Web-TV Die Zukunft des Fernsehens

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Grafik: Web-Fernsehen

Die Funktion ist mehr als ein Videotext der nächsten Generation. Denn neben den Angeboten der Sender öffnet der Red Button auch den Weg zur Vielfalt öffentlicher Web-Angebote. Ob das Videoportal YouTube oder die Fotocommunity Flickr, ob das Netzwerk Facebook, der Fußball-Ticker des DFB: „Ein Druck auf den roten Knopf, dann kommt das Internet direkt auf den TV-Bildschirm“, verspricht der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust.

Eine neue Freiheit der Zuschauer, die den Fernsehmanagern auch Kopfzerbrechen bereitet, sagt ZenithOptimedia-Experte Schuldlos: „ Jeder Anbieter muss sehen, wo er bleibt und wie er künftig seine Zuschauer anlockt.“ Die sind in Zeiten verschärfter Konkurrenz zwischen Fernsehen und Online schneller weggesurft, als es den Senderchefs genehm ist.

Technische Voraussetzung, um alle Web-Inhalte auf dem TV-Schirm wiedergeben und per Red Button aufrufen zu können, ist der neue HbbTV-Standard. Er steht für Hybrid Broadcast Broadband TV, die Verteilung von TV- und Web-Inhalten über verschiedene Sendewege. Rund 60 Unternehmen unterstützen die Technik bereits. HbbTV definiert unter anderem Mindestanforderungen an TV-Geräte, damit sie mit der Internet-Sprache HTML umgehen können.

Hersteller erweitern ihr Angebot fortlaufend

Bei Philips, einem der HbbTV-Vorreiter, gehört der Web-Zugang ab der oberen Gerätemittelklasse zum Standard. Ältere Fernseher lassen sich teils per Software nachrüsten. Ähnlich beim Premiumhersteller Loewe, der Updates für die neue Individual-Slim-Reihe anbietet. Kommende Produktlinien sollen durchgängig HbbTV-tauglich sein.

Auf nicht HbbTV-tauglichen Web-Fernsehern können nur Inhalte angezeigt werden, die der jeweilige Anbieter für die spezifische Plattform programmiert und optimiert hat. So etwas bieten etwa Sony (Internet TV), Panasonic (VieraCast), Samsung (Internet@TV) oder LG (WebTV). Hier können Nutzer nur in den geschlossenen Portalen surfen und auf ausgewählte Inhalte zugreifen.

Immerhin: Die Hersteller erweitern ihre Angebote fortlaufend. YouTube, Facebook, Wetter, Börsenticker oder Foto-Communitys aus dem Netz gehören bei vielen zum Standard. Auf einigen vernetzten Samsung-Fernsehern können Nutzer sogar Videotelefonate via Skype führen. Und das Konzertarchiv der Berliner Philharmoniker mit allen Auftritten seit der Konzertsaison 2008/09 gibt es bei Sonys Internet-Video-Plattform – ab 9,90 Euro pro Auftritt.

Letztlich wird das Internet so zum Konkurrenten für etablierte Sendewege wie Antenne, Kabel oder Satellit. Mit ihrem Online-Fernsehen T-Entertain hat die Deutsche Telekom den Kabel- und Satellitenanbietern bereits rund 1,3 Millionen Fernsehkunden abgeworben. Das Angebot: mehr als 70 Fernsehkanäle für knapp 30 Euro im Monat sowie bei Bedarf weitere 7000 Filmtitel und Serienmitschnitte von Videoload auf Abruf. Wer will, kann zudem Liveübertragungen der Fußballbundesliga hinzubuchen. Der zum spanischen Kommunikationsriesen Telefónica O2 gehörende Anbieter Alice meldet rund 40 000 Nutzer seines deutschen Internet-Fernsehdienstes.

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