
Von allen Seiten bekam Yahoo-Chef Jerry Yang in den vergangenen Monaten Feuer. Zum einen von langjährigen Mitarbeitern, die ihn anflehten, das Unternehmen nicht an Microsoft, den Bösewicht der Softwarebranche, zu verkaufen. Gleichzeitig drohte Microsoft-Chef Steve Ballmer damit, die gebotene Kaufsumme von 44,6 Milliarden Dollar für die Übernahme von Yahoo zu reduzieren oder sogar eine feindliche Übernahme zu starten, falls Yang nicht auf die Offerte reagieren sollte. Druck machten auch die Yahoo-Aktionäre, die auf ein verbessertes Angebot drängten und gleichzeitig Klageschriften für den Fall vorbereiteten, dass Microsoft weniger zahlen würde als zunächst geboten. Und schließlich musste sich Yang auch noch für die geplanten Entlassungen und Sparmaßnahmen rechtfertigen.
Aber auch Steve Ballmer bläst der Wind ins Gesicht. Denn der geplante Kauf von Yahoo ist auch unter seinen Leuten umstritten. Viele befürchten, dass Yahoo für den Konzern eine schwere Last sein würde. Für sie ist Yahoo mehr oder minder eine Trümmerbude. Das ist natürlich Unsinn. Renovierungsbedürftig erscheint das Unternehmen nur deshalb, weil die Fassade des Konkurrenten Google derzeit so hell strahlt und die Finanzkrise auch auf die Internet-Branche Schatten wirft.
Bei solcher Schwarz-Weiß-Malerei übersieht man aber leicht, dass Yahoo in seinem Portfolio echte Perlen hat. Dazu zählt beispielsweise das Asiengeschäft, das seit Jahren besser läuft als das von Google. Glänzend steht Yahoo auch in der Mobilfunksparte da, weil frühzeitig zahlreiche Allianzen mit Handyherstellern und Mobiltelefonunternehmen geschlossen wurden. Und selbst im Suchgeschäft ist nicht alles so finster wie es auf den ersten Blick scheint. Als ich im Januar den Yahoo-Campus in Sunnyvale besuchte – kurz vor der Microsoft-Offerte – hatte Yang schon einen neuen Kurs ausgegeben, der die technologischen Stärken des Unternehmen betonen soll. Vish Makhijani, der neue Chef der Suchmaschinenabteilung, soll für eine frischere Optik und bessere Inhalte sorgen. In dem Konferenzraum des Campus waren auf einer Tafel unter der Überschrift „Globale Strategie Blaupause“ die Ziele formuliert, die Ballmer sicher ohne Abstriche übernehmen wird: Yahoo soll erste Adresse für Nutzer, erste Adresse für Werber, beste Plattform für Inhalte-Anbieter und Entwickler zu werden. Zurück zur Schlossallee also.
Google-Chef Eric Schmidt warnt zwar unermüdlich vor „Microhoo“. Dabei wäre es gut, wenn Google endlich einen ernst zu nehmenden Konkurrenten bekäme. Der Innovationskraft des Internets würde es mit Sicherheit guttun.