Wirtschaft von oben #28 – Jeddah Tower Vor jeder Krise geht’s nach oben

In Saudi-Arabien soll das höchste Gebäude der Welt entstehen. Doch der Bau des Jeddah Tower stockt, wie exklusive Satellitenbilder zeigen. Und das gigantische Bauprojekt könnte gar Vorbote einer nahenden Krise sein. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Jeddah Tower

Vor 20 Jahren entwickelte Andrew Lawrence als Immobilienanalyst bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein den so genannten Skyscraper-Index. Seine These: Visionäre Wolkenkratzerprojekte kündigen Wirtschaftskrisen an. Denn kurz bevor eine Hausse endet, gehen Investoren die größten Risiken ein. Tatsächlich kam keine der großen Krisen des 20. Jahrhunderts ohne neuen Rekord-Wolkenkratzer daher. So kündigten in New York der Bau des Chrysler Building und des Empire State Building die Depression von 1930 an, die Petronas Towers in Kuala Lumpur 1997 die Asienkrise, das Taipei 101 in Taiwan das Platzen der Dotcom-Blase und zuletzt 2008 der Burj Khalifa in Dubai die Finanzkrise. Diese Immobilien-Gigantomanie ist Symptom einer zu laschen Geldpolitik: Niedrige Zinsen und steigende Preise führen zu überschwänglichem Optimismus.

In der saudischen Stadt Dschidda begann 2013 eine neues Ausmaß der Gigantonamie: der Bau des Jeddah Tower. Der wie der Burj Khalifa ebenfalls vom amerikanischen Stararchitekten Adrian Smith entworfene Mega-Wolkenkratzer soll mit mehr als einem Kilometer das höchste Gebäude der Welt werden und den Burj Khalifa an der Spitze der Rangliste ablösen. Geplant sind 167 Etagen mit einer Grundfläche von insgesamt 258.000 Quadratmetern, die vorgesehen sind für Büros, Wohnungen, Luxushotels und verschiedene Touristenattraktionen. Auf einer Höhe von 664 Metern soll etwa die höchste Aussichtsplattform der Welt entstehen. Bei günstigen Sichtverhältnissen soll von dort der Blick über das Rote Meer hinweg bis zum 230 Kilometer entfernten Afrika reichen.


Ursprünglich sollte der Hauptauftragnehmer, der hoch verschuldete saudische Baukonzern Saudi Binladin Group, das Gebäude in diesem Jahr fertigstellen. Doch die Eigentümerin des Jeddah Towers, die Jeddah Economic Company (JEC), stellte im Januar 2018 die Bauarbeiten für Beton ein. Damals hatte der Betonkern eine Höhe von 256 Metern erreicht. JEC plane aber, den Bau des Turms in wenigen Monaten wieder aufzunehmen, hieß es auf dem jüngsten Weltkongress des „Council on Tall Buildings and Urban Habitat“ in Chicago.

Die Saudi Binladin Group, eines der größten Bauunternehmen der Welt, muss nun einen Schuldenberg von 15 Milliarden Dollar restrukturieren. Als Berater für die Umschuldung nahm das Unternehmen der Familie Binladin die Investmentbanken Moelis und Rothschild in die engere Auswahl, berichtet der Börsendienst Bloomberg. Der Konzern wurde in den vergangenen Jahren hart getroffen vom Abschwung im Bausektor aufgrund sinkender Ölpreise. Die Regierung in Riad beteiligte sich im vergangenen Jahr mit rund 37 Prozent an dem Baukonzern, um „ausstehende Gebühren zu begleichen“.

Jeddah Tower

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


Diese Seite teilen:
  • Teilen per:
  • Teilen per:
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%