Zukunft der Technik Die neuen Weltwunder

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S-Bahn-Logo Quelle: dpa

12.46 Uhr. Unterhaching. Das Handy vibriert rhythmisch in der Hosentasche. Es ist das vertraute Signal: Lieber ein bisschen schneller die Treppe hinauflaufen, sonst verpassen wir um 12.48 Uhr den Anschluss nach Gröbenzell. Geschafft. Die Türen der S-Bahn schließen sich, "gut gemacht", flüstert das Gerät, ein brandneues allPhone Jahrgang 2017, die Stimme überträgt es durch das Headset. "Und jetzt die schlechte Nachricht: Es regnet in Gröbenzell. Ich habe das Mietfahrrad abbestellt und stattdessen ein überdachtes Elektromobil ausgeliehen!"

Welche Technik müssen wir entwickeln, damit wir in ein paar Jahren noch so beweglich reisen können wie heute – ohne dass explodierende Treibstoffpreise uns lahmlegen oder der Planet an Autoabgasen zugrunde geht? Die Mobilität von morgen ist heute Diskussionsthema an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Zwei Dutzend Studenten, angehende Fahrzeugbauer und Elektrotechniker, Informatiker und Betriebswirte, suchen nach Ideen.

Schon jetzt gibt es Experimente mit Carsharing

Man kennt sich hier aus mit innovativen Verkehrslösungen: Gerade erst ist das studentische Rennteam von Benzin auf Strom umgestiegen, mit großem Erfolg. In der Formula Student, einer internationalen Rennserie der Hochschulen, liegt Zwickau ziemlich weit vorn: Weltranglistenplatz 12. Der Rennwagen des Teams heißt eGon, ein selbst entworfener, selbst gebauter, 260 Kilogramm schwerer Prototyp. Ein Stück Zukunftstechnik, made in Germany. Junge Ingenieure – man hat so seine Klischeevorstellungen, wie die denken. Mehr PS! Bessere Aerodynamik! Wunderspoiler! Tatsächlich fallen den Studenten zu dem Thema Leichtbau, bessere Akkus, mehr Elektronik ein. Es hallen aber noch ganz andere Vokabeln durch die Halle. Da ist von Carsharing und Onlinebuchung die Rede, von Psychologie und Akzeptanz.

Die Organisation von Verkehr ist heute ebenso zu einer Hochtechnologie geworden wie die Konstruktion neuer Maschinen. Eine sozialwissenschaftliche Hochtechnologie sozusagen. Alle beeilen sich, damit Erfahrungen zu sammeln. Autohersteller experimentieren mit Carsharing (DriveNow, car2go), die Deutsche Bahn erprobt Leihfahrräder und Elektromobile (eFlinkster). Neues kommt auf die Straße: Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, sogenannte Pedelecs. Und bei Renault ist der Twizy in Arbeit, halb Zweisitzer-Roller, halb Elektroauto. Solche Minifahrzeuge, zugeschnitten auf kurze Citystrecken und knappe Parkplätze, könnten die Ikonen eines neuen Mobilitätszeitalters werden.

Das eigene Auto wird überflüssig

"Intermodaler Verkehr gewinnt immer mehr an Bedeutung", sagte der Siemens-Forschungschef Reinhold Achatz beim Technologie-Gipfel des Konzerns im Mai. Intermodal bedeutet, dass man auf einer Reise allerhand Verkehrsträger miteinander kombiniert. Öffentlicher Transport und Individualverkehr verschmelzen. Der eigene Wagen vor der Haustür? Der ist weg.

Intermodal bedeutet aber auch: Vorsicht, Verwirrungsgefahr! Mit welchen Verkehrsmitteln kommt man nun von A nach B? Welche Lösung ist die günstigste, welche ist die schnellste, welche die bequemste? Die wichtigste Technologie zur Lösung dieses Verkehrsproblems steckt nicht unter der Motorhaube, sondern in der Hosentasche. Die Leute brauchen Verkehrsberater-Taschengeräte: Fahrplan, Ticketautomat, Staumelder und Straßenkarte in einem.

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