Windräder auf dem Dach So gelingt die Energiewende im Kleinen

Sie wollen mit Windstrom vom eigenen Dach nicht nur Ihr Gewissen beruhigen, sondern auch Geld verdienen? Dann müssen Sie einige Regeln beachten - sonst zahlen Sie drauf.

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Energie selbst zu erzeugen, kann sich lohnen – wenn man einige Punkte beachtet Quelle: dpa, Montage

Trotz Strompreisanstieg begeistern sich die Deutschen offenbar ungebrochen für die Energiewende – und sei es die persönliche. Denn immerhin gut jeder vierte Bundesbürger möchte bis 2020 sein eigenes Kraftwerk betreiben, meldet das Meinungsforschungsinstitut Toluna.

Detlef Scholl hat sich diesen Traum schon erfüllt. Auf dem Dach seines Hauses im Dörfchen Bischberg bei Bamberg dreht sich ein kleines Windrad. Es leistet 800 Watt. Scholls Elektrizitätsrechnung entlastet die mehrere Tausend Euro teure Grünstromanlage trotzdem kaum. „Dazu weht der Wind hier zu schwach und zu selten“, sagt er.

Ausgewählte Anbieter von Kleinwindanlagen

Doch das ist dem Technikfan egal. Er habe einfach Spaß zuzusehen, wie Windräder sich bewegten. Sein Credo: „Andere kaufen sich teure Alufelgen, ich eine Windmühle.“

So spaßbetont denken die wenigsten, auch das zeigt die Umfrage. Sie investieren in Ökostromanlagen nur, wenn sich die Anschaffung in überschaubarer Zeit amortisiert. Und das ist bei Kleinwindrädern extrem schwierig vorherzusagen. Denn anders als bei Solarmodulen, wo vor allem Sonnenstunden zählen, hängen hier die Stromerträge von vielen kompliziert zu berechnenden Standortfaktoren ab.

Der Wind weht überall anders

Praktisch überall weht der Wind anders. Zudem sind die Turbinen vergleichsweise teuer. Und die ins Stromnetz eingespeisten Kilowattstunden werden nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) geringer vergütet als Solarstrom.

All das führt dazu, dass Privatleute derzeit gerade einmal 1500 Windturbinen pro Jahr neu aufstellen, kalkuliert Patrick Jüttemann, Herausgeber des Kleinwind-Marktreports 2014 und Betreiber des Web-Portals klein-windkraftanlagen.com. Das entspricht einer installierten Leistung von rund drei Megawatt. Das ist gerade mal die Leistung einer modernen Großwindanlage an Land.

Dennoch kann sich auch der private Windgenerator rechnen. Wer die Mühen eigener Messungen nicht scheut und clever vorgeht, kann mit Windstrom vom Dach oder aus dem eigenen Garten Geld verdienen. Jochen Twele, Professor für Energietechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, hat die wichtigsten Kriterien für den erfolgreichen Betrieb einer Kleinwindanlage aufgelistet.

Wie die eigene Windmühle profitabel wird

Der Jahresertrag hängt entscheidend von der Verteilung der Windgeschwindigkeiten am Standort und der Hauptwindrichtung ab. Doch Achtung, Bäume und Gebäude in der Umgebung können den Wind so verwirbeln, dass für die Flügel keine Kraft mehr übrig ist.

„Selbst kleine Hindernisse können großen Einfluss auf den Energieertrag haben“, warnt Twele. In Städten sollten Betreiber die Anlagen generell höher montieren als auf dem Land, um Strömungen ungestört nutzen zu können – etwa auf hohen Flachdächern.

Fünf Meter können den Unterschied machen

Die Suche nach der besten Position ist aufwendig. Twele empfiehlt, zuerst Daten der nächstgelegenen öffentlichen oder privaten Wetterstation auszuwerten. So lässt sich ein geeigneter Standort schon einmal eingrenzen.

Um im zweiten Schritt den ergiebigsten Platz auf eigenem Grund zu finden, rät der Experte angehenden Windmüllern, mindestens ein Jahr lang Windstärke und -richtung an unterschiedlichen Stellen zu messen: Hinten links im Garten kann die Luft viel intensiver wehen als in der rechten Ecke.

