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Valley Talk Die neuen Mini-YouTubes

Kürzlich wartete ich mit Georges Harik auf den Flieger ins Silicon Valley. Harik ist Google-Veteran, prägte als einer der ersten Mitarbeiter viele Geschäftsmodelle und war auch für Google Mail und Google Video verantwortlich.

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Google Quelle: AP

Vor drei Jahren stieg er als Multimillionär bei Google aus und hat seitdem als Business Angel in rund 30 Unternehmen investiert. Harik hat die Gabe, Geschäftsmodelle blitzschnell und überzeugend zu analysieren.

Umso überraschender war daher seine jüngste Analyse: YouTube, so Harik, sei der beste Einkauf, den Google je getätigt habe. Nun hatte ich keine Kritik von Harik an seinem Ex-Arbeitgeber erwartet. Aber wenigsten einem Hauch Skepsis. Schließlich hatte er Google Video betreut und sich mit dem Dienst schwergetan.

Und dann solches Lob – ausgerechnet für eine 1,6 Milliarden Dollar teure Firma, die Google zwar zur ersten Adresse bei Online-Videos gemacht hat, die dem Mutterhaus aber bisher nur Verluste beschert hat? Warte mal ab, meinte Harik.

Tatsächlich nämlich vollzieht sich bei YouTube gerade eine grundlegende Wende. Google öffnet seinen Videodienst radikal für Partner. Nun kann jeder die Plattform von YouTube nutzen, um darauf seinen individuellen Online-Videokanal einzurichten – mit vielen Freiheiten, Gestaltung und Funktionen dem eigenen Online-Auftritt anzupassen.

Dabei sichert Google nicht nur ab, dass die Videos ruckelfrei und zuverlässig laufen und trägt die nicht unerheblichen Infrastrukturkosten. Der Web-Riese beteiligt die Betreiber der individuellen Video-Kanäle sogar noch an den Umsätzen mit Online-Werbung, die Google auf den Seiten platziert.

Das klingt radikaler als es ist. Mit dem Modell ist YouTube groß geworden. Der Service wurde anfangs auf den Seiten des sozialen Online-Netzwerkes MySpace so populär, weil er sich leicht in andere Web-Seiten einbinden ließ. Später löste sich YouTube von MySpace und lotste die Nutzer auf seine eigene Homepage, um die eigene Marke zu etablieren.

Jetzt dreht Google das erfolgreiche Modell weiter, mit mehr Möglichkeiten für das Publizieren von Videos. Das ist clever, denn so bekommt Google Zugriff auf zahlreiche neue Inhalte und schafft durch die Beteiligung an den Werbeumsätzen finanzielle Anreize für deren Kreation.

Das lohnt sich doppelt. Denn Google, das noch immer fast alle Umsätze im Kerngeschäft mit seiner Suchmaschine macht, schafft bei YouTube ein attraktives Umfeld für Anzeigenkunden. Und auch für Unternehmen ist das Beteiligungsmodell ideal, weil sie eigene Videokanäle hochziehen können, ohne die Infrastruk-turkosten stemmen zu müssen. Willkommen bei den Mini-YouTubes.

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