Wirtschaft von oben #143 – Hawaii Reiche in der Südsee: Hier machen sich die Tech-Milliardäre breit

Das Anwesen von Jeff Bezos im Südwesten von Maui: Der Amazon-Gründer sammelt Immobilien. Quelle: LiveEO/Skywatch

Hawaii ist seit den sechziger Jahren ein beliebter Zufluchtsort für reiche Amerikaner. Nun hat sich eine Armada von Tech-Milliardären dort eingerichtet. Einer besitzt gar eine ganze Insel und baut diese als Selbstversorger aus, wie Satellitenbilder zeigen. Doch das Vordringen der Zuckerbergs und Ellisons bleibt nicht ohne Konflikte. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Der Immobilienmarkt boomt weltweit – auch in der Südsee. Immobilien auf Hawaii waren schon immer gefragt. Doch seit Unternehmen aus dem Silicon Valley ihre Regeln fürs Heimbüro gelockert und Börsengänge wie die von Airbnb und Coinbase eine frische Riege von Tech-Multimillionären geschaffen haben, kann sich Makler Matt Beall kaum noch vor Anfragen retten. Luxusvillen gibt es hier ab sechs Millionen US-Dollar aufwärts, abhängig von Insel und Entfernung zum Strand.

„Wir sehen neue Rekorde, die meisten zahlen bar“, sagt der Chef von Hawaii Life, einem der größten Makler der Inselkette. Bei den ganz exquisiten Immobilien gehen die Preise in dreistellige Millionenhöhen. Keine Preise für jedermann, aber für Männer wie Larry Ellison, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos. Sie und andere Tech-Milliardäre haben sich auf Hawaii im großen Stil eingekauft, wie die exklusiven Satellitenaufnahmen von LiveEO zeigen.

Ellison, der Gründer von SAP-Konkurrent Oracle ist vor anderthalb Jahren ganz von Kalifornien nach Hawaii gezogen. Er steuert seinen Softwarekonzern, wo er als Technologiechef noch immer die Produktentwicklung verantwortet, via Zoom von seiner eigenen Insel Lanai aus, die vor Maui liegt.


Im Sommer 2012 nutzte Ellison die einmalige Chance, gleich eine ganze Insel zu erwerben. Lanai, 364 Quadratkilometer groß und zwölf Kilometer westlich von Maui gelegen, war einst eine riesige Ananas-Plantage, angelegt in den zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts von James Dole. Der Unternehmer, auch als Ananas-König bekannt, legte auf der Insel eine Modellsiedlung an, baute Häuser für seine Farmarbeiter. In den achtziger Jahren übernahm der US-Milliardär David Murdock das nahezu bankrotte Unternehmen Castle & Cooke, die Muttergesellschaft der Dole Food Company. Murdock baute auf der Insel Luxushotels unter anderem für die Kette Four Seasons und legte Golfplätze an.

Mindestens 300 Millionen Dollar soll Ellison für die Insel berappt haben, die Häuser der 3100 Einwohner inklusive. Er ist nun Lanais Großgrundbesitzer und größter Arbeitgeber. Etwa zwei Prozent der Fläche sind beim Bundesstaat Hawaii verblieben, darunter zwei Häfen, der Flughafen und die Schule.


In den vergangenen zehn Jahren soll der Oracle-Gründer weitere 200 Millionen Dollar in die Entwicklung der Insel gesteckt haben. Nicht nur ließ er das Four Seasons für 75 Millionen Dollar renovieren, dessen Zimmer ab 1000 Dollar pro Nacht kosten und dessen teuerste Suite für über 20.000 Dollar offeriert wird. Der Liebhaber japanischer Kultur ließ auch einen Luxus-Spa namens Sensei Retreat errichten, wo neben Massagen Yoga und gesunde Ernährung unterrichtet wird.

Entwickelt hat das Programm ein Onkologe, der früher auch Ellisons Freund, den inzwischen verstorbenen Steve Jobs behandelte.


Ellison will aus Lanai eine Art ökologisch angehauchtes Luxus-Ressort machen, das sich im Notfall auch selbst versorgen kann. Sein Unternehmen Pulama Lanai betreibt auf der Insel nicht nur Hotels, sondern auch Landwirtschaft, inklusive mehrerer Gewächshäuser, in denen Gemüse angebaut wird. Bewässert werden sie aus aufgefangenem Regen und entsalztem Meerwasser. Der Strom wird über Tesla-Solaranlagen erzeugt und in Tesla-Batterien gespeichert. Ellison sitzt im Aufsichtsrat des Elektroautobauers. Dessen noch immer prägende Figur Elon Musk besucht ihn ab und an mit seinem Privatjet auf Lanai.

