Andere Zeiten waren das. Als der chinesische Technologiekonzern Huawei 2017 bekannt gab, mitten im oberbayerischen Städtchen Weilheim eine „Modellfabrik“ zu eröffnen, zeigte sich die Politik hocherfreut. „Wir begrüßen sehr, dass Huawei als weltweit führendes Technologieunternehmen sein Engagement in Bayern ausbaut“, sagte Ilse Aigner (CSU), seinerzeit bayerische Wirtschaftsministerin.
Knapp drei Jahre und eine globale Debatte um Huaweis militärische Verstrickungen später ist von dieser Begeisterung nichts mehr übrig. Stattdessen werden die Fragen lauter, was der Konzern denn nun genau auf dem Gelände treibt. Denn die Forschungsfabrik ist bereits seit Ende 2019 in Betrieb – eine Eröffnungsfeier oder einen anderen Besuch politischer Vertreter des Ortes oder der Landesregierung aber gab es bis heute nicht. Außer den zuständigen Vertretern des Bauamtes und den Mitarbeitern von Huawei hat die Fabrik noch niemand von innen gesehen.
Die Informationen, die Huawei selbst verteilt, sind äußerst spärlich. 70 Mitarbeiter würden in den Hallen arbeiten, bis zu 300 könnten es mal werden. „Der Hauptfokus liegt neben der Forschung und Entwicklung im Bereich Herstellungstechnologien auf dem Testen von Komponenten, etwa im Mobilfunkbereich“, so teilt ein Sprecher mit.
Dass viele Weilheimer gerne ein bisschen mehr über das Treiben in der Fabrik wüssten, liegt an der wachsenden Sorge über die Beziehungen zwischen Huawei und dem chinesischen Staat. Seit Monaten ringt deshalb auch die Bundesregierung darum, ob sie den Konzern gänzlich vom 5G-Ausbau des Mobilfunknetzes ausschließen soll. Die Aktivitäten am Standort Weilheim sind zudem von besonderer Brisanz. Denn: Der Konzern ist neben Verwaltungsstandorten sonst nur mit einem Forschungszentrum in München präsent.