Wirtschaft von oben #125 – Expo Aus dem Wüstensand gestampft

Als Ort der Expo wurde ein Gelände im Süden Dubais ausgesucht. Dort wurden die Pavillons der Weltausstellung aus dem Wüstensand hochgestampft – und haben sieben Milliarden Dollar gekostet. Quelle: LiveEO/Skywatch

Satellitenbilder zeigen: Das neue Expo-Gelände passt zur Glitzermetropole der Superlative. Stolze sieben Milliarden Dollar hat Dubai für die Weltausstellung gezahlt. Und doch scheint der Glanz teils ein wenig matt. „Wirtschaft von Oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Die Freude in Dubai war riesig an jenem 27. November 2013. Das Emirat Dubai war als Veranstaltungsort der Expo auserkoren worden – und damit zur ersten Weltausstellung in der Region des Nahen Ostens, Afrikas und Südasiens.

Dubais Machthaber Scheich Mohammed bin Rashid al-Maktoum ließ ein Feuerwerk vom größten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, abbrennen. Auch rief die Regierung einen nationalen Feiertag für alle Bildungseinrichtungen der Vereinigten Arabischen Emirate aus.

Die Planungen begannen. Als Ort der Expo wurde ein Gelände im Süden Dubais ausgesucht. Die exklusiven Satellitenaufnahmen von LiveEO zeigen: Das Areal wurde aus dem Wüstensand gestampft – und zwar für sehr viel Geld: Sieben Milliarden Dollar hat die Expo das Wüstenemirat gekostet.


Der Platz Al Wasl Plaza ist der Mittelpunkt – hier finden die Feierlichkeiten der Ausstellung statt. Die Stahlgitterkuppel des Al Wasl Plaza ist angeblich die größte 360-Grad-Projektionsfläche der Welt. Das Motto lautet: „Connecting Minds, Creating the Future” mit den drei Unterthemen Chancen, Mobilität und Nachhaltigkeit. Die Pavillons sind nach diesen Unterthemen angeordnet. Aus dem All sehen die drei Themenstraßen wir drei Blütenblätter aus.

Rund 200 Teilnehmer aus 191 Ländern – darunter Nationen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen – präsentieren hier ihre Innovationen. Der deutsche Pavillon etwa vertieft ebenfalls die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Es ist schon bemerkenswert, dass sich ausgerechnet Dubai mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Von davon und vom Umweltschutz grundsätzlich ist hier wenig zu spüren: Binnen weniger Jahrzehnte wurde aus einem 40.000-Einwohner-Nest in der Wüste (1960) eine Megacity mit 3,4 Millionen Einwohnern (2020). Es ist eine Glitzermetropole der Superlative, die vor allem Erlebnis-Touristen anziehen will. Mit künstlich aufgeschütteten Inseln, etwa dem Palm Jumeirah in Form einer Dattelpalme. Mit dem höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa. Investoren aus aller Welt wurden mit Steuerfreiheit, Freihandelszonen, gigantischen Infrastrukturprojekten angelockt – alles finanziert mit Ölmilliarden. Was nicht mehr gefällt, wird einfach abgerissen und neu gemacht. Der Automotor wird in den heißen Monaten gerne laufengelassen, damit das Auto schön kühl bleibt.

Die Expo gelobt jedoch Besserung: Mehr als 80 Prozent der Ausstellungs-Infrastruktur soll weiterleben. Aus dem Expo-Gelände soll die Zukunftsstadt „District 2020“ werden, eine globale „Modellgemeinschaft für die Zukunft, die modernste Innovation, Wissenschaft und Nachhaltigkeit nutzt, um eine sauberere, sicherere und gesündere Umwelt zu schaffen“, wie die Veranstalter betonen. Ob das eintrifft, wird sich zeigen. Das Emirat kämpft momentan damit, dass sein Erfolgsmodell unter anderem vom Nachbarn Saudi-Arabien kopiert wird.

Dubai verfolgt mit der Expo daher auch vor allem ein Ziel: Nach dem Corona-Lockdown im vergangenen Jahr wieder Besucher anzulocken. Angeblich rechnet Dubai mit einer Wertschöpfung von 33 Milliarden Dollar durch die Weltausstellung. Bis zu 300.000 neue Jobs sollen entstehen. Vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. März 2022 ist die Weltausstellung geöffnet, gerechnet wird mit 25 Millionen Besuchen.

Die Wanderarbeiter, die die Expo mit aufgebaut haben, sind schon weitergezogen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten Ausbeutung auf dem Bau, schlechte Arbeitsbedingungen in der Coronazeit. Die Veranstalter weisen die Kritik zurück.

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Wanderarbeiter sind allgegenwärtig in Dubai. Sie kommen etwa aus Indien, Pakistan, Bangladesch, schuften auf den Baustellen, um Geld nach Hause schicken zu können. Als Corona sich auch in Dubai ausbreitete, überließ man sie oft ihrem Schicksal. Jetzt, wo die Wirtschaft wieder hochfährt, sind sie wieder willkommen. Wenn sie denn den Medizin-Check bestehen: Blut wird abgezapft, die Lunge geröntgt. Angeblich sollen Krankheiten wie Aids oder Hepatitis ausgeschlossen werden. Wer den Test nicht besteht, muss das Land binnen 24 Stunden verlassen. Ohne Chance auf Wiederkehr.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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