Ellison ist mit 112 Milliarden Dollar Vermögen zwar nicht ganz so reich wie Musk, auf Hawaii aber das bekannteste Mitglied einer ganzen Armada von Superreichen, die sich auf der Inselkette ganz niedergelassen oder einen Ferienwohnsitz zugelegt haben. Zumal sie sich hier leichter vor der Öffentlichkeit abschirmen können. Legendär ist die Heirat von Computermogul Bill Gates und Melinda French auf Lanai im Jahr 1994. Gates soll für die Trauung nicht nur das gesamte Hotel gebucht haben, sondern auch alle Flüge und Hubschraubertouren, um seine Privatsphäre zu schützen.

Bei Ellison soll es sich mittlerweile um mehr als eine halbe Milliarde Dollar handeln, die er in Lanai investiert hat. Der Eigentümerwechsel von einem Textil- und Südfrüchte- zu einem kalifornischen Software-Milliardär sorgte anfangs allerdings für Unruhe unter den Einheimischen. Der vorherige Eigentümer hatte kaum etwas in die Infrastruktur der Insel gesteckt. Ein Tiefpunkt kam, als dieser das einzige öffentliche Schwimmbad der Insel aus Kostengründen schloss. Also kündigte Ellison als erste Maßnahme nicht nur an, das baufällige Schwimmbad wieder aufzumachen. Er hat es auch komplett renoviert, so wie das einzige Kino der Insel. Seine Gesten guten Willens und das Versprechen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, beugten Protesten vor.

Daran hätten sich Facebook-Schöpfer Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan eigentlich ein Vorbild nehmen können, als sie Ende 2014 für 100 Millionen Dollar eine ehemalige Zuckerrohr-Plantage auf Kauai erwarben, der westlichsten bewohnten Insel Hawaiis. Stattdessen aber verscherzten sie es sich zunächst mit den Nachbarn, als sie eine bestehende Mauer um das Grundstück erhöhten und Zäune aufstellen ließen. Dies, so empörten sich Anwohner, erschwerte den Zugang zu zwei beliebten Stränden, darunter einem inoffiziellen FKK-Strand. Und es schnitt Einheimische von ihren Mini-Parzellen ab, die sich auf Zuckerbergs Land befanden. Das, gekoppelt mit Klagen gegen die Eigentümer, die ihr Land nicht an Zuckerberg verkaufen wollten, sowie rabiat auftretenden Wachleuten, sorgte für weltweite Negativ-Schlagzeilen.


Als diese überhandnahmen, erinnerte sich das Paar an Ellisons Vorbild. Es gelobte öffentliche Reue, zog die Klagen zurück, spendete ans örtliche Museum und richtete einen knapp fünf Millionen Dollar schweren Fonds ein, mit dem Sozialwohnungen auf Kauai gebaut werden sollten. Ihren Landbesitz haben Zuckerberg und Chan jedoch weiter ausgeweitet und strategisch alle verfügbaren Grundstücke um ihre Plantage aufgekauft. Ihnen gehören inzwischen knapp 600 Hektar, 45 davon erwarben sie 2021.

Auf Zuckerbergs Plantage wird kräftig gebaut. Das erste Haus, auf einer Anhöhe über dem Strand gelegen, war mit 118 Quadratmetern Wohnfläche bescheiden. Aber es soll durch ein 3000 Quadratmeter großes Anwesen ergänzt werden, inklusive Tennisplatz, der auch auf den Satellitenbildern zu sehen ist. Geschätzter Wert: 35 Millionen Dollar.


Beliebt bei Tech-Promis ist auch die größte und südlichste Insel – Hawaii, auch Große Insel genannt. Intel-Gründer Gordon Moore verbrachte hier seine letzten Lebensjahre in einer riesigen Villa mit Blick aufs Meer. Salesforce-Gründer Marc Benioff und Computerpionier Michael Dell haben Luxusvillen-Anlagen geschaffen oder sich dort eingekauft.

Auf der Großen Insel befindet sich auch die Lieblings-Ferienanlage von Steve Jobs. Im Kona Village machte der Gründer von Apple regelmäßig Urlaub mit seiner Familie.