Und wenn sich die Mühle in 15 Meter Höhe dreht, liefert sie womöglich doppelt so viel Strom wie auf einem Zehn-Meter-Mast. Geeignete Messgeräte gibt es ab etwa 300 Euro.

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Entscheidend ist auch, für welche Windverhältnisse die jeweilige Mühle ausgelegt ist. Viele Hersteller liefern unterschiedliche Rotorblätter für Regionen mit starken oder mittleren Strömungen. Manche sind leichter gebaut und beginnen schon beim kleinsten Luftzug zu rotieren, andere, stabilere dagegen brauchen je nach Bauart schon eine stärkere Brise.

Doch selbst wenn alle Messungen positiv sind, können Interessenten ihre Pläne nicht realisieren, weil sie keine Genehmigung für Masten bekommen, die höher sind als – genehmigungsfreie – zehn Meter. Oder der Nachbar legt Einspruch ein, weil er eine Geräuschbelästigung fürchtet.

Die Stromausbeute kann auch Nebensache sein

Ein Ausweg könnten dann vertikal rotierende Anlagen sein, denn sie laufen besonders leise. Allerdings ist ihr Wirkungsgrad meist geringer als der von Mühlen mit horizontal rotierenden Flügeln. Doch an einem Standort mit stark drehenden Winden sind sie oft trotzdem die bessere Wahl.

Denn ehe sich ein horizontales Windrad neu ausgerichtet hat, vergeht einige Zeit, und die Stromproduktion sinkt merklich. Horizontale Mühlen dagegen laufen immer, egal, woher der Wind weht.

In manchen Fällen ist die Stromausbeute eh sekundär – etwa, wenn die vertikalen Mühlen vor allem als Werbeträger dienen. Die Logos auf den Flügeln sind weithin zu sehen, das ist die Hauptsache. Netzstrom zu sparen ist dann ein lukratives Zubrot.

