Vorbilder Die innovativsten grünen Ideen

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Viel Grün und wenig Autos

Blick aus der Luft auf die historische Altstadt von Stralsund Quelle: dpa

Wenn sich jemand ein Urteil zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung erlauben kann, dann Jaime Lerner. Der 74-jährige Stadtplaner war seit 1971 drei Mal Bürgermeister der brasilianischen Metropole Curitiba, südlich von São Paulo. Am Ende seiner Amtszeit 1992 hatte er es geschafft, dass Stadt und Lebensqualität kräftig wuchsen, ohne mehr Ressourcen zu verbrauchen. Der Erfolg hat Lerner gelehrt, dass Bevölkerungswachstum sozial- und umweltverträglich organisierbar ist. „Städte sind nicht das Problem, sondern die Lösung“, sagt er. Inzwischen eifern 80 Großstädte rund um den Globus Curitibas Vorbild nach, und die Weltbank adelte Lerners Projekt, indem sie Curitiba zu einer Modellmetropole für das 21. Jahrhundert kürte.

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Abfall gegen Essen tauschen

Lerner entwickelte ein riesiges, öffentliches Nahverkehrssystem mit im Minutentakt verkehrenden Bussen. Er baute die Straßen radikal um, indem er eigene Busspuren schuf. An den Buslinien entlang wurde dichte Wohnbebauung gefördert, hinzu kamen mehr als 24 Parks. Und er richtete Recyclingstellen ein, bei denen die Armen der Stadt Abfall gegen Essen tauschen können. So werden 70 Prozent des Hausmülls der Stadt wiederverwertet. Europa strebt bis 2020 eine Quote von gerade mal 50 Prozent an.

Gegenüber 1970 drängeln sich heute ein Drittel weniger Autos und Lastwagen auf den Straßen Curitibas. Und das ist gelungen, obwohl sich die Einwohnerzahl seither auf fast vier Millionen verzehnfacht hat.

Weltweit sehen sich die Metropolen einem ähnlichen Andrang ausgesetzt. Leben heute 3,5 Milliarden Menschen in Städten, so werden es 2030 fünf Milliarden sein. Für Lerner, der heute an der Universität in Curitiba Stadtplanung lehrt, kein Anlass zur Sorge: „Die Lebensqualität kann in jeder Stadt auf der Welt in drei Jahren verbessert werden. Egal, wie groß oder arm sie ist.“

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