Urbanisierung Der Reichtum der Städte

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Innovationstreiber Stadt

Bangalore, die fünftgrößte Stadt Indiens, wächst in rasendem Tempo weiter - inzwischen ist die Stadt zum Synonym für den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Nation geworden. Quelle: REUTERS

Unternehmen sehen sich im urbanen Raum mit höheren Arbeitskosten und Grundstückspreisen konfrontiert. Diesen Nachteil nehmen sie aber in Kauf, weil Städte Produktivitätsvorteile schaffen, die die Mehrkosten ausgleichen.

Urbanisierung und Wohlstand stehen deshalb in nahezu perfektem Zusammenhang: Wenn der Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung eines Landes um zehn Prozent steigt, erhöht sich die Pro-Kopf-Leistung der betreffenden Volkswirtschaft um durchschnittlich 30 Prozent. In Ländern, in denen der Großteil der Bevölkerung in Städten lebt, ist das Pro-Kopf-Einkommen fast vier Mal so hoch wie in ländlich geprägten Staaten.

In Amerika und Europa fungieren die Städte als Innovationstreiber, weil sie die klugen Köpfe auf engem Raum zusammenbringen. Eine noch bedeutendere Rolle spielen die Städte in den aufstrebenden Staaten, wo sie die Brücke zwischen Märkten und Kulturen bilden.

Verkehrsmittel der Zukunft
In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen… Illustration: Javier Martinez Zarracina

Bangalores Aufstieg

Noch 1990 hätte der Durchschnittsamerikaner oder -europäer im Zusammenhang mit Indien an Armut und Unterentwicklung gedacht. Heute denkt die gleiche Person voll Unbehagen an die Gefahr, dass sein oder ihr Job schon demnächst in die südindische Technologiehochburg Bangalore ausgelagert werden könnte. Indien ist zwar noch immer arm, aber es wächst in rasendem Tempo, und Bangalore, die fünftgrößte Stadt Indiens, ist zum Synonym für den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Nation geworden.

Bangalore verdankt seine Erfolgsgeschichte nicht seiner industriellen Stärke, sondern seinem Ruf als Ideenschmiede für High-Tech-Produkte. Die hohe Konzentration von Talenten an einem Ort schafft die Bedingungen, in denen sich das vorhandene Wissen rasch vervielfältigt.

Die Stadt als Nährboden für Gemeinschaftsleistungen ist nichts Neues. Seit Jahrhunderten werden in dicht bevölkerten Städten neue Ideen von Person zu Person weitergegeben. Der Erfolg einer Stadt steht und fällt mit ihrer Innovationsfähigkeit – dies gilt für New York und London genauso wie für Bangalore. Die Verbreitung von Wissen von Ingenieur zu Ingenieur, Designer zu Designer, Händler zu Händler hat eine ebenso fruchtbare Wirkung wie der Ideenaustausch zwischen Künstlern.

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