Die Anlage wurde 2011 von einem Tsunami getroffen und musste vorübergehend schließen. 20 Bungalows sowie Restaurants wurden beschädigt. Derzeit wird das Kona Village renoviert und ausgebaut. 2023 soll es dann als Rosewood Luxushotel wiedereröffnet werden. Die Reichen aus dem Silicon Valley können sich auch ohne eigenes Ferienhaus dort wie zu Hause fühlen – das Rosewood Hotel in Menlo Park ist eine der ersten Adressen im Hightech-Tal. Zu den Investoren vom Kona Village gehört Laurene Powell, die Witwe von Jobs.

45 Flugminuten weiter nördlich, auf der Urlauberinsel Maui, hat Jeff Bezos jüngst sein neuestes Liebesnest erworben. Seit er mit TV-Moderaterin Lauren Sanchez anbandelte, hat der Amazon-Gründer beim Kauf von teuren Immobilien noch mal zugelegt. Derzeit soll er sich in Maui nach einem Ferienhaus für seine Eltern umschauen. Seine eigene Luxusbleibe auf Maui mit drei Wohnhäusern – Kostenpunkt: angeblich 78 Millionen Dollar – befindet sich im Südwesten der Insel und ist durch Lavafelder und historische Fischteiche so abgeschirmt, dass die Bewohner quasi ihre eigene Bucht und ihren eigenen Strand haben.


Im Vergleich zu Bezos' 78-Millionen-Dollar-Vergnügen war der Preis für Peter Thiels Villa noch erschwinglich. Zehn Autominuten nördlich von der Bezos-Adresse zahlte der deutschstämmige Paypal-Mitgründer 27 Millionen Dollar für drei verschachtelte Häuser samt Gästehaus und Swimmingpool, die direkt an einem Strand aus Vulkanasche und Lava liegen. Als Thiel, der vor wenigen Tagen den Verwaltungsrat des Facebook-Konzerns Meta verlassen hat, vor zehn Jahren die 400 Quadratmeter übernahm, machte das auf der Insel Schlagzeilen, weil es damals der höchste Preis für ein Wohnhaus auf Maui war.

Hawaii ist für US-Amerikaner so etwas wie die Mittelmeer-Insel Mallorca für Deutsche – ein beliebtes Urlaubsziel mit traumhaften Stränden, warmen Temperaturen und Villen mit Meerblick. Mallorca sei das 17. deutsche Bundesland, wird gern gescherzt. Das ehemalige Königreich Hawaii ist hingegen tatsächlich seit 1959 ein Bundesstaat der USA. Die Inseln bieten einen Mix aus hawaiianischer Aloha-Willkommenskultur und allerhand amerikanischen Annehmlichkeiten: Flower-Lei und Surfbrett, gekoppelt mit Café Latte von Starbucks und Costco-Supermarkt.

Zur Westküste beträgt die Zeitverschiebung je nach Jahreszeit zwei beziehungsweise drei Stunden. Die Flugzeit zu der Südsee-Inselkette, die 3600 Kilometer westlich vor Kalifornien liegt, ist deutlich länger als von Köln/Bonn nach Palma: von der US-Westküste rund fünfeinhalb Stunden. Für amerikanische Distanzen ist das aber noch annehmbar. Täglich gehen Flieger von Los Angeles, San José oder San Francisco nach Kauai, Oahu, Maui und Hawaii, die vier größten der sieben bewohnten Inseln.

Die exklusivste Insel steht derweil nicht zum Verkauf. Niihau, das 25 Kilometer vor Kauai liegt, gehört seit über 150 Jahren der Familie Robinson. Sie heißt tatsächlich so, allerdings ist die Insel nicht verlassen wie in dem Roman von Daniel Defoe, sondern hat rund 100 Einwohner, die viele Jahrzehnte mit dem Verkauf von Muschel-Schmuck sowie Landwirtschaft ihr Geld verdienten.

Die Vorfahren der Robinsons erwarben die Insel 1862 vom früheren König von Hawaii. Ihre neuen Besitzer schirmten sie ab, über ein Jahrhundert gab es keinen Strom. Inzwischen sind Solaranlagen aufgestellt worden. Die Bewohner dürfen keine Waffen besitzen und müssen dem Alkohol abschwören. Bruce Robinson, einer der Besitzer und inzwischen über 80 Jahre alt, hat schon etliche Offerten bekommen, die Insel zu verkaufen. Aber bislang hat er alle ausgeschlagen.

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