Vor 20 Jahren entwickelte Andrew Lawrence als Immobilienanalyst bei der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein den so genannten Skyscraper-Index. Seine These: Visionäre Wolkenkratzerprojekte kündigen Wirtschaftskrisen an. Denn kurz bevor eine Hausse endet, gehen Investoren die größten Risiken ein. Tatsächlich kam keine der großen Krisen des 20. Jahrhunderts ohne neuen Rekord-Wolkenkratzer daher. So kündigten in New York der Bau des Chrysler Building und des Empire State Building die Depression von 1930 an, die Petronas Towers in Kuala Lumpur 1997 die Asienkrise, das Taipei 101 in Taiwan das Platzen der Dotcom-Blase und zuletzt 2008 der Burj Khalifa in Dubai die Finanzkrise. Diese Immobilien-Gigantomanie ist Symptom einer zu laschen Geldpolitik: Niedrige Zinsen und steigende Preise führen zu überschwänglichem Optimismus.
In der saudischen Stadt Dschidda begann 2013 eine neues Ausmaß der Gigantonamie: der Bau des Jeddah Tower. Der wie der Burj Khalifa ebenfalls vom amerikanischen Stararchitekten Adrian Smith entworfene Mega-Wolkenkratzer soll mit mehr als einem Kilometer das höchste Gebäude der Welt werden und den Burj Khalifa an der Spitze der Rangliste ablösen. Geplant sind 167 Etagen mit einer Grundfläche von insgesamt 258.000 Quadratmetern, die vorgesehen sind für Büros, Wohnungen, Luxushotels und verschiedene Touristenattraktionen. Auf einer Höhe von 664 Metern soll etwa die höchste Aussichtsplattform der Welt entstehen. Bei günstigen Sichtverhältnissen soll von dort der Blick über das Rote Meer hinweg bis zum 230 Kilometer entfernten Afrika reichen.