ländern so dazu zu bringen, sich auf verbindliche Ziele zur Reduktion von Kohlendioxid, dem CO2, zu einigen.

Storch hält diesen politischen Eifer vieler Forscher für einen Fehler. Sie verspielten damit ihr wichtigstes Kapital: ihre Glaubwürdigkeit. Es sei absurd, jede negative Entwicklung mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Genau das aber passiere. „Diese Katastrophenrhetorik“, fürchtet Storch, bewirke beim Publikum eher Widerwillen als Aufmerksamkeit.

Der Klimawandel in Zahlen

Denn grundsätzlich haben die Forscher ja recht: Dass sich die Erde erwärmt und der Mensch dabei eine wichtige Rolle spielt, lässt sich wissenschaftlich kaum noch widerlegen. „Umstritten ist nur noch, in welchem Ausmaß der CO2-Anstieg die Temperaturen hochtreibt“, sagt Storch.

Verhängnisvolle Entwicklung

Trotz einer seit zwei Jahrzehnten andauernden Klimadebatte blasen die Menschen jedes Jahr mehr CO2 in die Atmosphäre: 34 Milliarden Tonnen waren es 2011 – gegenüber 22,7 Milliarden Tonnen 1990. Setzt sich dieser Trend fort, wird schon 2020 die 40-Milliarden-Marke geknackt. Wir müssen uns also eher darauf einstellen, dass die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um vier Grad steigt.

Anlässlich des Klimagipfels in Doha haben WirtschaftsWoche-Mitarbeiter die verbleibenden Handlungsoptionen analysiert. Die wichtigste Frage: Wie können wir den Klimaschutz effizienter gestalten?

Fossile Brennstoffe

Dass wir diese Möglichkeiten genauer ansehen, ist dringend geboten. Denn die Rückschläge nehmen zu. Dank moderner Technologien, die neue Quellen wie Schiefergestein erschließen, erleben die USA einen Öl- und Gasboom. Die USA könnten im Zuge dieser Renaissance so große Mengen fossiler Brennstoffe fördern, dass sie laut der Internationalen Energieagentur (IEA) schon 2017 Saudi-Arabien als größtes Ölförderland ablösen. Die Preise für Öl und Gas sind in den USA seither im freien Fall.

Und je mehr fossile Brennstoffe verheizt werden, desto mehr CO2 entsteht. „Die Knappheit des 21. Jahrhunderts liegt nicht in den fossilen Energieträgern“, sagt Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, „sondern im begrenzten Deponieraum für Treibhausgase in der Atmosphäre, den Ozeanen und den Wäldern.“

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