Finanzberater AWD: Carsten Maschmeyer

Vom Chef eines berüchtigten Strukturvertriebs zum seriösen Finanzberater – Carsten Maschmeyer hat das frühere Schmuddelimage hinter sich gelassen.

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Die goldenen Kettchen und Brillantecken am Hemdkragen sind verschwunden. Die üppige Haarpracht ist einem akkuraten Kurzhaarschnitt gewichen. Stattdessen entdecken ihn Freunde und Feinde von gestern zusammen mit seiner Frau in der ersten Reihe der rührseligen Galaveranstaltung „Die Nacht der Weltstars“. Carsten Maschmeyer im Ersten, gleich neben Weltberühmtheiten wie Michael Douglas, Karl Lagerfeld, Exsuperman Christopher Reeve und Michail Gorbatschow. 

Warum Maschmeyer da sitzt? Er zahlt für die Sause. Das Logo seines Unternehmens prangt vom Rednerpult, wo Moderator Reinhold Beckmann Promis, Kriegshelden und -opfer ehrt: AWD. Carsten Maschmeyer, in der Branche nur "Maschi" genannt, war einst der König unter den Strukkis, den Drückerkolonnen der Finanzszene. Doch das ist Vergangenheit. Inzwischen gibt sich Maschmeyer seriös: dunkler Anzug, weißes Hemd, zurückhaltende Krawatte, dezente Manschettenknöpfe – immer 100 Prozent korrekt. 

Geschichte mit Schönheitsfehlern

So mancher mag sich ob der Wandlung die Augen reiben. Doch Maschmeyer ist Chef und Mehrheitseigentümer des Finanzdienstleisters AWD, eines erfolgreichen MDax-Unternehmens, das er vor knapp 16 Jahren selbst gründete. Auch wenn die Geschichte des AWD nicht ohne Schönheitsfehler ist. Der 44-Jährige hat mit seiner Arbeitswut und seinem Verkaufstalent etwas aufgebaut, um das ihn heute viele beneiden: einen europaweiten Finanzvertrieb, der läuft wie geschmiert. 2002 machte der AWD einen Umsatz von 463 Millionen Euro, davon fast die Hälfte im Ausland. Fürs gerade abgelaufene Jahr erwartet Maschmeyer rund 20 Prozent mehr Umsatz, rund 555 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss soll sogar um 134 Prozent auf 40 Millionen Euro steigen. Bankschulden sucht man in der Bilanz vergeblich. 

Angesichts dieser Zahlen klopfen immer wieder Banken und Versicherungen bei Maschmeyer an, ob sie den AWD nicht übernehmen könnten. Eine Genugtuung für ihn, der lange als Schmuddelkind der Branche geschmäht wurde. Doch Maschi lässt sie alle abblitzen. 

Um Geld geht es Maschmeyer nicht mehr. Das Paket von 51 Prozent der AWD-Aktien, das seine Familie noch hält, ist beim Börsenkurs von rund 29 Euro allein etwa 560 Millionen wert. Maschmeyer ist reich geworden. Und einflussreich. 1998 finanzierte er eine anonyme Wahlkampfanzeigenkampagne mit dem Titel „Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein“, die Gerhard Schröder den Weg ins Bundeskanzleramt ebnete. Der weiß die Stütze zu schätzen. Der AWD-Chef sitzt im Unternehmer-Zirkel des Kanzlers. Von Zeit zu Zeit haben die Maschmeyers sogar Gerhard und Doris bei sich daheim zu Gast. 

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