
WirtschaftsWoche: Herr Ametsreiter, Sie wurden als neuer Chefarzt geholt, um Vodafone wieder auf die Beine zu stellen. Wie geht es dem Patienten?
Hannes Ametsreiter: Ich habe zwar einen Doktor-Titel, aber ich bin kein Chefarzt. Im Ernst: Wir investieren Milliarden in Netze und Technik, um die früher vorhandenen Qualitätsmängel zu beheben. Damit sind wir gut vorangekommen. Aber wir sind selbstkritisch genug, um zu erkennen, dass wir in den vergangenen vier Jahren zu viele Kunden und Umsätze verloren haben. Deshalb gibt es noch keinen Grund zu feiern. Wir müssen weiter hart arbeiten, um eine Wende zu schaffen: Unser Ziel ist die schnelle Rückkehr zu Wachstum. In einem Markt mit sehr starken Konkurrenten ist das eine Herkulesaufgabe.
Zur Person
Ametsreiter, 49, ist seit Oktober Deutschlandchef von Vodafone und gehört auch dem Konzernvorstand an. Zuvor war er sieben Jahre Vorstandsvorsitzender von Telekom Austria.
Wie bewältigen Sie die?
Mit einer Vielzahl von Maßnahmen, die wir jetzt angestoßen haben. Ein kleines Beispiel ist eine Entscheidung zu DSL-Anschlüssen, die ich sehr schnell getroffen habe. Der Vertriebsbereich für DSL-Anschlüsse hat Kunden und damit Umsatz verloren. Ich habe mir den Prozess genau angeschaut, wie ein Kunde bei uns einen DSL-Anschluss bestellen kann. Dabei fiel mir unter anderem auf, dass eine viel zu komplizierte Bonitätsprüfung potenzielle Neukunden verschreckt hat. Die Prüfung haben wir vereinfacht und gewinnen seit November wieder jeden Monat DSL-Kunden dazu. Manchmal lässt sich mit Kleinigkeiten viel erreichen.
Auf den Fluren der Düsseldorfer Vodafone-Zentrale kursieren Gerüchte, dass Sie ein neues Sparprogramm vorbereiten und weitere 1000 Stellen abbauen. Wo wollen Sie den Rotstift ansetzen?
Ich habe die Gerüchte auch gehört, aber sie entbehren jeder Grundlage. Ich kann alle Mitarbeiter beruhigen. Es gibt bei Vodafone keinen Plan, großflächig Stellen in dieser Größenordnung abzubauen. Richtig ist aber: Wir wollen kontinuierlich im Rahmen unseres Programms „Fit for growth“ Kosten einsparen, um diese Gelder in unsere Netze zu investieren. Das läuft weiter.
Die zehn umsatzstärksten Telekomkonzerne der Welt
AT&T (USA)
Der US-amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T Inc. war aufgrund seiner Monopolstellung in den USA und Kanada lange Zeit die größte Telefongesellschaft und Kabelfernsehbetreiber der Welt.
Umsatz: 100 Mrd. Dollar
Umsatz 2014, Werte gerundet; Quelle: Bloomberg
Verizon (USA)
Das US-amerikanisches Telekommunikationsunternehmen Verizon Communications mit Hauptsitz in New York landet mit 96 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2014 auf Platz 2.
Umsatz: 96 Mrd. Dollar
NTT (Japan)
Die Nippon Telegraph and Telefone Corporation (NTT) ist in Japan der Marktführer unter den Telekommunikationsunternehmen. Mit 81 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014 ist das Unternehmen der drittumsatzstärkste Telekommunikationskonzern der Welt.
Umsatz: 81 Mrd. Dollar
China Mobile (China)
Nach Kundenzahl ist China Mobile Ltd. ist mit mehr als 815 Millionen Kunden (Stand: erstes Quartal 2015, eigene Angaben) der weltweit größte Mobilfunkanbieter der Welt. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete das chinesische Unternehmen rund 79 Milliarden Dollar und landet damit auf Platz 4.
Umsatz: 79 Mrd. Dollar
Deutsche Telekom (Deutschland)
Die Deutsche Telekom AG ist eines der größten europäischen Telekommunikationsunternehmen. Mit über 150,5 Millionen Kunden (Stand: 2014, eigene Angaben) ist der Mobilfunk der größte Unternehmensbereich. Außerhalb Deutschlands bietet der Konzern Mobilfunkdienste in den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Griechenland, Rumänien und Polen an.
Umsatz: 63 Mrd. Dollar
Telefónica (Spanien)
Das global agierende Telekommunikationsunternehmen Telefónica S.A. ist vorwiegend in Europa und Lateinamerika tätig, wo der Konzern vorwiegend unter der Marke Movistar auftritt. In Europa (außerhalb Spaniens) agiert Telefónica vor allem als O2. Auf dem spanischen Heimatmarkt und in Lateinamerika ist der Konzern Marktführer.
Umsatz: 50 Mrd. Dollar
Softbank
Die Softbank K.K. ist ein führender japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern. Das Unternehmen ist vor allem im Bereich Telekommunikation tätig und verkauft damit einhergehend auch Mobilfunkgeräte und –Zubehör. Zum breiten Portfolio zählen aber auch die Entwicklung und Vermarktung von Online-Spielen, verschiedenen Internetdienstleistungen sowie Breitband-Technologien oder E-Commerce.
Umsatz: 50 Mrd. Euro
Vodafone (Großbritannien)
Die Vodafone Group (ein Akronym aus voice, data und fone) ist ein international agierendes, britisches Mobilfunkunternehmen mit Hauptsitz in Newbury (Berkshire). Der Konzern ist auf fast allen europäischen Märkten präsent und erzielte einen Umsatz von 45 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014.
Umsatz: 45 Mrd. Dollar
América Móvil (Mexiko)
Das mexikanische Unternehmen mit Firmensitz in Mexiko-City ist mit 289 Millionen Kunden (Stand: viertes Quartal 2014, eigene Angaben) der größte Mobilfunkanbieter in Lateinamerika. Mit insgesamt 48 Milliarden Dollar Umsatz landet es weltweit auf Platz 8.
Umsatz: 48 Mrd. Dollar
China Telecom
China Telecom Corp. Ltd. war einst ein staatseigener Monopolbetrieb und ist heute der größte Telekommunikationsanbieter in China. Mit 40 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2014 landet die China Telecom auf Platz 10.
Umsatz: 40 Mrd. Euro
Wo wollen Sie denn genau sparen?
Der Schwerpunkt liegt derzeit bei den externen Kosten. Müssen wir externe Kräfte bei Projekten einspannen, wenn es im Unternehmen ähnliche Expertise gibt? Wir schauen uns an, ob wir wichtige Aufgaben noch an Dienstleister vergeben oder sie lieber selbst machen. Ich will jeden Cent, den wir ausgeben, umdrehen.