Neuer Rückschlag für Solarworld
SolarworldDer Bonner Solarmodulhersteller kommt nach seinem scharfen Kapital- und Schuldenschnitt vom Frühjahr nur langsam wieder in Tritt. Die konzernweite Absatzmenge sei im ersten Halbjahr nach vorläufigen Zahlen zwar um mehr als die Hälfte auf 357 Megawatt gestiegen, teilte Solarworld mit. Hierzu habe aber vor allem das Auslandsgeschäft beigetragen. In Deutschland sei der Markt weiter schwach. Das Umsatzziel für 2014 von mehr als 680 Millionen Euro werde deshalb wahrscheinlich nicht erreicht. In den ersten sechs Monaten wuchs der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 228 Millionen Euro, blieb dabei aber leicht unter den Erwartungen des Unternehmens. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie bereinigt um Sondereffekte des internen Umbaus kam Solarworld auf einen leichten Gewinn von einer Million Euro (Vorjahreshalbjahr: -37 Millionen Euro). Ein insgesamt positives operatives Ergebnis erwartet das Unternehmen weiterhin für 2015. Mit der Restrukturierung hatte Solarworld seinen Schuldenberg um mehr als die Hälfte auf 427 Millionen Euro verringert. Dabei mussten Aktionäre und Gläubiger hohe Verluste hinnehmen. Erst vor kurzem hatte sich der Konzern mit einem wichtigen Rohstoff-Lieferanten auf neue Verträge geeinigt - musste im Gegenzug aber viel Geld in den Wind schreiben. Quelle: dpa
Nordex Der Windkraftanlagenbauer Nordex will seine Geschäfte in Südamerika ausbauen. Schon heute verkaufe Nordex vor allem in Uruguay mit einigem Erfolg, sagte Vorstandschef Jürgen Zeschky. Auch in Chile werde Nordex aktiv sein. „Diese Länder haben einen ungestillten Hunger nach Energie und zahlen für Strom aus heimischen Kraftwerken gutes Geld.“ In den USA habe sich Nordex dagegen bescheidene Ziele gesteckt. „Ich würde nicht so weit gehen, diese Strategie "Rosinen picken" zu nennen, aber dem härtesten Wettbewerb gehen wir so aus dem Weg“, sagte Zeschky. Der Umsatzanteil Amerikas liege bei 18 Prozent. Nach einem guten ersten Quartal hatte Nordex seine Prognose für 2014 zuletzt angehoben. Erwartet werden nun ein Auftragseingang von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro und ein Umsatz von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge für 2014 - also das Verhältnis von operativem Ergebnis und Umsatz - wird laut Zeschky 4 bis 5 Prozent betragen. Nordex werde sein Werk in Rostock für rund 25 Millionen Euro ausbauen, kündigte Zeschky an. Dort sind etwa 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt wolle Nordex bis 2016 rund 50 Millionen Euro in seine Kerntechnologie „Rotorblatt“ investieren. Hintergrund sind die größeren Dimensionen der Rotorblätter und zugehörigen Werkzeuge, die den Umbau der bestehenden Produktionshallen notwendig machen. Quelle: dpa
SolarworldDie Sanierung ist planmäßig abgeschlossen, die Verluste sind eingedämmt (auf 427 Mio. Euro) - jetzt müssen nur noch die Umsätze wieder fließen. Der Photovoltaikkonzern Solarworld sieht sich nach dem drastischen Kapital- und Schuldenschnitt wieder gut aufgestellt. „Wir kommen nicht nur in ruhigeres Fahrwasser, wir nehmen auch massiv Fahrt auf“, sagte Konzernchef Frank Asbeck im Mai bei der Hauptversammlung des Unternehmens in Bonn. Solarworld profitiere von dem Einstieg des Emirats Katar sowie von der Übernahme von Fertigungskapazitäten von Bosch in Thüringen. Der Unternehmenschef geht von einem Wachstum des globalen Photovoltaikmarktes aus, mit einem Schwerpunkt in Asien und in den USA. Allein im ersten Quartal seien in den USA fast so viele Neuanlagen installiert worden wie in dem rückläufigen Markt Deutschland für das ganze Jahr 2014 erwartet wird. Quelle: dpa
SMA SolarSchlechter Start ins Jahr 2014: Im ersten Quartal stand beim operativen Ergebnis des Solar-Technikherstellers ein Minus von 22 Millionen Euro in den Büchern - nach einem Verlust von 8 Millionen Euro Anfang 2013. Zudem brach der Umsatz deutlich ein. Grund dafür seien zum einen Unsicherheiten in Europa wegen der Ukraine-Krise, aber auch Projektverschiebungen in Nordamerika und Währungsturbulenzen in Indien, heißt es offiziell von SMA Solar. Auf der Hauptversammlung 2014 wurde beschlossen, für das Geschäftsjahr 2013 keine Dividende auszuschütten. Große Probleme hat das Unternehmen aber schon länger. Der Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern hatte 2013 einen Verlust von rund 67 Millionen Euro eingefahren - nach einem Gewinn von 75,1 Millionen Euro 2012. Mit weiteren Sparmaßnahmen will SMA Solar nun wieder in die Gewinnzone zurückkommen. Schon im Jahr 2013 hat der Wechselrichter-Hersteller seine Kosten um 180 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Zudem will das Unternehmen in Zukunft neue Märkte erschließen und neue Produkte einführen. „Im besten Fall“, so Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon, soll 2014 ein Ergebnisplus von 20 Millionen Euro erreicht werden. Ende Mai gab SMA Solar bekannt, das Solar-Wechselrichter-Geschäft vom Mitbewerber Danfoss komplett zu kaufen und eine strategische Partnerschaft anzustreben. Quelle: dpa
SunwaysBeim Fotovoltaik-Unternehmen aus Konstanz läuft seit Ende April das offizielle Insolvenzverfahren. Der Insolvenzverwalter hat damit begonnen, den Konzern zu zerschlagen. Als ersten Schritt zur Liquidierung beantragte Sunways am 19. Mai den Widerruf der Börsenzulassung an der Frankfurter Wertpapierbörse beantragt. Gleichzeitig trat der Vorstandsvorsitzende Hoong Khoeng Cheong zurück. Das Geschäft mit Wechselrichtern und gebäudeintegrierter Photovoltaik hat bereits der chinesische Solarkonzern Shunfeng übernommen. 40 Mitarbeiter können deshalb ihren Arbeitsplatz behalten. Alle anderen hätten ihre Kündigung bereits erhalten, teilte ein Sprecher mit. Ende 2012 waren bei Sunways noch 265 Menschen beschäftigt. Die Aktionäre müssen davon ausgehen, bei der Insolvenz komplett leer auszugehen. Sunways schrieb seit Jahren rote Zahlen und wies hohe Verluste aus. Wie im Mai bekannt wurde, waren die Geschäfte des Unternehmens schon mehrere Monate vor der Zahlungsunfähigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen. Bereits 2013 befand sich das Unternehmen einmal in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, nachdem mehrere Banken dem Unternehmen Kredite in Millionenhöhe gekündigt hatten. Durch eine Vergleichsvereinbarung wurde das eigentliche Insolvenzverfahren damals jedoch abgewendet. Quelle: dpa
S.A.G. Solarstrom AGDie Solarkrise hat den Anlagenbauer in die Knie gezwungen. Das Unternehmen stellte am 13. Dezember 2013 einen Insolvenzantrag. Die Solarstrom AG kann nach Ansicht des Insolvenzverwalters aber gerettet werden. Mit einer Zerschlagung des Solarunternehmens sei derzeit nicht zu rechnen, teilte eine Firmensprecherin am 16. Mai am Rande einer Gläubigerversammlung mit. Die Sanierung und die Suche nach Investoren laufe positiv und werde fortgeführt, sagte Insolvenzverwalter Jörg Nerlich. Einzelheiten hierzu nannte er nicht. Nerlich erwartet den Angaben zufolge eine Insolvenzquote von rund 50 Prozent. Ob Aktionäre Geld zurück erhalten können, sei aber weiter offen. Das Freiburger Unternehmen mit heute rund 170 Mitarbeitern zählt zu den Pionieren der Solarbranche. Es war 1999 eine der ersten börsennotierten Solarfirmen in Deutschland. Quelle: dpa
ProkonDer Windkraftanlagen-Finanzierer hat im Januar beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang Mai eröffnet. Die Zukunft für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten ist ungewiss. Gut 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen über Genussrechte rund 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Sie müssen sich auf schmerzvolle Verluste einstellen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin schätzt, dass sie zwischen 40 und 70 Prozent ihres investierten Kapitals verlieren werden. Das Geschäftsmodell des von Carsten Rodbertus 1995 gegründeten Windparkbetreibers stand seit langem in der Kritik. Quelle: dpa

