Der weltweit erste 100 Meter hohe Holzturm für Windkraftanlagen soll den Beweis antreten, dass Holz eine kostengünstige Alternative zu Stahl bei hohen Windrädern sein kann. Bundesumweltminister Peter Altmaier und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (beide CDU) weihten den sogenannten Timber Tower am Donnerstag in Hannover ein. Rund 30 Zentimeter dicke Holzplatten tragen dabei die 100 Tonnen schwere Gondel. 1000 rund 30 Meter hohe Fichten wurden in der Anlage verbaut.
Von außen sieht die achteckige Konstruktion Hölzern fast wie ein Stahlturm aus - sie wurde mit grauen, beschichteten Folien beklebt, um das Holz gegen Wettereinflüsse zu schützen. Die Investoren betonen, dass Holz gerade mit Blick auf die spätere Entsorgung viel ökologischer sei. Konventionelle Stahl- und Betontürme seien bei immer größeren Nabenhöhen wesentlich unwirtschaftlicher. Im Vergleich zum hohen Energieeinsatz bei Stahltürmen werde zudem eine große Menge CO2 eingespart - ob das Projekt aber massentauglich sei, müsse sich erst noch zeigen.
Gefertigt wird der TimberTower vor Ort – wie ein IKEA-Regal. Das Verbundsystem aus Brettsperrholzplatten und Oberflächenkomponenten wurden direkt am Anlagenstandort in Hannover zu einem geschlossenen Hohlkörper verschraubt und verleimt. Dabei sind die Verbindungen in die Einzelteile des Turmes integriert – ebenso ein Leiter- und Aufzugsystem. Da sich der Turm auseinanderbauen lässt, können die Elemente in normalen Lastwagen oder Standard-Container zum Standort geliefert werden. Das Fundament wird, je nach Beschaffenheit des Untergrunds, als sogenannte Flach- oder Tiefgründung ausgeführt. Masse und Durchmesser des Fundaments sind identisch zum Stahlrohrturm, allerdings wird kein Fundamenteinbauteil benötigt.
Mit Holz seien Nabenhöhen von bis zu 200 Meter möglich, betonte Investor Edwin Kohl. Mit rund 200 Online-Messpunkten soll bei dem Turm ständig überwacht werden, ob es technische Probleme gibt. „Es werden jetzt keine Wälder abgeholzt, um Holztürme zu bauen“, sagte Kohl. Das Holz stamme aus nachhaltigem Anbau, zudem gebe es seit Jahren hohe Holzzuwächse in Deutschland. Man könne mit Holz schneller und höher bauen - dies sei auch mit Blick auf die Konkurrenz im Windenergiebereich aus Asien interessant.
Bundesumweltminister Peter Altmaier betonte, zur Energiewende gehöre auch Erfindergeist. Vielleicht revolutioniere dies den Umgang mit dem Werkstoff Holz. „Möge der Turm zu einem Wahrzeichen der Energiewende in Deutschland werden.“ McAllister sagte, das Projekt passe zu Niedersachsen. Von 7000 Megawatt soll die Windkraftleistung bis 2020 verdoppelt werden. Der 1,5 Megawatt-Prototyp kostete rund fünf Millionen Euro - bei einer Serienproduktion wären die Kosten geringer, meinen die Investoren.