Wirtschaft von oben #27 – Seltene Erden Kampf um den Abbau der Technologie-Rohstoffe

Westliche Industrieländer planen den eigenen Abbau von Seltenen Erden. Bislang beziehen sie die Rohstoffe fast ausschließlich aus China. Als Reaktion baut der Weltmarktführer nun seine Produktion aus. Ein Blick auf die wichtigsten Tagebaustätten für Seltene Erden weltweit. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.


E-Autos, Windräder, Smartphones: Sie alle brauchen Bauteile, in denen Metalle der Seltenen Erden stecken. Kein Land fördert und produziert so viel von diesen wichtigen High-Tech-Rohstoffen wie China. Im Jahr 2017 war China nach Daten der US-Behörde USGS für 80 Prozent der globalen Produktion verantwortlich. Das Land versorgt fast den gesamten Weltmarkt.

Doch mittlerweile regen sich die Industrieländer und wollen sich von Importen aus China unabhängiger machen. Vertreter der Europäischen Union trafen sich im November zur Rohstoffwoche in Brüssel. Dort diskutierten sie auch mit Vertretern Japans und der USA, wie man künftig die Versorgung mit kritischen Rohstoffen wie Seltenen Erden sicherstellen könne.

Die USA sind bereits einen Schritt weiter. Unter Präsident Trump wurden Seltene Erden als relevant für die nationale Sicherheit erklärt. 2018 begann nach mehreren Jahren des Stillstands wieder der Abbau in der einzigen Seltene-Erden-Mine des Landes.

15.000 Tonnen konnten die USA so selbst produzieren. Eine Menge, die sich unmittelbar auf den Einfluss der Chinesen auswirkte: Ihr Anteil an der weltweiten Produktion sank 2018 gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozentpunkte auf nur noch 70 Prozent.

Nun verstärken die USA ihre Bemühungen, sich von China unabhängiger zu machen. Im November unterzeichneten sie eine Vereinbarung mit Australien, um künftig gemeinsam den eigenen Abbau von Seltenen Erden zu planen. Mit Lynas stammt eines der wichtigsten nicht-chinesischen Seltene Erden-Unternehmen aus Australien.

Die australische Regierung will darüber hinaus im kommenden Jahr Seltene-Erden-Projekte im eigenen Land finanziell unterstützen, und mehr als vier Millionen Australische Dollar für Forschungsprojekte bereitstellen.

Doch der Angriff auf Chinas Monopolstellung blieb nicht ohne Reaktion: China kündigte an, in diesem Jahr seine Produktionsmenge auf 132.000 Tonnen zu erhöhen. Rekord. Ein heftiger Dämpfer für die Pläne der Amerikaner und Australier. Denn die Preise für die Metalle der Seltenen Erden sind seit Jahren eher niedrig. An vielen Orten lohnt der Abbau nicht.

Chinas Kronjuwel für den Abbau der Seltenen Erd-Metalle ist die Bayan Obo-Mine. Sie liegt im Norden des Landes, gut 100 Kilometer von der Grenze zur Mongolei entfernt. Bereits 1927 wurde sie eröffnet, damals noch als Abbaustätte für Eisenerz.

Satellitenbilder zeigen, wie sich die Abbaufläche der Mine über die vergangenen 30 Jahre mehr als verdoppelt hat. Laut einer Marktstudie, die die EU 2017 veröffentlichte, sollen in Bayan Obo jährlich 59.000 Tonnen der Technologierohstoffe abgebaut werden können. Damit wäre sie die größte Seltene-Erden-Mine der Welt, gefolgt von einer weiteren Mine in China: Maoniuping, die eine Kapazität von jährlich 25.000 Tonnen haben soll.

Bayan-Obo-Mine im Autonomen Gebiet Innere Mongolei der Volksrepublik China.

Die Mine in den USA, Mountain Pass, dürfte eine jährliche Kapazität von 20.000 Tonnen haben, zeigen die Daten der EU-Marktstudie. Damit wäre sie nach Mount Weld in Australien die fünftgrößte der Welt. Stimmen Zahlen, die der Minenbetreiber MP Materials auf seiner Website veröffentlicht, könnte sie mit einer ausgebauten Kapazität von über 30.000 Tonnen im Jahr 2019 bereits nach Bayan Obo zur zweitwichtigsten Mine der Welt aufgestiegen sein.

Mountain Pass liegt direkt an der Autobahn zwischen Las Vegas und Los Angeles. Dort ließ sich das Metall in den vergangenen Jahren nicht mehr profitabel abbauen. Minenbetreiber Molycorp ging im Jahr 2015 in die Insolvenz. US-Finanzinvestoren kauften die Mine, und nahmen sie erst 2018 wieder in Betrieb.

Mountain Pass steht exemplarisch für den Versuch der Amerikaner, sich von den Importen aus China zu lösen. Gleichzeitig verdeutlicht sie, wie abhängig die ganze Welt von Chinas Expertise auf dem Markt für Seltene Erden ist. Denn als technischen Berater für den Abbau im Mountain Pass Tagebau holte sich MP Materials den Spezialisten Leshan Shenghe Rare Earth aus Shanghai mit an Bord. Das Unternehmen ist als Minderheitsaktionär an der Mine beteiligt.

Und noch muss auch das in Mountain Pass produzierte Konzentrat zur weiteren Verarbeitung nach China verschifft werden. Laut einer Reuters Meldung will MP Materials im kommenden Jahr auch diesen Verarbeitungsschritt in den USA möglich machen.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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