
Eigentlich ist das iPad 2 keine wirkliche Sensation. Es folgt nur dem üblichen Herstellungsschema von Apple: Einem - möglicherweise durchaus revolutionären - Produkt folgen in der zweiten Generation kleine, aber feine Verbesserungen. Das heißt beim iPad 2: Weniger Gewicht, dünneres Gehäuse, schnellerer Prozessor plus der Ergänzung einer nervigen technischen Auslassung bei der ersten Geräteversion, in diesem Fall von zwei Kameras.
Das hat vor allem damit zu tun, dass man auch über ein Jahr nach dem ersten iPad noch immer kein wirklich konkurrenzfähiges Tablet der Wettbewerber kaufen kann. Gut, Google hat mittlerweile mit Android 3.0, Codename "Honeycomb", erstmals ein eigenes Mobilbetriebssystem am Start, das für den Formfaktor optimiert ist. Doch wirklich rund läuft das Ersttestern zufolge noch nicht.
Google zieht die Zügel an
Es gibt allerlei Bugs, die so lange versprochene Flash-Unterstützung ist noch immer nur eine Beta und die Honeycomb-Geräte, die bislang auf dem Markt sind, erweisen sich als schwerer und dicker als Apples iPad 2. Auch zeigt sich, dass die Preise von Apple gar nicht so furchtbar sind, wie alle Welt immer meint: Motorolas Xoom beginnt preislich bei 630 Euro in der 32-GB-Version mit WLAN, Apples vergleichbares Gerät kostet nur 580 Euro. Es scheint also gar nicht so leicht zu sein, kostengünstige Tablets herzustellen.
Bei Samsung reagierte man nach Vorstellung des iPad 2 hektisch: Das Galaxy Tab 10.1 verlor an Dickheit, damit es 0,2 mm schmaler als das Apple-Gerät ist. Auch beim Gewicht wurde laut Spezifikationen abgespeckt. Ob das in der Praxis wirklich alles so kommen wird, weiß allerdings kein Mensch: Die Geräte sind noch nicht verfügbar, auf Messen gab es nur dickere Prototypen zu sehen.
Hoffnung macht mir allerdings, dass Google in Sachen Honeycomb die Zügel anzieht: Zunächst soll es den Herstellern entsprechender Tablets nicht erlaubt sein, Manipulationen am Betriebssystem vorzunehmen oder dieses mit irgendeiner eigenen Oberfläche zu "verschönern". Dies hatte bei früheren Android-Versionen stets für Konfusion gesorgt und Update-Prozesse arg verzögert: Stets musste der Hersteller eine Aktualisierung freigeben und dann auch noch der Netzbetreiber. Das führte zu einer Marktfragementierung, die nicht nur die Nutzer nervt, sondern auch Sicherheitsprobleme mit sich bringt: Ohne Update bleiben Lücken dann lange offen.
HP und RIM planen neue Tablets
Bei Honeycomb hat Google bislang nicht einmal den Quellcode veröffentlicht - trotz früherer Beteuerungen der Offenheit. Es scheint, als habe der Konzern gelernt, dass eine normalisierte Plattform, wie sie Apples iOS darstellt, große Vorteile hat. Damit das klappt, müssen nun aber auch noch die Hersteller mitspielen, die Android auch wegen seiner vielen Möglichkeiten bezüglich Anpassungen lieben - Branding und Feature-Unterscheidungen sind so möglich. Honeycomb braucht aber auch noch aus anderen Gründen einen Push: Bislang ist die Auswahl an verfügbaren Tablet-Apps noch erstaunlich gering.
Vielleicht springen ja HP und RIM in die Bresche. Beide Hersteller planen in den nächsten Monaten eigene Tablets. Der Computerriese HP setzt auf sein bei Palm zugekauftes Betriebssystem WebOS, das durchaus schön gestaltet ist, dem aber die große Menge an Entwicklern fehlt, die iOS und Android mittlerweile haben. Noch ist außerdem unklar, ob WebOS auf Tablets wirklich gut läuft, wurde es doch einst für Smartphones entwickelt. Trotzdem hat HP die Entwicklungs- und Marketing-Power, dem Produkt einen vernünftigen Marktanteil zu verschaffen.
Deutlich nebeliger sieht es noch bei RIM aus. Der BlackBerry-Hersteller hat sein Playbook genanntes Tablet immer wieder angekündigt, kann es aber erst einigen Monaten wirklich liefern. Die Oberfläche ist neu, basiert auf dem zugekauften Echtzeitbetriebssystem QNX. Dafür soll das Playbook auch Android- und BlackBerry-OS-Anwendungen ausführen können - wie gut die dann aussehen, ist allerdings noch unklar. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das relativ kleine 7-Zoll-Display des Business-Tablets. Es dürfte die mit Abstand größte Wette im Tablet-Markt werden, die man sich in diesem Jahr vorstellen kann.