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Valley Talk Angriff auf Skype

Die Pionierzeiten des Internets sind vorbei. Wer im Netz erfolgreich sein will, muss etwas Neues erfinden – oder kämpfen.

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Skype dominiert seit Jahren Quelle: dpa

Die Zeiten der großen Pioniere im Netz sind vorbei. Die wichtigsten Pfründe sind verteilt, die Grenzen abgesteckt, und ein immer größerer Teil des Internets wird von Großkonzernen dominiert: Den Online-Handel etwa beherrschen Unternehmen wie Ebay und Amazon, den Suchmarkt hält Google fest in den Händen, und im Online-Musikgeschäft ist Apple die treibende Kraft.

Wer im Netz erfolgreich sein will, muss entweder völlig neue Kategorien erfinden, wie es Facebook bei den sozialen Netzwerken gelungen ist, Twitter bei Kommunikationsdiensten oder Foursquare bei lokaler Werbung. Wer keine revolutionäre Idee hat, muss versuchen, mit besseren oder billigeren Angeboten den etablierten Internet-Platzhirschen Marktanteile abzuringen.

Martin Feuerhahn und Michael Knecht haben sich für Letzteres entschieden. Die beiden Deutschen treten mit ihrem Startup C2Call und dem Produkt FriendCaller gegen den Web-Telefonie-Anbieter Skype an, der das Geschäft seit Jahren dominiert. Anders als bei Skype müssen Nutzer von FriendCaller jedoch keine Software auf ihrem Rechner installieren. Die Online-Telefonanlage lässt sich direkt aus dem Internet-Browser ansteuern.

Wer Freunde oder Bekannte über das Netz anrufen will, schickt ihnen einen Link. Das Gespräch wird dann per Klick aufgebaut. Plaudereien von Computer zu Computer sind dabei – wie bei Skype – kostenlos: Für Telefonate ins Festnetz oder auf Mobiltelefone fallen Gebühren an, mindestens zwei Cent pro Minute.

Etabliertes Geschäft aufmischen

Und die Idee kommt an. Vor eineinhalb Jahren gestartet, hat FriendCaller bereits 1,5 Millionen Nutzer. Und das ist ein Erfolg. Denn der Dienst wurde zunächst nur für den internen Gebrauch entwickelt. Doch die Idee verbreitete sich blitzschnell im Netz, allein durch Empfehlungen der Nutzer. Dank dieses Erfolges konnte FriendCaller jüngst in der ersten Finanzierungsrunde zwei Millionen Dollar Fremdkapital einsammeln, unter anderem von dem Ex-Skype-Investor Bill Draper.

Bislang hat FriendCaller über zwei Millionen Euro umgesetzt, vor allem mit einem Zusatzprogramm für das iPhone. Weil das Apple-Smartphone die Programmiersprache Java nicht unterstützt, auf der die Browser-Version von FriendCaller basiert, bietet FriendCaller eine Gratis-App für das Telefon an. Das kleine Programm hat den Vorteil, dass Apple das Geld für die Gesprächsminuten einsammelt. Zwar behält der Computerkonzern 30 Prozent des Umsatzes mit den Telefonminuten ein, übernimmt aber auch die Risiken.

Auch der deutsche E-Commerce-Spezialist Marcus Greinke, der seit acht Jahren im Silicon Valley lebt, will ein etabliertes Geschäft aufmischen. Er versucht den Platzhirschen im Internet-Handel Marktanteile abzujagen. Dabei hat er es vor allem auf Einkaufsklubs wie Vente-Privée oder Brands4Friends abgesehen. Deren Markt ist heiß umkämpft: Gerade erst hat Amazon für 70 Millionen Dollar den Shoppingclub BuyVIP erworben.

Wer pokert, der spart

Greinke sieht trotzdem großen Spielraum. Der Gründer von XXL Commerce betreibt Web-Seiten, die in Sonderaktionen Luxusprodukte verkaufen. Das ist an sich nichts Besonderes. Doch Greinke hat ein Konzept ersonnen, das Elemente von Ebay und der Auktionsseite Swoopo kombiniert und am 10. November auf einer seiner Web-Seiten namens Snappy Tuna Premiere feiert: Wer im Einkaufsclub mitmachen will, zahlt dann eine Eintrittsgebühr pro Aktion von wenigen Dollar, die sich nach dem Preis und der Rarität der angebotenen Ware richtet. Je mehr Nutzer sich anmelden und kaufen, desto stärker fällt der Preis des Produkts. Wer auf Nummer sicher gehen will, schlägt schnell zu.

Wer lieber pokert, spart mehr, hat aber das Risiko nicht mehr zum Zug zu kommen, weil das Produkt bereits ausverkauft ist.

Die Pionierzeiten des Internets mögen vorbei sein. Die Spannung noch lange nicht.

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