Man muss schon genau hinschauen, um den Anbau rechts oben an einer Straßengabelung in Peking zu erkennen. Der chinesische Staatskonzern Sinopharm produziert dort seit Juli rund hundert Millionen Impfstoffdosen. Die provisorischen Anlagen auf den Fußballfeldern links davon, wie Satellitenaufnahmen von LiveEO zeigen, dürften ebenfalls im Dienst der Impfstoff-Herstellung stehen. Laut chinesischen Medien wurde die kleine Fabrik in der Rekordzeit von sechzig Tagen gebaut und zertifiziert. Am Bau beteiligt war unter anderem das Schweizer Unternehmen Sauter – die Gebäudemanagement-Spezialisten sorgten etwa für einen zuverlässigen Luftstrom und eine sterile Umgebung.
Zugelassen ist der Sinopharm-Impfstoff noch nicht, die Tests befinden sich in der letzten Phase. Dennoch sind bereits Hunderttausende Chinesen geimpft worden – eine „Notfallverwendung“ erlaubt den Einsatz bei „besonders gefährdeten Gruppen“. Der Kreis der Berechtigten wird dabei recht großzügig ausgelegt: Mediziner zählen natürlich dazu. Ebenso Flugbegleiter und Mitarbeiter von Staatsfirmen, die ins Ausland reisen. Auch die Pförtner von Diplomatenvierteln erhielten den Impfstoff bereits.
Wenige Kilometer westlich hat das konkurrierende chinesische Unternehmen Sinovac ebenso in Rekordzeit ein neues Werk hochgezogen. Der genaue Standort ist allerdings bisher geheim. Auch diese Fabrik produziert schon kräftig Impfstoff, wie chinesische Medien berichten. Insgesamt will das Land 2021 eine Milliarde Covid-19-Impffstoffdosen verteilen, unter anderem auch in mehrere südamerikanische Staaten.
So weit ist das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca mit seinem Impfstoff AZD1222 noch nicht. Der befindet sich zwar ebenfalls in der letzten Testphase mit Zehntausenden Probanden - zuletzt mit einem Rückschlag, denn es gab im Zusammenhang mit der Studie einen Todesfall, dessen genaue Umstände aber bislang unklar sind. Rund siebzig Millionen Impfstoff-Dosen will die britische Non-Profit-Organisation Vaccines Manufacturing and Innovation Centre (VMIC) ab Sommer 2021 in Harwell südlich von Oxford für Astra Zeneca produzieren. Hier, wo vor etwas mehr als einem Jahr noch ein Parkplatz war, entsteht nun eine Impfstofffabrik. Ganz so schnell wie die Chinesen sind die Briten allerdings nicht. Immerhin wird die Anlage nun ein Jahr früher fertig als geplant – zunächst war die Fertigstellung für 2022 avisiert.