Wirtschaft von oben #55 – China Hier baut China Hochhäuser für Schweine

Im Süden Chinas setzt der Zuchtbetrieb Yangxiang auf eine ungewöhnliche Art der Tierhaltung: Statt in die Breite baut er Stallungen in die Höhe, wie exklusive Satellitenaufnahmen zeigen. So übersteht die Firma auch die derzeit im Land grassierende Schweinepest. „Wirtschaft von oben“ ist eine Kooperation mit LiveEO.

Schweinefarm Yangxiang

Der Berg Yaji im Süden Chinas ist auf den ersten Blick ein Ort, an dem effiziente Massentierhaltung kaum möglich scheint. Steile Hänge, dicht bewachsen mit Bäumen, prägen die Landschaft in diesem Teil der Provinz Guangxi. Von weiten Flächen für Ställe fehlt jede Spur.

Trotzdem liegt hier einer der größten Zuchtbetriebe der Region. Über 100.000 Tiere sind nach Angaben des Betreibers auf der Schweinefarm Yangxiang in der Nähe der Stadt Guigang untergebracht. Das ungewöhnliche Erfolgsrezept: Yangxiang hat nicht in die Breite, sondern in die Höhe gebaut, wie Satellitenbilder von LiveEO zeigen. In vier vom Betreiber „Schweine-Hotels“ genannten Bauten drängen sich auf sieben bis neun Etagen tausende Tiere. Eine weitere Anlage mit 13 Stockwerken befindet sich derzeit in Bau.

Weil Guigang in unmittelbarer Nähe des Perlflussdeltas liegt, einer der am dichtesten besiedelten Regionen Chinas, ist die Schweinezucht in dieser Region attraktiv für die chinesische Firma. Etwa 60 Millionen Menschen leben in nahegelegenen Städten wie Shenzhen und Guangzhou auf einer Fläche so groß wie Thüringen – gute Abnehmer für frisches Schweinefleisch. Von Vorteil sind zudem die kurzen Transportwege.

Wegen der vielen Berge, so erzählt es Gao Yuanfei, Vizepräsident von Yangxiang, sei geeignetes Bauland zu erschwinglichen Preisen kaum zu finden. Vor allem deshalb entschloss sich Yangxiang für die Hochhäuser. Die Idee: Deutlich mehr Tiere auf der gleichen Grundfläche sollen einen erheblichen Kostenvorteil bringen.

Schweinefarm Yangxiang: Hochhäuser von bis zu 13 Stockwerken

Als die Arbeiten für das erste „Schweine-Hotel“ vor vier Jahren begannen, spielte die derzeit in China grassierende Schweinepest noch keine Rolle. Dennoch zeigt sich nun, dass Yangxiang durch die besondere Architektur seines Zuchtbetriebs zu einem Gewinner der Krise gehört.

Laut Statistiken des chinesischen Agrarministeriums ist der Schweinebestand der Volksrepublik in nur einem Jahr von 350 Millionen Tieren um 41,1 Prozent geschrumpft. Millionen Tiere mussten nach Ausbruch der Pest im August 2018 notgeschlachtet werden.

Schweinefarm Yangxiang: Aufzug zu den Ställen

Die Struktur des chinesischen Schweinemarktes erschwert zudem die Eindämmung der Pest. In keinem Land züchten Viehbauern mehr Schweine als in China. Der Großteil der Tiere stammt nicht aus Großbetrieben, sondern von Familienfarmen, die lediglich einige Dutzend oder wenige Hundert Schweine halten. Oft fehlt es an Wissen oder den nötigen finanziellen Mitteln, um Sicherheitsvorschriften einhalten zu können.

Dies ist bei Yangxiang nicht der Fall. Biosicherheit, so versichert es Vizepräsident Gao, habe höchste Priorität.

Die Yangxiang-Farm liegt abgeschottet in den Bergen. Das Virus hat die Hochhäuser noch nicht erreicht. Ferkel lässt sich der Betrieb nicht von außerhalb liefern, sondern züchtet sie direkt auf dem Gelände. Gut geschulte Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Sicherheitsvorschriften in den „Schweine-Hotels“ eingehalten werden.

Chinas Regierung wünscht sich mehr davon: Im Kampf gegen die Schweinepest, durch die sich der Schweinepreis zuletzt mehr als verdoppelt hat, setzt Peking auf die gezielte Förderung von Großfarmen, die sich leichter kontrollieren lassen. Während Kleinfarmen nach und nach aussterben dürften, können sich die größeren Landwirtschaftsbetriebe derzeit über Subventionen freuen.

Die Rubrik „Wirtschaft von oben“ entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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