Unternehmen sehen sich im urbanen Raum mit höheren Arbeitskosten und Grundstückspreisen konfrontiert. Diesen Nachteil nehmen sie aber in Kauf, weil Städte Produktivitätsvorteile schaffen, die die Mehrkosten ausgleichen.
Urbanisierung und Wohlstand stehen deshalb in nahezu perfektem Zusammenhang: Wenn der Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung eines Landes um zehn Prozent steigt, erhöht sich die Pro-Kopf-Leistung der betreffenden Volkswirtschaft um durchschnittlich 30 Prozent. In Ländern, in denen der Großteil der Bevölkerung in Städten lebt, ist das Pro-Kopf-Einkommen fast vier Mal so hoch wie in ländlich geprägten Staaten.
In Amerika und Europa fungieren die Städte als Innovationstreiber, weil sie die klugen Köpfe auf engem Raum zusammenbringen. Eine noch bedeutendere Rolle spielen die Städte in den aufstrebenden Staaten, wo sie die Brücke zwischen Märkten und Kulturen bilden.
Bangalores Aufstieg
Noch 1990 hätte der Durchschnittsamerikaner oder -europäer im Zusammenhang mit Indien an Armut und Unterentwicklung gedacht. Heute denkt die gleiche Person voll Unbehagen an die Gefahr, dass sein oder ihr Job schon demnächst in die südindische Technologiehochburg Bangalore ausgelagert werden könnte. Indien ist zwar noch immer arm, aber es wächst in rasendem Tempo, und Bangalore, die fünftgrößte Stadt Indiens, ist zum Synonym für den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Nation geworden.
Bangalore verdankt seine Erfolgsgeschichte nicht seiner industriellen Stärke, sondern seinem Ruf als Ideenschmiede für High-Tech-Produkte. Die hohe Konzentration von Talenten an einem Ort schafft die Bedingungen, in denen sich das vorhandene Wissen rasch vervielfältigt.
Die Stadt als Nährboden für Gemeinschaftsleistungen ist nichts Neues. Seit Jahrhunderten werden in dicht bevölkerten Städten neue Ideen von Person zu Person weitergegeben. Der Erfolg einer Stadt steht und fällt mit ihrer Innovationsfähigkeit – dies gilt für New York und London genauso wie für Bangalore. Die Verbreitung von Wissen von Ingenieur zu Ingenieur, Designer zu Designer, Händler zu Händler hat eine ebenso fruchtbare Wirkung wie der Ideenaustausch zwischen Künstlern.