Wirtschaft von oben #113 – China 43 neue Flughäfen in vier Jahren? In China geht das

Im Juni soll die Eröffnung des Flughafens Tianfu gefeiert werden. Quelle: LiveEO/Google Earth

Kaum ein Land baut so schnell neue Flughäfen wie China, zeigen Satellitenbilder. Allein in den vergangenen vier Jahren waren es 43 Stück. Doch die Regierung sieht vor allem in kleineren Städten noch immer Nachholbedarf. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Die zentralchinesische Stadt Chengdu ist gerade dabei, in einen ganz besonderen Club aufzusteigen: Die Hauptstadt der Provinz Sichuan ist neben Shanghai und Peking die dritte Stadt in China, die nun über gleich zwei internationale Flughäfen verfügt. Die beiden Terminals des neuen Flughafens Tianfu, die zusammen über eine Fläche von 600.000 Quadratmetern verfügen, sind seit Ende März fertig, wie exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen. Die offizielle Eröffnung wurde kürzlich gefeiert: Am 28. Juni startete der erste Flug.

Tianfu ist nicht der einzige Flughafen in China, der derzeit gebaut wird oder sich in Planung befindet. Laut des neuen Fünfjahresplans, der im Frühjahr vom Pekinger Volkskongress verabschiedet worden war, sollen allein in den kommenden fünf Jahren über 30 neue Zivilflughäfen eröffnet werden. Dabei soll die Kapazität der Zivilluftfahrt um 43 Prozent auf zwei Milliarden Passagiere pro Jahr gesteigert werden.

Die Coronapandemie hatte kaum Auswirkungen auf die Pläne der Regierung. Tatsächlich hat das Passagieraufkommen bei chinesischen Inlandsflügen schon wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, wie Chinas Nationale Luftfahrtbehörde kürzlich mitteilte. Der Bedarf nach Flugreisen wird weiter steigen.


Schon im Zeitraum des vorangegangenen Fünfjahresplans waren 43 neue Flughäfen gebaut worden. Dazu gehört auch der neue Pekinger Flughafen Daxing. Im September 2015 begannen die Arbeiten – keine vier Jahre später war der „Seestern“ mit seinen sechs charakteristischen Seitenarmen, die zu den Flugzeugen führen, fertig. Das zeigen die Satellitenbilder. 200.000 Kubikmeter Stahl und 100.000 Kubikmeter Beton verbauten die beteiligten Firmen für den neuen Airport.


Dass China beim Bau neuer Flughäfen so schnell ist, hängt zum einen mit viel Erfahrung zusammen. Mittlerweile gibt es in der Volksrepublik schließlich mit 241 zertifizierten Flughäfen mehr Airports als irgendwo sonst in der Welt. Oft sind es die gleichen Staatsfirmen, die für den Bau zuständig sind. Hürden räumen die Planer rigoroser aus dem Weg – in den meisten westlichen Demokratien wäre das kaum möglich. Noch bevor die Arbeiten am Flughafen in Peking begannen, rückten Planierraupen an, um Platz zu schaffen. Dutzende Dörfer wurden dem Erdboden gleich gemacht. Die Anwohner wurden zwar entschädigt. Eine Wahl hatten sie aber nicht. Doch nicht immer ist der Bau eines neuen Flughafens mit Zwangsumsiedlungen verbunden.

In der südchinesischen Stadt Shenzhen errichteten Baufirmen etwa im Meer eine Fläche mittels Polder. So entstand 2013 ein neues gewaltiges Terminal und eine neue Landebahn, wie Satellitenbilder zeigen.


Während es in der vergangenen Dekade vor allem darum ging, so schnell wie möglich die stark gestiegene Nachfrage nach Flugreisen zu decken, soll es nun eher darum gehen, dass Flugnetz zu verfeinern. So werde in Zukunft die Wachstumsgeschwindigkeit großer Flughäfen sinken, während der Bau kleinerer Zubringer-Flughäfen zunehmen wird, wie die staatliche „Global Times“ berichtet.

So sind etwa Regional-Flughäfen in mittelgroßen Städten wie Shuzhou in der Provinz Shanxi, in Jiaxing (Zhejiang), Ruijin (Jiangxi) und Aral (Xinjiang) geplant. Laut der chinesischen Luftfahrtbehörde CAAC sollen Fluggesellschaften mehr Kurzstreckenflüge in abgelegene Regionen anbieten, in denen sich der Bodentransport als schwierig erweist. Das gilt etwa für bergige Gegenden, in denen Schnellzug-Strecken nur schwer zu realisieren sind.

Damit auch Menschen in solchen Region künftig einfacher fliegen können, sollen regionale Fluggesellschaften, die Flüge zwischen kleinen und mittleren Flughäfen mit einem Passagieraufkommen von weniger als zwei Millionen anbieten, höhere Subventionen erhalten. Aber auch an Chinas bereits gut entwickelter Ostküste wird weiter investiert.

Wichtige Drehkreuze, darunter der internationale Flughafen Shanghai Pudong, der internationale Flughafen Guangzhou Baiyun und der internationale Flughafen Shenzhen Bao'an sollen zudem erweitert werden. Neue Flughäfen werden in Xiamen, der ostchinesischen Provinz Fujian und Hohhot in der autonomen Region Innere Mongolei in Nordchina zu sehen sein. Rund 40 Flughäfen in China sollen in den nächsten fünf Jahren in der Lage sein, internationale Flüge abzuwickeln.

Doch damit wird der Ausbau des chinesischen Flugnetzes längst nicht beendet sein, wie ein im Februar veröffentlichter Entwurf eines neuen nationalen Infrastrukturplans für die nächsten 15 Jahre deutlich macht.
Demnach soll es in China bis 2035 sogar 400 Flughäfen geben. Das bedeutet, dass Baufirmen im Schnitt pro Jahr etwas zehn neue Airports errichten müssten. Auch andere Transportwege will die Regierung demnach weiter massiv ausbauen.

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Peking strebt zudem an, das nationale Hochgeschwindigkeitszugnetz bis 2035 auf 70.000 Kilometer auszubauen – eine weitere Steigerung von 84 Prozent gegenüber den geschätzten 38.000 Kilometern Ende letzten Jahres. Die Länge des gesamten Eisenbahnnetzes des Landes soll in 15 Jahren auf 200.000 Kilometer ansteigen, 37 Prozent mehr als bisher. Das nationale Netz von Schnellstraßen soll auf 460.000 Kilometer anwachsen.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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