Übernahmekampf um Versorger Giftpille für Eon – Investor an Innogy-Teilen interessiert

Das Logo von Innogy Quelle: dpa

Überraschung für Eon: Ein Finanzinvestor hat Interesse an lukrativen Teilen von Innogy bekundet. Für den Innogy-Vorstand könnte das ein Druckmittel sein.

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Eon muss bei der geplanten Übernahme von Innogy ein überraschendes Störmanöver abwehren: Noch bevor der Energiekonzern seine Offerte für den Konkurrenten offiziell gestartet hat, versucht ein Investor lukrative Teile von Innogy herauszubrechen.

Innogy berichtete am Freitag per Adhoc-Mitteilung überraschend über einen Erwerbsinteressenten für die Geschäftsaktivitäten in Tschechien. Der Vorstand habe beschlossen, „eine Due Diligence zu ermöglichen und ausgewählte Informationen zu den betreffenden Geschäftsaktivitäten zur Verfügung zu stellen“. Interessenbekundungen habe es auch für bestimmte Geschäftsaktivitäten in den Segmenten Erneuerbare Energien, Vertrieb und Netz & Infrastruktur gegeben.

Die Gespräche befänden sich „in einer frühen Phase“, und es sei zum jetzigen Zeitpunkt offen, ob und gegebenenfalls zu welchen Bedingungen Angebote für einzelne Geschäftsaktivitäten abgegeben würden. Ein Sprecher des Unternehmens wollte auf Anfragen keine weiteren Details nennen.

Nach Informationen des Handelsblatts aus Finanzkreisen soll es sich aber um einen Finanzinvestor handeln, der sich für alle der genannten Aktivitäten interessiert. Innogy ist seit gut einem Monat mit den Übernahmeplänen durch Konkurrent Eon konfrontiert. Der hatte sich mit dem RWE-Konzern, der noch 76,8 Prozent der Anteile hält, auf einen umfassenden Tausch von Aktivitäten geeinigt. Demnach soll Eon das Paket übernehmen und will den übrigen Aktionären eine Offerte über 40 Euro je Anteilsschein unterbreiten. Der Prospekt wird derzeit von der Bafin geprüft und dürfte bis zum Monatsende veröffentlicht werden.

Die RWE-Ökostromtochter Innogy wirbt nach dem vorzeitigen Abgang des früheren Konzernchefs Peter Terium mit zusätzlichen Kostensenkungen um Vertrauen am Kapitalmarkt.

Innogy soll dabei zerschlagen werden. Eon will die Sparten Netze und Vertrieb. Die Aktivitäten bei den erneuerbaren Energien will dagegen Mutterkonzern RWE übernehmen, der damit zu einem der mächtigsten Stromproduzenten Europas aufsteigen will. Das Interesse des Investors verbessert die Verhandlungsposition von Innogy-Chef Uwe Tigges deutlich. Die Übernahme durch Eon kann er selbst kaum verhindern, weil Eon direkt die Kontrollmehrheit von RWE erwirbt. Durch Verkäufe von einzelnen Aktivitäten könnte er den Deal aber für Eon unattraktiv machen. Die Verhandlungen können auch weder Eon noch RWE verhindern. Beim Börsengang von Innogy im Oktober 2016 wurde dem Management des Newcomers vertraglich Unabhängigkeit zugesichert.

Für Tigges könnte das ein Hebel sein, zumindest die Rechte der Beschäftigten zu wahren. Er will von Eon-Chef Teyssen eine Rahmenvereinbarung, um unter anderem betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.

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