Urbanisierung Der Reichtum der Städte

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Energiesparer Stadt

Durch den engeren Lebensraum und bessere Erreichbarkeit ist der CO2-Ausstoß alter Metropolen relativ gering - in New York etwa fährt nur jeder Dritte mit dem Auto zur Arbeit. Quelle: dapd

Baubeschränkungen fördern die Zersiedelung, weil Entwicklungsvorhaben an ökologisch ungünstigere Standorte im Umland abgedrängt werden: Die wirklich umweltfreundlichen Lagen sind nicht die Vororte, sondern Manhattan und die Zentren von London und Shanghai. Naturliebhaber, die umgeben von Bäumen und Wiesen wohnen, konsumieren weit mehr Energie als die Bewohner der städtischen Zentren.

Der ökologische Fußabdruck eines durchschnittlichen Vorstadthauses entspricht in etwa einem Wanderschuh der Größe 15, jener eines Apartments in New York hingegen einer zierlichen Damensandalette der Größe 6.

Der CO2-Ausstoß alter Metropolen ist in der Regel gering, weil relativ wenige Menschen ihre privaten Autos nutzen. Weniger als ein Drittel der New Yorker fährt mit dem Auto zur Arbeit. Aber 86 Prozent der amerikanischen Pendler benutzen das Auto. Tatsächlich liegt der Pro-Kopf-Benzinverbrauch der New Yorker deutlich unter dem Durchschnitt der US-Ballungszentren.

Wie Sensornetze das Leben in der Stadt erleichtern können
Intelligente AbfalleimerDie Müllentsorgung lässt sich mit neuen technischen Möglichkeiten in großem Maße optimieren. In Philadelphia werden aktuell solarbetriebene Mülleimer aufgestellt, die mit einer eingebauten Müllpresse ausgestattet sind. Sobald sie voll sind, wird den Abfallbetrieben via Mobilfunk eine Nachricht geschickt - und der Müllwagen rückt an. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Intelligente StraßenlaternenEine der größten finanziellen Belastungen für Großstädte stellt die Beleuchtung da - daher gilt es: Strom sparen. Die Uni Delft hat Straßenlaternen entwickelt, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind. Befindet sich kein Atuo, Radfahrer oder Fussgänger in der Nähe einer Laterne, dimmt sie sich automatisch. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Schlauer BürostuhlAuch der Energieverbrauch von öffentlichen Gebäuden kann durch Sensoren gesenkt werden. So hat das nordrhein-westfälische Elektronikunternehmen IQfy einen Bürostuhl entwickelt, der dank eines eingebauten Sensors in der Sitzfläche registriert, ob eine Person auf ihm sitzt oder nicht. Verlässt der Mitarbeiter längere Zeit seinen Arbeitsplatz, schaltet der Sensor automatisch Beleuchtung, Monitor und Klimaanlage ab. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Regenwasser sammelnNeben Strom lässt sich durch etwas Technik auch Wasser sparen. So kann Regenwasser gesammelt und in Tanks gespeichert werden, um es für die Toilettenspülung wieder zu verwenden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Wassersprinkler mit FühlernAuch auf anderem Wege lässt sich der Wasserverbrauch von Städten weiter senken. In der nordspanischen Stadt versucht man es mit Wassersprinklen, die durch einen im Boden installierten Fühler registrieren, ob der Boden zu trocken ist und bewässert werden muss. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Software gegen den FeinstaubDurch Sensortechnik kann man Städte nicht nur sparsamer, sondern auch gesünder machen. So testet IBM derzeit eine Software, die Daten aus Luftmessstationen und Verkehrssensoren auswertet, und so die Feinstaubbelastung für einzelne Straßen berechnen kann. Steigt die Belastung zu stark an, kann der Verkehr umgeleitet oder die Grünphasen der Ampelanlagen verlängert werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Kameras und InduktionsschleifenVerkehrsstöme steuern und damit Stau vorbeugen - mit der Kombination aus Induktionsschleifen, Kameras und der Positionsdaten der Mobiltelefone der Autofahrer ist das möglich. Auf diese Weise kann der Verkehr für jede Straße zu jeder Zeit präzise vorausgesagt werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina

Weniger Emissionen durch Armut

Derzeit sind die Inder und Chinesen mehrheitlich noch zu arm, um sich einen autoabhängigen Lebensstil leisten zu können. Selbst die CO2-Emissionen der grünsten US-Ballungsräume übersteigen die Emissionen einer durchschnittlichen chinesischen Metropole noch immer um mehr als das Zehnfache.

Aber wenn der Wohlstand der Inder und Chinesen steigt, wird die Bevölkerung vor einer möglicherweise folgenschweren Wahl stehen. Werden sie dem amerikanischen Vorbild folgen und in die autointensiven Vorstädte ziehen, oder entscheiden sie sich für die wesentlich umweltfreundlichere innerstädtische Variante?

Sollten die CO2-Emissionen in China und Indien aber tatsächlich auf das Niveau in den USA steigen, würde dies einen Anstieg der globalen CO2-Emissionen um 139 Prozent bedeuten. Die Motorisierung und Urbanisierung in diesen Ländern dürfte zu einem der wichtigsten Umweltthemen des 21. Jahrhunderts werden.

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