Es gibt Orte, anhand derer sich die neuere deutsche Geschichte wunderbar erzählen lässt. Der Flughafen Berlin-Schönefeld gehört dazu. Das fängt schon beim Namen an. Denn so geläufig der Zusatz „Berlin“ sein mag, so irreführend ist er. Schönefeld liegt außerhalb Berlins, einige Kilometer südlich der Metropole, in Brandenburg. Zu DDR-Zeiten diente der Flughafen dem sozialistischen Teil Deutschlands als Zentralflughafen. Und weil er eben nicht auf Berliner Stadtgebiet lag, durften ihn – anders als in Tegel und Tempelhof in Westberlin – auch nicht-alliierte Fluggesellschaften anfliegen.
Mit der Wiedervereinigung und dem Ende der DDR-Fluggesellschaft Interflug sanken die Passagierzahlen in Schönefeld. Erst in den 2000ern entdeckten ihn die Billigflieger wieder. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Zukunft des Flughafens längst entschieden. Der alte Airport wird zum „Terminal 5“ des neuen Hauptstadtflughafens BER, die alte Südlandebahn zur neuen Nordlandebahn.
Denn südlich des alten Geländes begannen Berlin, Brandenburg und der Bund 2006 mit den Bauarbeiten für jenes Großprojekt, das in den folgenden Jahren zum prominentesten Beispiel von Politik- und Verwaltungsversagen werden sollte – und dessen Fertigstellung nun, Ende Oktober 2020, mit acht Jahren Verspätung endlich „gefeiert“ werden kann.
Auch im Norden von SXF, wie Schönefeld im internationalen Flugverkehr abgekürzt wurde, hat sich eine Menge getan, wie exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen: Dort ist die Gemeinde auf mehr als 17.000 Einwohner angewachsen. Immer mehr Firmen haben sich niedergelassen, die Zahl der Arbeitsplätze wächst. Eine echte Erfolgsgeschichte im Schatten des Pannenprojekts.