Seit Sonntag gilt in Deutschland und in vielen anderen Ländern Europas wieder die Sommerzeit. Um 2.00 Uhr morgens wurden die Uhren auf 3.00 Uhr vorgestellt. Damit ist es nun abends eine Stunde länger hell. „Es ist glatt gegangen“, sagte Andreas Bauch von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig am Sonntag. „Die Uhren haben sich umgestellt, es ist Sommerzeit.“
Bauch und sein Team sind per Gesetz für die Zeitumstellung in Deutschland verantwortlich. Die PTB betreibt mehrere Atomuhren, die an einen Sender im hessischen Mainflingen gekoppelt sind.
Der Sender mit dem Namen DCF 77 hat eine Reichweite von 2000 Kilometern und steuert die Funkuhren in großen Teilen Europas. Der Sender ist bereits für mehrere Jahre vorprogrammiert. Sein Signal sorgt dafür, dass in der Nacht Millionen Uhren automatisch um eine Stunde vorspringen.
Pro & Contra zur Zeitumstellung
Beim sommerlichen Picknick am Wochenende ist es länger hell. Das kommt der Geselligkeit zugute.
Das galt vor allem nach dem Krieg. 1947 wurden die Uhren gar zwei Stunden vorgestellt, um mehr Tageslicht beim Wiederaufbau der Infrastruktur zu haben.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann man das Sonnenlicht noch ein Stündchen länger im Garten oder auf dem Balkon genießen.
Das war zumindest die durch die Ölkrise 1973 geschürte Hoffnung. Doch Fachleute zweifeln am Nutzen.
Einige Studien kamen zu dem Ergebnis, dass es am Montagmorgen nach der Umstellung auf die Sommerzeit mehr Unfälle als an anderen Montagen gebe.
Die Fütterungszeiten sind einem Rhythmus angepasst und können nicht einfach um eine Stunde verschoben werden, klagen Landwirte. Auch Milchkühe müssen sich auf neue Melkzeiten erst einstellen.
Mediziner warnen vor negativen Folgen, da empfindsamere Naturen Probleme mit der Anpassung haben können.
Nervig ist die Umstellung für alle, die keine Funkuhr haben. Gehen die Chronometer nicht automatisch mit der Zeit, muss die Anpassung manuell geschehen, an Küchengeräten oder im Auto zum Beispiel. Und bloß den Wecker nicht vergessen.
Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit vor genau 100 Jahren während des Ersten Weltkriegs. Deutschland war 1916 damit weltweiter Vorreiter. Zwischen den Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte man die Umstellung jedoch wieder ab.
Erst 1980 wurde sie erneut eingeführt. Mit Hilfe der Sommerzeit sollte nach der Ölkrise von 1973 das Tageslicht im Sommer eine Stunde länger genutzt und Energie gespart werden. Ob das Ziel allerdings erreicht wurde, ist umstritten.
Viele wollen auf die Zeitumstellung sowieso lieber verzichten. Rund 60 Prozent der Deutschen würden das ewige Wechseln gerne komplett abschaffen, ergab eine aktuelle und repräsentative Umfrage von YouGov. Dass es dazu allerdings kommt, ist unwahrscheinlich. Entscheiden müsste darüber das Europäische Parlament.