Wettbewerb Die Finalisten des Innovationspreises

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Eyefactive Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

Sie schieben sich auf den flachen Bildschirmen gegenseitig virtuelle Bilder zu, vergrößern sie mit einem Fingerspreizen, häufen sie zu Stapeln aufeinander. Die Menschen, die auf Messen wie der Cebit den meterlangen Bildschirmen des Startups Eyefactive begegnen, tatschen instinktiv auf ihnen herum. Und das auch noch alle gleichzeitig.

Was Hersteller von gewöhnlichen LCD-Monitoren zusammenzucken ließe, entlockt den beiden Eyefactive-Geschäftsführern Johannes Ryks und Matthias Woggon ein zufriedenes Lächeln. Ihre Riesenmonitore sind dafür gemacht, berührt zu werden – und das kommt auch bei den Kunden an. So gut, dass das Startup aus Wedel bei Hamburg nach einem Jahr schon 300 000 Euro umsetzt und schwarze Zahlen schreibt.

Multitouch nennt sich die Technologie, mit der Bildschirme Handgesten wie das Fingerspreizen oder Antippen verstehen lernen. Seit das iPhone vor vier Jahren mit diesem Prinzip das Handy revolutionierte, ist diese Art der Gerätebedienung aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Zwar hat der Computerhersteller Microsoft die Technik mit seinem Surface-Tisch bereits 2007 auf einen horizontalen Bildschirm im Fernseherformat übertragen.

Neue Dimensionen

Doch die diplomierten Medieninformatiker Ryks und Woggon stoßen in noch größere Dimensionen vor: Ihre jeweils 47 Zoll großen Bildschirme lassen sich nahtlos nebeneinanderbauen und zu einem größeren Display verschmelzen. „Jedes Modul wird von hinten per Videobeamer beleuchtet, zwei Infrarotkameras filmen die Handbewegungen“, erklärt Eyefactive-Gründer Woggon. Eine eigens entwickelte Software wertet die Videobilder aus und wandelt sie in Bedienbefehle um. Theoretisch, sagt Jungunternehmer Woggon, könne Eyefactive beliebig große Bildschirme zusammenfügen, und das sogar um die Ecke oder im Halbkreis. Und es können so viele Menschen gleichzeitig auf dem Bildschirm hantieren, wie vor ihm Platz finden.

Die Idee der koppelbaren, berührungsfähigen Riesenbildschirme und ein Prototyp entstanden 2008 in einem Seminar an der Fachhochschule Wedel. Auf der Cebit im gleichen Jahr kam das Gerät so gut an, dass Woggon und Ryks kaum ein Jahr später – direkt nach ihrem FH-Abschluss – eine eigene Firma gründeten. Mehr als zwei Dutzend Kunden haben sie seitdem gewonnen, darunter Siemens und die Mercedes-Benz Bank. Einem Kunststoffhersteller vermieteten sie gar einen sechs Meter langen Bildschirm, an dem Interessenten Bilder, Videos und Texte über das Unternehmen abrufen und zusammen Puzzles lösen konnten.

„Im Marketing entstehen ganz neue Möglichkeiten, wenn Messebesucher zu Dutzenden an einem Bildschirm interagieren können“, sagt Eyefactive-Gründer Woggon. Auch in der Kundenberatung, am Verkaufstresen, in Restaurants oder Shoppingcentern sehen die Gründer künftige Einsatzorte. Dazu wollen die Wedeler sich nun vom Projektgeschäft verabschieden und zum Produzenten mit eigenen Vertriebspartnern werden.

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