Eine typische Mühle mit 3,5 Kilowatt Leistung kostet rund 9000 Euro. Sie liefert an guten Standorten bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde etwa 5000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das ist mehr als ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht. Wer so erzeugten Strom einspeist, erhält dafür bei Anlagen, die dieses Jahr ans Netz gehen, nur noch 9,13 Cent pro Kilowattstunde.

Lange Amortationszeit

Da lohnt es, die Energie besser selbst zu nutzen. Wer etwa 80 Prozent des Windstroms im eigenen Haushalt verbraucht, kann rund 1000 Euro pro Jahr sparen. Das erfordert allerdings eine Batterie, die Strom für windarme Zeiten speichert.

Sie kostet derzeit rund 10.000 Euro, was die Amortisationszeit etwa verdoppelt. Das macht einen erstklassigen Standort umso wichtiger: Wo nicht genug Wind weht, rechnet sich diese Art der Stromversorgung nicht.

Wem weniger Rendite als Autarkie am Herzen liegt, der kann das Windrad noch um eine Solaranlage ergänzen. Das kostet allerdings 3000 bis 5000 Euro zusätzlich. Noch mehr Unabhängigkeit vom Versorger gewinnt, wer mit der Windkraft seine Heizung unterstützt. Denn gerade in der kalten Jahreszeit weht der Wind oft kräftig.

Dann wärmt ein Heizstab nicht nur das Wasser im sonst etwa von der Gastherme befeuerten Speicher zusätzlich auf. Es treibt auch bei der persönlichen Energiewende den Selbstversorgungsgrad nochmals merklich Richtung 100 Prozent.

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