Wirtschaft von oben #198 – Chinas Weltraumbahnhöfe Hier baut China seine Macht im Weltraum aus

Quelle: LiveEO/Planet Labs PBC SkySat

Nicht nur auf der Erde fordert die Volksrepublik die USA heraus. Auch im Weltraum hat die aufstrebende Supermacht große Ambitionen. Auf den chinesischen Weltraumbahnhöfen herrscht Hochbetrieb, wie exklusive Satellitenbilder zeigen. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Für China war 2022 ein überaus erfolgreiches Jahr. Wie geplant schickten die Chinesen zwei weitere Module für ihre neue Raumstation „Tiangong“ (Himmelspalast) ins All. Damit ist die T-förmige Station, Chinas erster echter Außenposten im All, zumindest in den Grundzügen komplett fertig. Nun läuft die Installation weiterer wissenschaftlicher Instrumente.

Zu den Projekten rund um die Raumstation gehört auch ein „Xuntian“ genanntes Weltraumteleskop, das dem amerikanischen Hubble-Teleskop ähneln soll. Es soll regelmäßig an die Station andocken, um aufgetankt und gewartet zu werden. Ende 2023 oder Anfang 2024 könnte es starten. Einmal mehr zeigt China den USA: Wir sind bereit. Die Auseinandersetzungen auf der Erde, etwa der fortwährende Handelskonflikt und strittige, von China beanspruchte Territorien im Südchinesischen Meer, setzen sich im Weltraum fort. Im vergangenen Jahr äußerte sich Nasa-Chef Bill Nelson besorgt darüber, „dass China auf dem Mond landet und sagt: Das gehört jetzt uns, und ihr bleibt draußen“. Das Programm Pekings diene militärischen Zwecken.

Diesen Vorwurf dementierte das chinesische Außenministerium prompt. Die Volksrepublik lehne jegliches Wettrüsten im Weltraum sowie dessen Bewaffnung ab, sagte ein Sprecher und sprach von einer „ständigen Verleumdungskampagne“ seitens der USA „gegen Chinas normale und vernünftige Weltraumbestrebungen“.

Möglich ist diese Weltraumbestrebungen nur, weil China auf der Erde mit leistungsfähigen Weltraumbahnhöfen die Voraussetzungen für eine hohe zweistellige Zahl von Raketenstarts pro Jahr geschaffen hat. Nach 64 Starts im vergangenen Jahr sind für dieses Jahr ähnlich viele geplant. Exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen, wie die Startanlagen gewachsen sind.


Beim Bau der Raumstation „Tiangong“ erfolgten die meisten Starts von der südchinesischen Insel Hainan.

Dort profitiert der Weltraumbahnhof Wenchang von seiner Nähe zum Äquator. Dank dieser Lage können dort mit derselben Rakete schwerere Nutzlasten in den geostationären Orbit gebracht werden als von weiter nördlich gelegenen Weltraumbahnhöfen.

2009 wurde offiziell der Grundstein gelegt. Von da an ging alles sehr schnell auf Hainan. Fischteiche und Siedlungen mussten weichen und machten Platz für einen gigantischen Weltraumbahnhof. 2016 erfolgte der erste Raketenstart.


Ganz weit im Norden des Landes gingen vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in der Wüste Gobi in den vergangenen Jahrzehnten oft Raketenstarts aus, die für den Nationalstolz besonders wichtig waren. Das Startzentrum stand im Mittelpunkt vieler chinesischer Weltraumunternehmungen, darunter der erste Satellit Dong Fang Hong I im Jahr 1970 und die erste bemannte Weltraummission Shenzhou im Oktober 2003. Im August 2016 startete China von dort seinen ersten Quantenkommunikationssatelliten.

Taijuan in der Provinz Shanxi und Xichang im Südwesten der Volksrepublik sind zwei weitere wichtige Satellitenstartzentren des Landes.



Arbeit gibt es in den Zentren genug. Gleich mehrfach wollen die Chinesen in den kommenden Jahren zurück zum Mond. Dann sollen auch Gesteinsproben aus den Polarregionen des Mondes zur Erde gebracht werden. Andere Gesteinsproben hatte China bereits erfolgreich vom Erdtrabanten zurückgebracht. Mit Russland arbeiten Pekings Weltraumexperten an Plänen für eine Forschungsstation auf dem Mond.


Ein weiteres Vorhaben: die Landung auf einem erdnahen Asteroiden. China will zudem Proben vom Mars zur Erde bringen, was 2028 geschehen könnte. Eine Mission zur Erforschung des Jupiters könnte ein Jahr später folgen.

Ihre Erkundungen des Weltraums treiben Peking und chinesische Unternehmen nun sogar auf anderen Kontinenten voran. Im afrikanischen Land Dschibuti hat China gerade den Bau des ersten Weltraumbahnhofs außerhalb der eigenen Landesgrenzen angekündigt. Bereits 2027 soll die Raketenstation fertiggestellt sein. 30 Jahre lang, so die Ankündigung, werden die Chinesen die Anlage betreiben. Danach soll er an Dschibuti übergeben werden. Die Startanlage soll nach chinesischen Angaben afrikanischen Staaten helfen, eigene Satelliten ins All zu bringen.

Mitarbeit: Jannik Deters

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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